DFB-Star überzeugt auch gegen PSG
FC Bayern München und Joshua Kimmich: Der Poker hat gerade erst begonnen
- Aktualisiert: 27.11.2024
- 12:18 Uhr
- Martin Volkmar
Max Eberl macht nach dem Sieg über PSG klar, dass der FC Bayern sofort mit Joshua Kimmich verlängern würde. Doch der zögert, weil ihm auch die absoluten Topklubs in Kürze finanziell und sportlich herausragende Angebote machen dürften.
Vom FC Bayern berichtet Martin Volkmar
Joshua Kimmich verließ die Allianz Arena nach dem 1:0 über PSG kommentarlos, obwohl die wartenden Medien gerne ein Statement von einem der besten Bayern-Spieler bekommen hätten (ran-Note 2).
Doch der Mittelfeldspieler wollte nicht sprechen - vermutlich auch, um Nachfragen zu seiner offenen Zukunft aus dem Weg zu gehen.
Dabei ist spätestens seit Dienstagabend klar, dass er sich um eine Verlängerung seines am Saisonende auslaufenden Vertrags beim Rekordmeister keine Sorgen zu machen braucht: Kimmich muss den Bayern nur sein Ja-Wort erklären - und Verantwortliche sowie sein Trainer und die Mitspieler wären begeistert.
"Er ist das Gesicht der deutschen Nationalmannschaft und er soll neben Jamal bei uns das Gesicht von Bayern München werden, wenn dann Manuel und Thomas mal irgendwann ihre Karriere beenden. Mehr können wir ihm auch nicht anbieten. Aber Joshua verdient sich das auch jeden Tag durch seine Leistungen und das wollen wir ihm natürlich zurückgeben", erklärte der Sportvorstand.
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Offenbar liegt von FCB-Seite ein mehr oder weniger unterschriftsreifes Angebot für den als künftigen Kapitän vorgesehenen Kimmich vor.
"Ich kann nicht in Josh reinschauen. Ich kann nur sagen, dass Christoph Freund und ich mit ihm sehr, sehr offene, gute Gespräche führen und mehr möchte ich an dieser Stelle auch nicht sagen, weil es gibt noch keine Verlängerung", meinte Eberl offen: "Joshua weiß, dass wir es wollen. Wir sind bereit, dass wir es auch final über den Tisch bringen, wenn er ja sagt. Aber das ist noch nicht passiert."
Vermutlich, weil der 29-Jährige sich in rund einem Monat auch offiziell sämtliche anderen Angebote in Ruhe anschauen kann. Und es ist davon auszugehen, dass der seit Wochen in starker Form auftrumpfende Nationalspieler sowohl wirtschaftlich als auch sportlich mit höchst interessanten Offerten zahlreicher Topklubs rechnen kann.
Auch Eberl weiß, dass die Bayern demgegenüber in der schlechteren Position sind: "Er kann entscheiden: Möchte er nochmal ein großes Abenteuer gehen - diese Gedanken sind völlig legitim - oder möchte er eine weitere Legende bei Bayern München werden. Das ist eine Entscheidung, über die kann man auch mal wirklich zwei, drei Nächte schlafen, weil es wirklich tolle Entscheidungsmöglichkeiten sind, die er hat. Und welche wir natürlich präferieren, ist auch klar."
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Unklar ist dagegen, ob auch Kimmich diese Lösung, einen weiteren Verbleib nach im Sommer insgesamt zehn Jahren an der Säbener Straße, auch präferiert.
Denn der achtmalige deutsche Meister wird vermutlich seinen letzten großen Vertrag unterschreiben und zusätzlich zu einem Spitzengehalt als ablösefreier Profi, der sich obendrein ohne Berater selbst vertritt, noch eine millionenschwere Handgeldzahlung einstreichen.
Dabei wird ihm weniger die Höhe des Angebots alleine, sondern vor allem die sportliche Perspektive wichtig sein. Und gerade hier bieten sich exzellente Aussichten, denn fast alle Topteams können einen Anführer wie Kimmich bestens gebrauchen.
