Champions League
Trotz Halbfinal-Einzug: Bayern offenbaren große Baustellen
- Aktualisiert: 14.04.2016
- 19:12 Uhr
- ran.de
Licht und Schatten gab es beim Halbfinal-Einzug der Bayern gegen Benfica Lissabon. Um das Ticket zum Champions-League-Finale nach Mailand zu buchen, muss jedoch dringend eine Leistungssteigerung her.
München - Nach dem 2:2 bei Benfica Lissabon gab es beim FC Bayern nur strahlende Gesichter. Der Trainer zufrieden, die Führungsebene auch, und die Spieler feierten ausgelassen mit den mitgereisten Fans in der Kurve des Estadio da Luz.
Sie hatten allen Grund dazu. Zum fünften Mal in Folge ist die Halbfinal-Teilnahme in der Champions League unter Dach und Fach. Da interessierte es zunächst nicht, dass das Weiterkommen gegen einen vermeintlich leichteren Viertelfinal-Gegner Schwerstarbeit war. Und das, obwohl mit dem gesperrten Toptorjäger Jonas und dem verletzten Regisseur Nicolas Gaitan Benficas beste Akteure gar nicht auf dem Platz standen.
"Wollen den nächsten Schritt machen"
"Ich bin sehr glücklich. Wir sind dort, wo wir auch in den letzten beiden Jahren waren. Jetzt wollen wir einen Schritt nach vorne machen", sagte Trainer Pep Guardiola.
Klar dürfte aber auch dem Bayern-Coach sein: Um den "weiteren Schritt" tatsächlich zu gehen, muss im Halbfinale eine deutliche Leistungssteigerung her. Unabhängig vom Gegner.
Wackelige Abwehr, durchschlagsschwache Offensive
Denn obwohl die Münchener in Lissabon wieder über 75 Prozent Ballbesitz hatten, hinterließen sie phasenweise nicht den Eindruck, dass sie die Partie wirklich unter Kontrolle hatten. Zu wackelig die Abwehr, zu wenig Durchschlagskraft in der Offensive.
Und nach dem schnellen 0:1-Rückstand dürfte wohl selbst dem eingefleischtesten Bayern-Fan gedämmert haben, dass es im "Stadion des Lichts" auch ganz schnell ziemlich düster für den Rekordmeister hätte werden können.
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Schlüsselspieler Vidal
"Natürlich hatten wir uns das nicht so vorgestellt, dass wir 0:1 in Rückstand geraten. Aber wir wussten, dass die Welt ganz anders aussieht, wenn wir treffen", sagte Thomas Müller. Er sollte Recht behalten. Vor allem dank Arturo Vidal. Der Torschütze zum 1:1 war wie schon im Hinspiel und im Achtelfinale gegen Juventus Turin der beste Bayer auf dem Platz.
Der Chilene ist längst zum Schlüsselspieler aufgestiegen. Das würdigte auch Kapitän Philipp Lahm: "Vielleicht merkt man ihm an, dass er die Champions League noch nicht gewonnen hat. Er lässt alle seine Qualitäten einfließen, läuferisch arbeitet er extrem, geht in alle Zweikämpfe."
Defensive als größte Schwachstelle
Doch selbst Vidals Gala-Form täuscht über andere Baustellen beim FC Bayern nicht hinweg. Größte Schwachstelle: die wackelige Defensive. Jerome Boateng fehlt an allen Ecken und Enden.
Javi Martinez, verfügt zwar über Kopfballstärke (wie bei Vorarbeit zum 2:1), ist nach seiner Meniskusverletzung aber noch längst nicht bei 100 Prozent. Gegen Benfica war er oft zu spät dran, so dass er sich nur noch mit Fouls behelfen konnte. Es war schon ein wenig überraschend, dass der Schiedsrichter Björn Kuipers den Spanier nicht schon vorzeitig zum Duschen schickte. Und bei Youngster Joshua Kimmich wurde einmal mehr deutlich, dass er auf europäischen Niveau allenfalls ein Innenverteidiger-Azubi ist.
Neuer hofft auf Boateng
Selbst Manuel Neuer gab zu: "In der Zeit, in der der ein oder andere gefehlt hat, haben wir es sehr gut kompensiert. Trotzdem bin ich froh, wenn Jerome wieder hinten drin steht."
Die gute Nachricht: Eventuell kann Boateng im Halbfinale wieder mit auflaufen. "Wir sind guter Dinge", sagte Matthias Sammer.
Offensive schwächelt
Zweite Schwachstelle: das Offensivspiel, eigentlich die Stärke des FC Bayern. Doch die Stars haben Ladehemmung. Robert Lewandowski wartet seit vier Pflichtspielen auf einen Treffer, durfte gegen Benfica nur wenige Minuten ran. Auch Thomas Müller war vor dem 2:1 drei Spiele torlos geblieben. Eine Durststrecke, die man von den beiden Torgaranten so nicht kennt.
Gegen Benfica fehlte es zudem vorne an Durchschlagskraft. Wenn sich die Münchener Chancen erspielten, vergaben sie diese leichtfertig.
Mentale Stärke
Eines stimmt allerdings beim Rekordmeister: Die Mentalität. Sowohl gegen Juventus Turin als auch gegen Lissabon kamen die Bayern nach einem Rückstand zurück. Das spricht für Moral und den Glauben an sich selbst.
Und das ist schließlich die Grundlage, sich auch spielerisch wieder zu verbessern und den "Henkelpott" zu gewinnen.