Nach Champions-League-Pleite bei Aston Villa
FC Bayern München: Zweimal nicht gewonnen! Diese Fehler gilt es jetzt zu vermeiden
- Veröffentlicht: 03.10.2024
- 13:23 Uhr
- Kevin Obermaier
Der FC Bayern München verliert nach dem 1:1 in der Bundesliga gegen Bayer Leverkusen in der Champions League mit 0:1 bei Aston Villa. Zweimal kein Sieg bedeutete beim Rekordmeister in der Vergangenheit oft: Krisen-Modus. Damit genau der nicht eintritt, sollten die Verantwortlichen an der Säbener Straße drei Fehler jetzt unbedingt vermeiden.
Aus Birmingham berichtet Kevin Obermaier
Die erste Niederlage unter Vincent Kompany. Die erste Niederlage seit 138 Tagen. Die erste Niederlage in der Gruppenphase der Champions League (die ja eigentlich nicht mehr Gruppenphase heißt, aber egal) seit dem 27. September 2017. Das sind sogar 2.563 Tage.
Und zum zweiten Mal in Folge kein Sieg - am vergangenen Samstag gegen Bayer Leverkusen gab es ja auch "nur" ein 1:1.
Ist der FC Bayern München etwa im Krisen-Modus angekommen, erstmals unter dem neuen Trainer? Ist die Anfangs-Euphorie verflogen? Geht die Saison jetzt in die komplett falsche Richtung?
Nein. Zumindest sollte sie das nicht. Nicht, wenn die Bayern nun cool bleiben - und folgende drei Fehler an der Säbener Straße vermieden werden.
1. An Upamecano und Kim zweifeln
Oft waren in der Vergangenheit defensive Patzer schuld an Bayern-Gegentoren und -Niederlagen. Oft waren die Schuldigen schnell gefunden: Dayot Upamecano und Min-jae Kim.
Doch dem gern gescholtenen Innenverteidiger-Duo des FC Bayern ist diesmal nichts vorzuwerfen. Beide machten ihre Sache im Villa Park gut, verteidigten konsequent und gewannen jeweils über 70 Prozent ihrer Zweikämpfe.
Kims drei Tacklings waren laut "Opta" allesamt erfolgreich, dazu klärte er drei Situationen. Bei Upamecano saßen zwei von drei Tacklings, zudem eroberte er bärenstarke sieben Bälle.
Das Gegentor: wie auch Max Eberl nach dem Spiel anmerkte, eigentlich "gar keine richtige Chance" und das Resultat einer Fehleinschätzung von Manuel Neuer.
Schon gegen Leverkusen spielten Upamecano und Kim quasi fehlerfrei, die sonst so gefährliche Werkself kam nur zu drei Torschüssen.
Es scheint, als würden die beiden unter Ex-Verteidiger Kompany endlich ihr Potenzial ausschöpfen. Dass der Bayern-Trainer konstant auf das Duo setzt, schadet dabei sicher nicht: Eingespieltheit führt zu Vertrauen, zum Nebenmann und zu sich selbst. Und Selbstbewusstsein in der Regel zu besseren Leistungen.
Und wenn schon die Spieler selbst nicht mehr an sich zweifeln, warum sollte es dann der Trainer?
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2. Mit der Rotation aufhören
Doch nicht auf allen Positionen können (und sollten) immer dieselben Akteure spielen.
Abgesehen von der Abwehrzentrale, rotierte Kompany gegen Villa für seine Verhältnisse sogar ungewöhnlich viel: Laimer hinten rechts, Olise auf der Zehn, dafür Coman auf dem Flügel und Musiala auf der Bank.
Das Ergebnis: (noch) ausbaufähig. Coman spielte schwach (ran-Note 5), Olise kam erst so richtig auf Touren, als er wieder außen agieren durfte.
Und trotzdem sollte Kompany an der Rotation festhalten und gerade in der Offensive immer wieder durchtauschen. Warum, erklärte der Belgier nach dem Spiel selbst: "Es ist eine lange Saison und wenn wir das Gefühl haben, dass der eine oder andere nicht so frisch ist, kann das passieren. Wir haben den Kader dafür."
Ein Kader, in dem jeder bei Laune gehalten werden will. Und in dem, bei rund 50 Pflichtspielen, auch jeder gebraucht wird. Und dann da sein, fit sein, frisch sein muss. Was bringt es, jetzt immer die gleichen elf Spieler aufzustellen, wenn ihnen im Frühjahr in der heißen Phase die Luft aufgeht?
Zwar ließ die Bayern-Offensive in den vergangenen zwei Spielen die Durchschlagskraft vermissen und hat gerade vor allem ein Kane-Problem. Dieselbe Offensive erzielte in der Woche davor aber auch 20 Tore in drei Spielen. Übrigens auch nicht immer mit der exakt gleichen Formation.
3. In Panik verfallen
Der offensichtlichste Punkt. Und gleichzeitig der wichtigste. Doch Panik scheint Kompany ohnehin ein Fremdwort zu sein.
Angesprochen auf die erwähnten 2.563 Tage schüttelte der Bayern-Trainer nur den Kopf, sagte nüchtern: "Wenn man verliert, sollte man nicht so viele Jahre Kontext da reinlegen. Es ist nur ein Spiel."
Man müsse "vorsichtig" damit sein, immer gleich große Lehren aus einer Niederlage zu ziehen, denn Lehren gebe es auch nach einem 5:0-Sieg - schlussendlich gehe es "einfach ums Gewinnen". Vor allem bei Bayern.
Das bedeutet aber nicht, dass der Finger nicht in die Wunde gelegt werden sollte. Eberl mahnte, dass "95 Prozent auf diesem Niveau nicht reichen", aber auch "nicht alles schlecht" war. Joshua Kimmich gab zu, "das schlechteste Spiel der Saison" gezeigt zu haben, aber eben auch "kein wirklich schlechtes".
Aston Villa vs. FC Bayern
Aussagen, die zeigen, dass die Bayern die Warnung verstanden haben - aber deswegen nicht gleich überreagieren. Der Weg, ein guter Mittelweg, ist der richtige, es gibt nur ab und an ein paar Stolpersteine.
"Kontrollierte Euphorie" nannte Eberl die bayerische Gefühlslage nach dem erfolgreichen Saisonstart. Es dürfte also davon auszugehen sein, dass die negativen Emotionen nach der ersten Pleite nun auch "kontrolliert" ausfallen.
4. In Frankfurt verlieren
Ja, es war von drei Fehlern die Rede. Aber eines ist dann wohl auch bei allen guten Vorsätzen klar.
Sollte die Partie in Frankfurt am kommenden Sonntag (um 17:30 Uhr im ran-Liveticker) auch nicht gewonnen oder gar verloren werden, dann hilft es vermutlich auch nicht, dass davor niemand in Panik verfallen ist. Dann ist - je nach Art und Weise der Niederlage, und vor allem bei einem erneuten 1:5 - vielleicht doch das böse Wort mit K- am Anfang und -rise am Ende angebracht.
Doch das ist noch Zukunftsmusik. Genau jetzt sollte die Devise sein: Ruhe bewahren. "Aus dem heutigen Tag lernen und weitermachen", wie Kompany sagte. Und nur nicht unnötig aufregen. Die nächste Niederlage kommt so oder so. Wenn nicht in Frankfurt, dann irgendwann später.
Und bestimmt nicht erst in 2.563 Tagen.