Kommentar
Kommentar: Der BVB dreht sich mit Edin Terzic im Kreis
- Aktualisiert: 21.09.2023
- 16:17 Uhr
- Justin Kraft
Borussia Dortmund zeigt in Paris einen mut- und leblosen Auftritt. Nicht das erste Mal unter Trainer Edin Terzic. Der BVB dreht sich im Kreis. Ein Kommentar.
"Edin ist der erste Trainer seit Jürgen, der von den Menschen hier geliebt wird", sagte Hans-Joachim Watzke vor einigen Wochen in der "FAZ" über seinen Trainer Edin Terzic. Ein Vergleich, der bezeichnender ist, als es Watzke im Moment der Aussage vielleicht empfunden hat.
Es ist ein Vergleich, der alles beim BVB überschattet - und das seitdem Jürgen Klopp nicht mehr da ist. Weil kein Trainer dieser Erwartungshaltung gerecht werden kann. Auch nicht der, der selbst einst in der Kurve stand und dessen Identifikation mit dem BVB riesig ist.
In Paris präsentierte sich Borussia Dortmund nicht zum ersten Mal unter Edin Terzic mutlos, leblos und ideenlos im Spiel nach vorn. Man habe die freien Räume nicht gesehen, rechtfertigte der Trainer die Leistung anschließend bei "Prime Video". Der Auftritt sei insgesamt "nicht mutig genug" gewesen.
Unter Terzic dreht sich der BVB im Kreis. Auf jede gute Phase folgt eine, in der fast nichts geht. Kontinuität und Entwicklung bleiben aus. Das ist die bittere Erkenntnis nach über einem Jahr - und seiner ersten Amtszeit, in der er immerhin den Pokal holen konnte.
Das Wichtigste zum BVB in Kürze
Dortmund verteidigte gegen Paris fast schon ängstlich. Beim Pfostenschuss von Vitinha im ersten Durchgang schauten mehrere BVB-Profis nur zu. Als das 0:2 durch Achraf Hakimi fiel, waren die Abwehrspieler eher Begleitschutz als ernsthafte Gegenspieler.
BVB: Terzic trifft fragwürdige Entscheidungen
Hat der BVB den Ball mal erobert, war er sehr schnell wieder weg. Kaum Nachschieben, kaum Bewegung in der Spitze, kaum Zeitgewinn - bis auf den Abschluss von Donyell Malen in der ersten Halbzeit gelang den Schwarz-Gelben fast nichts mit dem Ball am Fuß. Auch weil Terzic abermals Entscheidungen getroffen hat, die nicht aufgingen.
Die Idee, mit Malen und Karim Adeyemi Tempo für die Kontersituationen zu bringen, ist nachvollziehbar. Doch die Wege waren für den BVB zu weit, weil er selbst zu tief verteidigt hat.
Dementsprechend dauerte es auch zu lange, bis man genug Spieler in der Offensive hatte. Jemand, der den Ball halten und festmachen kann, hätte dem Team von Beginn an gutgetan - und vielleicht auch für eine andere Haltung gesorgt.
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BVB: Nur noch Durchschnitt
Was der BVB im Moment spielt, ist allenfalls durchschnittlich. In der Bundesliga muss man unter diesen Umständen fürchten, dass es nicht mal für RB Leipzig und Bayer Leverkusen reicht, die aktuell deutlich zielstrebigeren und attraktiveren Fußball bieten.
Alles auf Terzic zu projizieren, wäre falsch. Vielmehr sollte man den Mann in die Pflicht nehmen, der mit dem abermaligen Klopp-Vergleich gezeigt hat, dass er sich von der Vergangenheit nicht lösen kann - und der bei der Trainerwahl und seinen Ansprüchen offenbar falsche Prioritäten setzt.
Terzic mag, was die Identifikation anbelangt, durchaus Parallelen zu Klopp haben. Beide verstehen es rhetorisch zudem gut, den Druck von ihren Teams zu nehmen, indem sie die Erwartungshaltung dämpfen.
Doch es gibt mindestens einen entscheidenden Unterschied: Als Klopp dem BVB das Underdog-Image verpasste, ließ er seine Spieler mit Messern zwischen den Zähnen angreifen.
Dortmund begeisterte mit spektakulärem Offensivfußball. Terzics BVB hingegen macht sich auch auf dem Platz kleiner als man ist. Die Partie in Paris reiht sich ein in eine lange Liste von Beispielen dafür.
Dortmund dreht sich im Kreis. Und schon früh in der Saison muss abermals die Frage gestellt werden, ob das mit Terzic an der Seitenlinie je besser wird.