Champions League
Manchester City geht in Madrid unter: Pep Guardiola beerdigt seine eigene Ära - ein Kommentar
- Veröffentlicht: 19.02.2025
- 22:59 Uhr
- Chris Lugert
Manchester City ist krachend aus der Champions League ausgeschieden. Erfolgstrainer Pep Guardiola trägt mit einer vogelwilden Aufstellung einen Großteil der Verantwortung. Die große Ära von Klub und Trainer neigt sich dem Ende entgegen. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
War es Verzweiflung? Oder sogar Trotz? Oder doch jene besondere Idee, die Pep Guardiola in der Champions League immer mal wieder überkommt? Was auch immer es werden sollte: Es hat nicht funktioniert.
Für Manchester City ist die Champions-League-Saison bereits vor dem Achtelfinale beendet, das Playoff-Rückspiel bei Real Madrid wurde zu einer Demütigung und einer Manifestierung des aktuellen Klassenunterschieds beider Vereine.
City verlor in der spanischen Hauptstadt mit 1:3 (0:2), und Guardiola trägt einen großen Anteil daran, dass der englische Serienmeister im Bernabeu-Stadion absolut nichts zu melden hatte. Denn seine Aufstellung war mehr als fragwürdig.
- FC Bayern München: Vincent Kompany muss schnell den Turnaround schaffen
- So reicht das für den FC Bayern im Achtelfinale nicht - Kommentar
Das betrifft nicht nur das Fehlen von Erling Haaland. Der Norweger war zuletzt leicht angeschlagen und schaffte es schließlich nicht in die Startelf. Das ist nicht Guardiolas Schuld. Andere Entscheidungen hingegen schon.
Kevin De Bruyne etwa, der ebenfalls nur auf der Bank saß. Der Belgier mag zuletzt nicht in Topform gewesen sein, hat aber immer noch alle Qualitäten, in solchen großen Spielen den Unterschied machen zu können - gerade dann, wenn Haaland fehlt.
Guardiolas letzte Patrone versagt
Doch auch defensiv pokerte Guardiola - und verlor. Völlig überraschend stellte er den 20 Jahre alten usbekischen Winterneuzugang Abdukodir Khusanov als Rechtsverteidiger in die Startelf - gegen Vinicius Junior oder Kylian Mbappe.
Das Wichtigste in Kürze
Khusanov hatte in seiner Vita zuvor genau zwei Champions-League-Kurzeinsätze für den RC Lens stehen. Nun machte er zwar gar kein schlechtes Spiel, wirkte aber manchmal dennoch mit dem Tempo überfordert.
Guardiola hat in seiner Trainerkarriere - gerade in der Champions League - immer wieder seltsame Personalentscheidungen getroffen, meist ohne Ertrag. Im Finale 2021 etwa verzichtete er ohne Not auf Rodri und verlor gegen Chelsea.
Vielleicht war es der Mut der Verzweiflung, der den spanischen Startrainer dieses Mal zu diesen Entscheidungen trieb. Einfach, um in der aktuellen Krise etwas Neues zu versuchen. Eine letzte Patrone, die sich aber als Blindgänger entpuppte.
Externer Inhalt
Müder BVB: Fans ziehen kuriosen Stöger-Vergleich
Vieles spricht dafür, dass sich die absurd erfolgreiche Ära von Guardiola und Manchester City ihrem Ende zuneigt. Die Magie und die Aura der Unbesiegbarkeit, die City jahrelang umgab, ist längst verflogen.
Die "Citizens" spielen die schwächste Saison unter dem Spanier, was viel, aber ganz sicher nicht allein mit der schweren Verletzung von Rodri zu tun hat. Dass man gerade so überhaupt unter die Top-24 der neuen Ligaphase der Champions League kam, spricht Bände. Der Zyklus scheint einfach beendet, Guardiola ist nicht in der Lage, die Negativentwicklung zu stoppen.
Wer den Spanier während des Spiels in Madrid an der Seitenlinie sah, erkannte eine Mischung aus Ratlosigkeit und Resignation. Nicht in der Lage, irgendetwas Entscheidendes beisteuern zu können, das dem Spiel eine Wende gibt.
Guardiola muss den Absprung schaffen
Seine Aussage vor dem Spiel, die Chance auf das Weiterkommen betrage einen Prozent, war auch alles andere als eine Kampfansage. Ebenso bitter war seine fast schon vernichtende Selbstkritik nach der Hinspiel-Niederlage. "Ich habe schon vor Monaten gesagt, dass ich nicht gut genug bin, um der Mannschaft beizubringen, wie man mit bestimmten Situationen umgeht", sagte er da. Wie ein einstiger Riese, der sich selbst demontiert.
An sich darf es keine große Überraschung sein, dass Guardiola allmählich an Grenzen stößt. Denn im Sommer werden es neun Jahre, die er bei City in der Verantwortung steht. Und alle großen Trainer kommen irgendwann an den Punkt, an dem alles auserzählt ist.
Jürgen Klopp kann aus seiner Zeit bei Borussia Dortmund und später beim FC Liverpool ein Lied davon singen. Wenn Spieler einfach neue Ansprachen brauchen, eine neue Taktik, eine neue Herangehensweise.
FC Bayern München: Angebliche Streichliste von Verkaufskandidaten sorgt für Aufsehen
Guardiola hat diesen Punkt in seiner Karriere noch nie erlebt, deshalb tut er sich womöglich auch schwer, den Absprung zu schaffen. Den FC Barcelona verließ er nach vier Jahren, den FC Bayern sogar bereits nach der dritten Saison.
An seiner eigenen Karriere gemessen ist der 54-Jährige längst überfällig. Und vieles deutet darauf hin, dass im Sommer Schluss ist. Zwar hat er erst vor drei Monaten seinen Vertrag bis 2027 verlängert. Doch das dürfte und sollte sich bald erledigt haben.
Es bleibt abzuwarten, wie es nach einem etwaigen Abgang von Guardiola mit Manchester City weitergeht. Der Kader braucht frischen Wind, neue Ideen, womöglich auch einen ganz neuen taktischen Ansatz - je nachdem, wer der neue Trainer wird.
Mit dem Offenbarungseid von Madrid jedenfalls sind alle Zuschauer Zeuge des Einsturzes einer Dynastie geworden. Die Ära der "Citizens" ist beendet - nicht trotz, sondern auch explizit wegen Pep Guardiola.