FC Bayern - Schwächephase mit Folgen: Darum braucht Kompany einen Pavlovic in Topform

Von Dominik Hager

Der FC Bayern steht zwar an der Tabellenspitze der Bundesliga und im Achtelfinale der Champions League, jedoch scheint eine Teilnahme am Finale dahoam aktuell wenig realistisch zu sein.

Die Münchner überzeugten spielerisch weder gegen Celtic Glasgow noch gegen Bayer 04 Leverkusen und es festet sich der Eindruck, dass einige Stars aktuell nicht an ihr oberstes Leistungslevel herankommen.

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Die Formschwäche der Bayern-Flügel (mit Ausnahme von Michael Olise und mit Abstrichen Leroy Sané) ist altbekannt, doch auch Jamal Musiala und Harry Kane hinken deutlich ihren Hinrunden-Leistungen hinterher. Gleiches gilt für Teile der Defensive, vor allem für Raphael Guerreiro und Min-jae Kim.

Neben den genannten Spielern hat auch Youngster Aleksandar Pavlovic derzeit enorm zu kämpfen. Der 20-Jährige kommt nach seiner Schulterverletzung einfach noch nicht so richtig in Schwung und machte jüngst gegen Leverkusen gar keine gute Figur.

Zwar muss derartig jungen Spielern eine Schwächephase natürlich einmal zugestanden werden, jedoch hat diese größere Auswirkungen auf das Spiel der Münchner, als man auf dem ersten Blick denken möchte.

Herausragendes Passspiel: Pavlovic Drahtzieher der Bayern-Offensive

Gerne werden die Offensivspieler dafür verantwortlich gemacht, wenn die Aktionen langsam und berechenbar sind. Dies ist zwar zum einen zutreffend, jedoch liegt der Schlüssel zu einem funktionierenden Angriffsspiel schon auf deutlich tieferen Positionen. In der ersten Hälfte der Hinrunde war Pavlovic der heimliche Drahtzieher der Münchner Offensive.

Das Top-Talent verfügt über herausragende Pass-Fähigkeiten. Seine Quote von 94 Prozent (laut "Sofascore") ist in der Bundesliga unübertroffen, jedoch kommt es noch mehr darauf an, welche Art von Pässen er spielen kann. Pavlovic ist ein Meister des vertikalen Flachpassspiels. Mit seiner Handlungsschnelligkeit, Technik und Übersicht kann er die Bälle sofort verarbeiten und das passende Zuspiel durch die Gasse abgeben.

Landen solche Zuspiele bei Musiala oder einem anderen Offensivspieler, wurden bereits Gegenspieler überspielt und Räume geöffnet. Folgerichtig wird es auch wesentlich leichter, auf direktem Wege in Richtung Strafraum zu ziehen und Chancen zu generieren.

Das unterscheidet Pavlovic von anderen Bayern-Mittelfeldspielern

Mit seinen Fähigkeiten ist Pavlovic im Bayern-Team ein Unikat. Zwar ist Joshua Kimmich ein Mentalitäts-Monster und starker Allrounder mit guten langen Bällen, im Kurzpassspiel aber nicht auf Pavlovic-Niveau. Der 30-Jährige braucht für die Ballverarbeitung oft ein wenig länger, hat keinen perfekten "First Touch" und tut sich folgerichtig auch schwerer damit, pressende Gegner zu knacken.

Insbesondere in der gegnerischen Hälfte weist Pavlovic herausragende Zahlen auf und bringt 93 Prozent seiner Bälle an den Mann. Joshua Kimmich, der in der eigenen Hälfte ähnlich sicher wie sein junger Kollege agiert, fällt mit 83 Prozent doch ein Stück weit ab. Ähnlich ist die Statistik bei Steilpässen, bei dem Pavlovic mit 65 zu 55 Prozent angekommener Bälle dominiert. Nur bei den langen Zuspielen hat Kimmich die Nase vorne.

Letztlich tut sich aber auch gerade Kimmich leichter, wenn Pavlovic auf dem Platz ist. Dieser ist schließlich im Spielaufbau präsent und nimmt Last von Kimmich, während Goretzka diesbezüglich gerne ein wenig abtaucht oder sich in die Spitze bewegt. Zum Vergleich: Goretzka kommt auf 51 Ballkontakte pro Spiel, Pavlovic auf 81.

Zudem agiert Goretzka zwar im Passspiel sicher, spielt aber kaum Vertikal-Pässe, mit denen er das Spiel beschleunigt. Genau das führt dann dazu, dass die Offensive auch weniger Räume vorfindet. Auch ein Joao Palhinha, der Vierte im Bunde, ist kein großer Aufbauspieler, sondern vielmehr gegen den Ball ein Trumpf.

Pavlovic auf Formsuche: Problem und Hoffnungsschimmer zugleich

Problem bei der Sache ist lediglich, dass Pavlovic seit seinem Schlüsselbeinbruch einfach nicht mehr an seine Topform anknüpfen konnte. Nach seinem Comeback hatte man zunächst den Eindruck, dass er in den Zweikämpfen zurückzieht. Zuletzt vermisste man seine Handlungsschnelligkeit sowie seine mutigen und präzisen Zuspiele in die Spitze.

Demnach ist Kompany auch kein Vorwurf zu machen, wenn er in den wichtigen Spielen auf den zwischenzeitlich ausgemusterten Goretzka setzt.

Gewissermaßen ist die Formschwäche bei Pavlovic aber nur zu einem Teil ein Problem, vielmehr aber auch ein Hoffnungsschimmer. Es ist nur eine Frage der Zeit, dass der 20-Jährige zu seiner Form zurückfindet und dem aktuell stotternden Bayern-Motor damit Starthilfe geben könnte.

Bayern-Team mit fußballerischen Schwächen: Pavlovic der Mann der Zukunft

Zwar mag Goretzka in der Gegenwart eine Rolle spielen, jedoch ist Pavlovic ganz eindeutig der Mann für die Zukunft. Die Münchner brauchen ballgewandte Spieler, um ihr dominantes Spiel durchzubringen. Nicht nur die Partie gegen Leverkusen, in der der FCB vom Pressing der Werkself geradezu auseinander genommen wurde, hat gezeigt, dass die Münchner technisch nicht mehr zur Spitzenklasse gehören.

Spieler wie Thiago oder Ribéry, die den FCB spielerisch auf ein andere Level gehoben haben, wachsen nicht auf Bäumen, jedoch muss es das Ziel der Münchner sein, wieder an Boden gut zu machen. Pavlovic kann das Team diesbezüglich definitiv bereichern.

Sollte die Neuentdeckung von Thomas Tuchel seine Form in diesem Jahr wieder finden, wäre also schon mal ein kleines Mosaikstück geschafft, um vielleicht doch noch den Weg ins Finale dahoam ebnen zu können. Natürlich sind es aber vor allem Stars und Top-Verdiener wie Kane, Musiala, Coman oder Gnabry, die in der Verantwortung stehen, in den kommenden Wochen ihre Topform zu erreichen.