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Wie im Rausch! Bayern verzücken Europa

  • Aktualisiert: 03.10.2013
  • 13:01 Uhr
  • SID
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© Imago

Der FC Bayern liefert bei Manchester City eine Galavorstellung ab. Mancher spricht bereits offen von den nächsten Pokalen fürs Klubmuseum - selbst die gegnerischen Fans sind begeistert.

Manchester - Uli Hoeneß schwärmte von "Fußball, wie ich ihn in meinem Leben fast noch nie gesehen habe" und vergab Höchstnoten an Trainer wie Mannschaft, und Karl-Heinz Rummenigge träumte schon von der Wiederholung des Coups von London: Nach der 80-minütigen Gala bei Manchester City schwebte der FC Bayern auf einer Wolke. Die Unruhe nach den Aussagen von Kapitän Philipp Lahm, die plötzlich gar nicht an Matthias Sammer gerichtet gewesen sein sollen? Vergessen! Die heiße Schlussphase beim 3:1 (1:0)-Erfolg mit Gegentor und Roter Karte gegen Jerome Boateng? Untergegangen im Fußball-Rausch.

"Das war summa cum laude", schwärmte Präsident Hoeneß von der in der Tat betörenden Vorstellung des Champions-League-Siegers beim härtesten Rivalen in der Gruppe D der Königsklasse. "Letzte Saison", fuhr er fort, "hatten wir ein super Team. Jetzt haben wir ein super, super Team."

Der Grund dafür sei Trainer Pep Guardiola. Der mahnte im allgemeinen Siegestaumel fast ungehört: "Es ist noch nicht zu Ende. Es war nicht das Finale." Doch wer Vorstandschef Rummenigge im eher schlichten "Function Room 1" des Hotels The Lowry bei dessen Bankettrede zuhörte, sah den Henkelpott vor seinem geistigen Auge schon wieder mit rot-weißen Bändern geschmückt.

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"Eine Augenweide"

"Was unsere Mannschaft geleistet hat, war eine Augenweide", hob er an, und beglückwünschte die Spieler und Coach Guardiola zu einem "Klassespiel". Dann rief er ihnen zu: "Macht weiter so, dann werden wir wieder große Freude und am Ende wieder das ein oder andere neben dem Weiß- und Rotwein da auf dem Tisch stehen haben." Pokale, klar.

Tatsächlich standen dort neben den Getränken gebratener Truthahn mit Cranberry-Glasur, Kalbsschnitzel und Lachs. Zum Nachtisch wurde Manchester Tart und Bread und Butter Pudding mit Rum und Rosinen-Sirup gereicht. Das Essen, appellierte Rummenigge an Sponsorenvertreter und Fans, sollte die Mannschaft in Ruhe genießen dürfen, "damit sie am Samstag bei Kräften sind - da haben wir ein wahnsinnig schweres Spiel in Leverkusen und können vielleicht Tabellenführer werden".

In der Bundesliga trennen den FC Bayern vier Tore von Borussia Dortmund, in seiner Champions-League-Gruppe ist er nach dem höchsten Europacup-Sieg eines Vereins bei ManCity schon die Nummer 1. Beim Doppelpack gegen Außenseiter Viktoria Pilsen (23. Oktober/5. November) kann das Ticket fürs Achtelfinale schon gebucht werden.

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Guardiola sieht "noch viel" Steigerungspotenzial

Verteidiger Boateng wird dann nach seiner Notbremse (86.) gegen Yaya Toure ("ich musste da hin") wohl fehlen. Doch das konnten die Bayern an diesem Abend ebenso verschmerzen wie den Gegentreffer von Alvaro Negredo (80.). "Lasst uns nicht zu kritisch sein heute", gab Arjen Robben die Richtung vor, "lasst uns das ein bisschen genießen."

Ein Genuss war das Bayern-Spiel bis zu Negredos Treffer. Franck Ribery (7.), Thomas Müller (56.) und Robben (60.) krönten mit ihren Toren eine Leistung, die selbst die gegnerischen Fans nach Spielende zu Standing Ovations animierte. Guardiola sprach vom besten Auftritt seiner jungen Amtszeit, betonte jedoch, seine Mannschaft müsse "noch viel" verbessern. "Es ist wichtig, dass wir jetzt nicht glauben, es läuft von alleine", mahnte Torwart Manuel Neuer - Stichwort Samstag. Dort müsse der FC Bayern "weitermachen", forderte Robben.

Der Niederländer sprach vom Spiel der Münchner - nicht von den jüngsten, selbstverschuldeten Querelen um Lahm und Sammer. Die, da waren sich die Beteiligten zumindest nach Außen diesmal einig, sind nach einem klärenden Gespräch in Manchester ohnehin ausgeräumt.

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Rummenigge hakt Streitigkeiten ab

Lahm meinte, er habe seine jüngsten Aussagen gar nicht auf Sammer bezogen ("das war keine Kritik"). Sammer blieb öffentlich bei seiner bereits am Dienstag vertretenen Linie, aus seiner Sicht sei "alles okay. Er hat meinen Namen nicht erwähnt". Nur Hoeneß ließ tiefer blicken, als er in Richtung Lahm äußerte: "Man sollte über Vorgesetzte in der Öffentlichkeit nicht sprechen, das hat er eingesehen."

Rummenigge beschwichtigte am Donnerstag ebenfalls: "Zwischendurch gibt's mal, wie auf dem Platz, Rambazamba", sagte er. Sammers "einziges Problem" sei, dass er auf dem Oktoberfest stets Wasser trinke, scherzte Rummenigge. Das Verhältnis sei "völlig normal". Nur Hoeneß ließ tiefer blicken, als er in Richtung Lahm äußerte: "Man sollte über Vorgesetzte in der Öffentlichkeit nicht sprechen, das hat er eingesehen."

Kapitän Lahm war dann auch sichtlich erleichtert, als er wieder über das Sportliche reden durfte. War es das perfekte Spiel? "Nein, Perfektion wird es nie geben im Fußball", sagte er, "aber wir sind auf einem sehr, sehr guten Weg."

Dass dieser steinig ist, könnte der Rekordmeister bereits beim Liga-Dritten Leverkusen erfahren. "Für den FC Bayern und uns zählen nur Siege, so fahren wir auch da hin", sagte Lahm, "aber dass es nicht so leicht ist, weiß man aus der Vergangenheit." Und die hat zudem gelehrt: Dass beim FC Unruhe der nächste Zwist auf die letzte Feier folgt, ist keine Frage des Ob, sondern nur eine Frage der Zeit.