Krise auf und neben dem Platz
Manchester City gegen Real Madrid: Vom Spitzenspiel zum Krisen-Duell
- Aktualisiert: 11.02.2025
- 14:38 Uhr
- Kai Esser
In der Zwischenrunde der Champions League trifft Manchester City auf Real Madrid. Was in den letzten Jahren das Duell der beiden besten Teams Europas war, ist derzeit nur Mittelmaß. Das liegt an Querelen auf und neben dem Platz.
"Es ist fast schon ein 'Clasico', so oft, wie wir gegen sie spielen", stellte Real Madrids Trainer Carlo Ancelotti vor dem Duell mit Manchester City in den neu geschaffenen Playoffs der UEFA Champions League fest.
Zwar wird der Name "Clasico" seit jeher überstrapaziert, aber tatsächlich ist es bereits das achte Duell der beiden Teams in den letzten vier Jahren.
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Die Vorzeichen könnten jedoch nicht unterschiedlicher sein. War das Aufeinandertreffen zwischen City und Real in den vorigen drei Jahren der Kampf der spielerisch wohl besten Mannschaften in Europa, so ist es im Jahr 2025 eher ein Krisenduell.
Nicht umsonst treffen beide Teams in den Playoffs aufeinander, die sie mit einem Belegen der ersten acht Plätze der Ligaphase hätten umgehen können.
Manchester City: Kein Plan B?
Dass ManCity und die Königlichen eben jene Plätze eins bis acht deutlich verpassten, ist nicht etwa ein Betriebsunfall. Es ist die logische Folge der bisherigen Hinrunde beider Klubs.
Das soll nicht heißen, dass die beiden Großmächte des europäischen Fußballs nicht etwa starke Phasen hatten - denn die hatten sie. Real etwa gewann die letzten drei Champions-League-Spiele. Dass sie die Ligaphase dennoch nur auf Rang elf beendeten, spricht eine deutliche Sprache über die ersten fünf Spiele.
Und City? Die verloren keines ihrer ersten 14 Saisonspiele, so wie man es von der Mannschaft von Pep Guardiola kennt. Bis dann der Einbruch Ende Oktober kam. Seitdem verlor City die Hälfte der 22 folgenden Spiele in allen Wettbewerben.
Besonders frappierend war, wie indisponiert die "Skyblues" agierten. Gegen Tottenham, die wahrlich keine Bäume in dieser Saison ausreißen, verloren sie 0:4 (!). In der Champions League gegen Feyenoord, drei Tage später, verspielte City eine 3:0-Führung.
In diesen Tagen wurde offensichtlich, wie chaotisch und kopflos die Citizens agierten und noch immer agieren. Da die Premier League keine Winterpause hat, gab es keine Zeit, an diesen Missständen zu schrauben. Einen Plan B hat Guardiola offenbar nicht in der Tasche, sonst hätte er ihn bereits präsentiert.
Real Madrid gegen Schiedsrichter und Verletzungspech
Und Real? Die hatten zwar eine kleine Pause, und abgesehen von einem 2:5 gegen den FC Barcelona im Supercup stimmten auch lange die Ergebnisse. Allerdings: So wie ManCity die Contenance auf dem Platz verliert, scheint Real sie neben dem Platz zu verlieren.
Erst kürzlich beschwerte sich der Verein mit einem öffentlichen Statement über die Schiedsrichter in Spanien, die korrupt seien und mit aller Macht Erfolg von Real verhindern wollen. Es klingt, wie eine schlechte Verschwörungstheorie aus sozialen Medien, stattdessen kommt sie vom größten Klub der Welt.
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Das Wichtigste zur Champions League
Ancelotti weigerte sich zuletzt wie ein bockiges Kind, über Schiedsrichter zu reden. Über Schiedsrichter redete Jude Bellingham auf dem Platz zuletzt gerne, als er einen Linienrichter hörbar beleidigte. Kann man machen - muss man aber nicht.
Hinzu kommt Verletzungspech in der Abwehr: Eder Militao, Antonio Rüdiger, Dani Carvajal, David Alaba, Lucas Vazquez. Was wie eine undurchdringbare Fünferkette klingt, ist nur das Lazarett der Madrilenen.
Kroos und Rodri: Erst wenn sie nicht da sind, bemerkt man sie
Kommt das alles nun aus heiterem Himmel? Eher nicht. Beide Teams, so unterschiedliche Probleme sie auch haben, eint vor allem eins: Ein Schlüsselspieler fehlt. Sowohl auf als auch neben dem Platz.
Bei City ist das offenkundig Rodrigo Hernandez, kurz: Rodri. Der spanische Weltfußballer riss sich Ende September das Kreuzband. Quasi mit dem Erleiden der Verletzung verwandelte sich City von einer außerirdischen Mannschaft in eine höchstens gute Mannschaft. Ihn zu ersetzen ist, während er fleißig in der Reha an seinem Comeback arbeitet, bis jetzt noch nicht gelungen. Immerhin wird er zur neuen Saison wieder einsatzbereit sein.
Bellingham-Freundin: Hat sie einen NBA-Star betrogen?
Das kann man jedoch nicht von Reals fehlender Figur behaupten: Toni Kroos. Der verkündete im Sommer sein Karriereende und wird das auch nicht zurücknehmen. Nicht nur geht Kroos den Madrilenen spielerisch ab, er hatte den mit manchmal zu gesundem Selbstbewusstsein ausgestatteten Bellingham stets an der kurzen Leine. Auf dem Feld wie in der Außendarstellung. Bei seinem "Homecoming" nach England dürfte der Nationalspieler noch kritischer beäugt werden, als ohnehin schon.
Kroos, stets ein fairer Verlierer und nüchterner Analytiker, hätte Bellingham nach seinem Ausraster gegen einen Schiedsrichter-Assistenten womöglich intern den Kopf gewaschen - zurecht. Er hätte seine Mannschaft nicht sich selbst bemitleiden lassen, weil sie sich angeblich ungerecht behandelt fühlt. Aktuell macht Real nämlich genau diesen Eindruck.
Der Gesamtsieger des Duells kann sich auf ein wenig ruhigere Zeiten einstellen, während beim Verlierer wohl vorerst Landunter wäre.