Champions League
Lazio-Trainer Maurizio Sarri: Familie glänzte mit Heldentaten im Krieg
- Aktualisiert: 14.02.2024
- 08:59 Uhr
- Oliver Jensen
Maurizio Sarri ist als Trainer von Lazio Rom, die im Achtelfinale der Champions League auf den FC Bayern (Mittwoch um 21 Uhr, im Liveticker auf ran.de) treffen, europaweit bekannt. Was seine Vorfahren im 2. Weltkrieg geleistet haben, verdient allerdings weit mehr Anerkennung.
von Oliver Jensen,
Die vermutlich größten Fans von Maurizio Sarri, dem Trainer von Lazio Rom, leben in den USA. Die Nachfahren des früheren US-Kriegspiloten Bill Lanza beschwören bis heute: "Wir verdanken den Sarris alles und sind bei jeder Partie Maurizios Cheerleader".
Grund für diese Zuneigung ist ein Vorfall aus dem 2. Weltkrieg.
Goffredo Sarri, der Großvater von Maurizio, riskierte im Jahre 1944 sein Leben, um zwei von den Deutschen über dem besetzten Italien abgeschossene US-Piloten zu retten, zu verstecken und in einer waghalsigen Rettungsaktion in Sicherheit zu bringen.
Alle Informationen zum Achtelfinal-Hinspiel des FC Bayern gegen Lazio Rom findest du hier.
Bill Lanza, so der Name eines der Piloten, flog in einem B-25 Mitchell-Bomber über Italien, als er abgeschossen wurde und abstürzte. Wie durch ein Wunder überlebte er und sein Kamerad Todd. Auf einem Feld gelandet, wurde sie von zwei männlichen Teenagern empfangen - einer von ihnen war Amerigo Sarri, der Vater von Maurizio.
Das Wichtigste in Kürze
Amerigos Vater Goffredo, der als Partisan der deutschen Besatzung gegenüber kritisch eingestellt war, kam zur Hilfe. Er brachte den Soldaten eine Flasche Wein sowie etwas Käse und forderte sie dazu auf, in den Wald zurückzukehren und sich wieder zu verstecken. Nach Sonnenuntergang begab sich Goffredo zu der Stelle, an der sich die beiden versteckt hielten. Er führte sie in Zivilkleidung unerkannt zur Farm.
Sarri-Opa hätte der Tod gedroht
Wäre einer der US-Soldaten erwischt worden, hätte ihnen Folter und der Tod gedroht. Sarris Großvater hätte sogar auf der Stelle erschossen werden können, weil er dem Feind geholfen hatte. "Wenn Menschen dort erwischt wurden, wie sie Amerikanern halfen, wurden keine Fragen gestellt. Sie töteten etwa 200, von denen ich gehört hatte", verriet Lanza.
Der Weg zur Farm war riskant. "Während wir gingen, kamen zwei deutsche Lastwagen mit Soldaten an uns vorbei", erinnerte sich Lanza. 65 Tage wurde er von der Familie Sarri versteckt gehalten und mit Nudeln, Suppe und Brot versorgt. Währenddessen suchten deutsche Soldaten weiterhin nach den abgestürzten Piloten.
Als zwei Monate vergangenen waren und die Suche eingestellt wurde, schrieb Sarri einen Brief an den deutschen Kommandeur, in dem er ihm mitteilte, dass er zwei Bergmänner durch die Stadt eskortieren würde - tatsächlich handelte es sich dabei um die US-Piloten.
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Auf ihrem Weg in die Freiheit kamen sie an vielen Nazis vorbei. "Sie konnten sich nicht um Zivilisten kümmern, und wir trugen normale Kleidung und sahen aus wie Flüchtlinge", verriet Lanza. "Wir sind direkt an den Nazi-Lastwagen vorbeigelaufen. Sie können sich vorstellen, wie nervös ich war. Ich habe Sarri mein Vertrauen geschenkt und er hat mich nie im Stich gelassen. Im Grunde haben wir uns immer gegenseitig vertraut."
Nachdem sie in einem Keller einer schlesischen Kirche mit versteckten jüdischen Familien übernachtet hatten, gelang es den Piloten, sich bei englischen Soldaten in Sicherheit zu bringen.
Sarri erzählt stolz von seinem Großvater
Die bemerkenswerte Geschichte wurde später von John Lanza, dem Neffen von Bill, in einem Buch mit dem Titel "Shot Down Over Italy" erzählt, das 2010 veröffentlicht wurde. Erst dadurch wurde öffentlich bekannt, dass der Vater und vor allem der Großvater des Fußball-Trainers Helden sind.
Als Sarri im Jahre 2015 von der italienischen Zeitung "Repubblica" auf die Heldentat seines Großvaters angesprochen wurde, antwortete er: "Er hieß Goffredo, er war sehr stolz auf die Anerkennung, indem er später noch einen Dankesbrief vom Weißen Haus bekam. Als Partisan hat er die Piloten eines im Val d'Arno abgeschossenen US-Flugzeugs geborgen und versteckt. Damals haben sie dich für noch viel weniger erschossen. Einer hieß Bill Lanza, ich weiß das, weil seine Tochter und sein Neffe ein Buch darüber geschrieben haben."
Angesichts dieser Geschichte ist es kein Wunder, dass die Familie Lanza große Fans von Sarri sind. Sie dürften ihm und Lazio Rom auch die Daumen drücken, wenn sie am Mittwochabend im Champions-League-Achtelfinale auf den FC Bayern München treffen.