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Niedrigster Gegentorschnitt aller Stammtorhüter in Europa

Vom Arbeitsamt ins Champions-League-Finale - der Aufstieg des Edouard Mendy

  • Aktualisiert: 27.05.2021
  • 21:47 Uhr
  • ran / Timo Nicklaus
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© Imago Images

Vor sieben Jahren stand der Torhüter ohne Verein vor der Arbeitsagentur. Dank eines alten Freundes und dem Rat von Petr Cech greift er am Samstag mit dem FC Chelsea nach dem Henkelpott. 

München/London - Die Erleichterung war groß. Nicht nur bei Thomas Tuchel.

Der Trainer des FC Chelsea kann vor dem wichtigsten Spiel der Saison auf seinen Rückhalt zählen. Edouard Mendy hat sich nach seiner Rippenverletzung, die er sich im Spiel bei Aston Villa zuzog, fit gemeldet. Keine Beschwerden, alles wieder ok. 

Tuchel gab schon Anfang der Woche an, "alles Mögliche zu unternehmen", damit sein Keeper beim Finale der Champions League gegen Manchester City (Samstag, ab 21 Uhr im Liveticker auf ran.de) zwischen den Pfosten steht.

Einst unter Frank Lampard geholt, hat sich der Senegalese auch in das Herz des Deutschen gespielt. 

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Niedrigster Gegentorschnitt aller Stammtorhüter in Europa

Gelassenheit strahlt er aus, bodenständig sei er noch obendrauf, sagt Tuchel. Doch vor allem dank seiner spielerischen Klasse darf Chelsea vom zweiten Triumph in der Königsklasse nach 2012 träumen. Mendy hat in acht von elf Spielen kein Gegentor kassiert - noch nie hat das ein Torhüter eines englischen Teams in der Champions League geschafft. 

Zusammen mit seinen Auftritten in der Premier League und im Ligapokal musste der 29 Jahre alte Torwart in 43 Einsätzen gerade einmal 29 Gegentreffer hinnehmen. Das bedeutet ein Schnitt von 0,66 und ist Top-Wert aller Stammtorhüter in Europas Top-Fünf-Ligen. 

Besonders für Mendy selbst ist das kaum zu glauben: "Wenn mir jemand vor sechs Jahren hätte, dass ich hier enden würde, hätte ich mir nicht einmal die Mühe gemacht, ihn anzuschauen oder ihm zuzuhören", sagt er der "BBC". 

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Mendy wollte schon damals nach England

In jener Zeit war der Profi nämlich noch als arbeitslos gemeldet.

Der Sohn einer senegalesischen Mutter und eines aus Guinea-Bissau stammenden Vaters, wuchs in der französischen Stadt Le Havre auf. Beim heutigen Zweitligisten Le Havre AC durchlief er einst die Jugendakademie, startete seine Profikarriere aber beim Drittligisten AS Cherbourg.

Nach zwei Abstiegen löste der Klub den Vertrag auf. Seine guten Leistungen brachten ihn aber auf das Radar von zahlreichen Klubs aus Frankreich. 

Doch Mendy lockte ein anderes Angebot. Ein Klub aus England war damals interessiert, sein Berater versprach ihm, den Wechsel und Dach und Fach zu bringen. Die Offerten, die vornehmlich aus der Ligue 2 kamen, schlug er daraufhin aus. 

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Der Wechsel platzte, plötzlich stand der zu diesem Zeitpunkt werdende Vater ohne Verein da.

Arbeitslos zu sein, fühlte sich für ihn "wie ein Schlag ins Gesicht an", erzählt er dem Magazin "So Foot": "Wenn man wiederholt Misserfolge wegstecken muss, dann hinterlässt das Spuren und man fängt an zu denken, dass man vielleicht nicht dafür gemacht ist."

Zurück in seiner Heimatstadt Le Havre hielt er sich im Fitnessstudio fit, kickte ab und an bei seinem Jugendverein. Unbezahlt und ohne große Perspektive. 

Ex-Mitspieler hilft ihm auf die Beine

Das Geld wurde immer knapper, bis der erlösende Anruf kam. Ein ehemaliger Mitspieler aus Cherbourg, Ted Lavie, hatte ihm einen Platz in der Akademie von Olympique Marseille besorgt. Zwar spielte er dort meist nur in der zweiten Mannschaft, trainierte aber mit den Profis und lernte von Vorbildern wie Steve Mandanda. 

"Ich habe das ganze Jahr über mit den Profis trainiert, was man als Torwart Nummer Vier normalerweise nicht erwartet. Es war für mich der Beweis, dass ich gute Leistungen zeige und eine gewisse Art der Belohnung."

Die Möglichkeit auf einen Profivertrag bestand, doch sein Kumpel Lavie hatte andere Pläne und brachte ihm beim Zweitligisten Stade Reims unter.

Zwei Saisons, ein Aufstieg und zahlreiche Zu-Null-Spiele später war Mendy plötzlich in aller Munde. Für 7,6 Millionen Euro wechselte er zu Stade Rennes, verhalf dem Klub in der Saison 2019/20 zur ersten Champions-League-Qualifikation der Vereinshistorie. 

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Chelsea holt Mendy auf Empfehlung von Petr Cech

Statt arbeitslos war er nun auf dem Zettel der Top-Klubs. Chelseas Kultkeeper Petr Cech, der einst auch bei Stade Rennes spielte, beobachtete Mendy schon längere Zeit und empfahl in daraufhin an die Londoner. Wenige Wochen später unterschrieb der Cousin von Real-Madrid-Spieler Ferland Mendy für eine Ablösesumme von rund 24 Millionen Euro bei den Blues. 

Nach seiner Ankunft im September 2020 musste 80-Millionen-Mann Kepa Arrizabalaga schnell auf der Bank Platz nehmen, bis heute hat sich das nicht geändert.

"Wir können ihn nicht genug loben, denn er macht seinen Job fantastisch. Er kam von einem Verein, der es nicht gewohnt war, alle drei Tage zu spielen. Jetzt ist das anders. Seine Konzentration ist unglaublich hoch geblieben und das ist es, was man als Torhüter leisten muss", schwärmt Tuchel. 

Bis auf die Ligue-2-Meisterschaft mit Reims ist die Titelsammlung des 1,97 Meter großen Schlussmanns allerdings noch leer. Nach dem verlorenen FA-Cup-Finale gegen Leicester bietet sich am Samstag die nächste Chance. Auf der größtmöglichen Bühne.

Nicht schlecht für einen einstigen Arbeitslosen. 

Timo Nicklaus 

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