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Allen voran die absolute Spitze mit Champions-League-Rekordsieger Real Madrid, wo im Mittelfeld nach Toni Kroos‘ Karriereende ein Stratege schmerzlich vermisst wird, sowie dem FC Barcelona, wo sein Ex-Coach Hansi Flick den einstigen Schützling liebend gerne einbauen würde, wenn die finanziell angeschlagenen Katalanen Platz im Kader schaffen können.
Das gelang vor dieser Spielzeit, als Dani Olmo aus Leipzig kam und dafür Ilkay Gündogan zurück zu Manchester City gehen musste. Dort ist der einstige Kapitän mit 34 Jahren ebenso wenig die Zukunft wie der im nächsten Jahr genauso alte Kevin de Bruyne, der mit einem Wechsel nach Saudi-Arabien liebäugelt.
Zieht es Bayern-Star Kimmich zu seine einstigen Mentor Pep Guardiola?
So wäre bei City der Weg frei im zentralen Mittelfeld für Kimmich, um mit einer neuformierten Mannschaft unter seinem früheren Mentor Pep Guardiola nach der aktuellen Krise wieder anzugreifen.
Entsprechend bedeckt hält sich der Umworbene. "Es ist eine sehr wichtige Entscheidung für meine Karriere", erklärte Kimmich kürzlich. "Natürlich spielt da die Vergangenheit eine Rolle, aber auch die Zukunft."
Bedeutet: Neben der Frage, wo er die besten Chancen auf Geld, Anerkennung und Titel hat, wird auch das schlechte Verhältnis zu seinem jetzigen Arbeitgeber in den letzten Jahren offenbar in seine Entscheidung einfließen.
Schließlich fühlte sich Kimmich von den Bossen in der Corona-Hochzeit, als er sich zunächst nicht impfen lassen wollte, im Stich gelassen. Und in der desaströsen vergangenen Saison gehörte er zu den Sündenböcken für die erste titellose Spielzeit seit 2012.
Bayern-Coach Kompany bricht Lanze für Kimmich
Noch im Frühjahr galt er als klarer Verkaufskandidat und bis jetzt ist zu hören, dass die Bayern ihm künftig möglichst weniger als sein jetziges Jahresgehalt von angeblich rund 20 Millionen Euro zahlen wollen.
Wertschätzung sieht gerade im Fußball-Geschäft in der Regel anders aus, zumal wenn man woanders mit offenen Armen und mindestens genauso viel Geld empfangen würde.
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Eberl weiß offensichtlich um dieses Problem. "Da brauchen wir keinen Hehl daraus zu machen, dass Joshua eine Zeit hatte, wo sich alle nicht so wohl gefühlt haben, wo alle ein Stück weit sich nicht so verhalten haben, wie es sein muss. Das gebe ich ganz offen zu", sagte er am Dienstag: "Aber mit Beginn der Saison war das für mich vorbei und Joshua hat gezeigt, was für eine Qualität er hat. Er kommt gerade wieder auf das Level, auf dem er schon mal war, wo er einer der besten Mittelfeldspieler der Welt war."
Es verwundert nicht, dass Trainer und Teamkollegen das auch so sehen. "Er hat in jedem Spiel gezeigt, dass er wichtig für uns ist", sagte Vincent Kompany: "Vertragsdetails sind nicht meine Aufgabe. Meine Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass die Spieler motiviert, glücklich und bereit sind, für diesen Verein zu kämpfen. Dieses Gefühl bekomme ich jeden Tag von Joshua."
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Und Thomas Müller meinte: "Wenn Du Josh anschaust, was er verkörpert, wie er die Spiele angeht, wie wichtig ihm nicht nur der sportliche Erfolg ist, nicht nur die Art und Weise, wieviel er selbst opfert und auch sonst vorweggeht: Da ist er schon prädestiniert.“
Noch weiter lehnte sich der aktuelle Kapitän aus dem Fenster. "Ich würde mich freuen, wenn es für den Jo beim FC Bayern weitergeht. Ich glaube einfach, das es sehr gut matcht. Er hat das Vertrauen der Mannschaft, des Trainerstabs und des gesamten Vereins", erklärte Manuel Neuer: "Dementsprechend wäre das für mich nur Formsache. Allerdings gehören da immer zwei Seiten dazu."
Und genau das ist das Problem: Noch ist nichts entschieden. Vielmehr sieht es so aus, als habe der Kimmich-Poker gerade erst richtig begonnen.