Nations League
DFB-Team: Lehren aus dem Italien-Spiel - Julian Nagelsmanns doppelter Glücksgriff
- Aktualisiert: 22.03.2025
- 09:12 Uhr
- Tobias Hlusiak
Die deutsche Nationalmannschaft siegt im ersten Länderspiel des Jahres nach Rückstand in Italien. Das Spiel liefert gleich mehrere Erkenntnisse - auch weil es nicht durchweg nach Plan läuft.
Vom DFB-Team aus Mailand berichtet Tobias Hlusiak
Nach äußerst holprigem Start gewinnt die deutsche Nationalmannschaft mit 2:1 (0:1) in Mailand gegen Italien.
Nach dem ersten Sieg beim großen Rivalen seit 1986 stehen die Chancen auf ein Mini-Sommermärchen beim Final Four im Juni nicht schlecht.
Bundestrainer Julian Nagelsmann wird aus der Partie einige Lehren ziehen, die zum Teil unmittelbare Folgen für das Rückspiel am kommenden Sonntag haben dürften.
ran gibt einen Überblick.
Die Torwart-Entscheidung ist goldrichtig
Im vergangenen Herbst hatte Nagelsmann nach der schweren Verletzung von Marc-Andre ter Stegen ein Duell um dessen Vertretung angezettelt.
Oliver Baumann und Alexander Nübel bekamen die Chance, sich in Stellung zu bringen, um den Übergang bis zur Rückkehr des gesetzten Barca-Kapitäns zu gestalten.
Die Wahl fiel nun kurz vor dem ersten Länderspiel des Jahres 2025 auf den Hoffenheimer Baumann. Und sie war - das jedenfalls legt dessen Leistung nahe - ein Glücksgriff.
Auf der großen Bühne San Siro bot der 34-Jährige eine herausragende Leistung und sicherte mit mehreren Paraden den hart erkämpften Sieg.
"Es ist total geil, mit dieser Truppe hier aufzulaufen. Ich genieße das gerade", schwärmte Baumann nach dem Spiel, ganz angetan von der eigenen Vorstellung.
Die Diskussion dürfte erstmal verstummen. Zumindest, bis ter Stegen wieder fit ist.
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Goretzka kann zum Schlüsselspieler werden
Als ein weiterer Glücksgriff wird die Berufung von Leon Goretzka in Kader und Startelf verbucht.
Knapp eineinhalb Jahre lang war der Münchner zuletzt nicht berücksichtigt worden, verpasste in dieser Zeit auch die Heim-EM. Nun kehrte Goretzka mit einem Knall zurück in den Kreis der Nati.
"Er ist der MVP des Spiels", baute ihm der Bundestrainer nach dem Spiel ein Podest. Zu Recht.
In der Form von Mailand verbietet sich jede Diskussion über die Berechtigung Goretzkas zur Teilnahme an Nationalmannschaftsaktivitäten.
Wie zuletzt auch im Verein präsentierte sich der Mittelfeldspieler in Top-Form und war sofort wieder wichtig. "Ich freue mich sehr für Leon", lachte Joshua Kimmich nach der Partie durch die Mailänder Interview-Zone. Und Tim Kleindienst sah einfach einen "überragenden Box-to-box-Spieler".
So einen dürfte Deutschland in Zukunft öfter brauchen. Vermutlich schon am Sonntag.
VIDEO: Nagelsmann dankt Goretzka emotional
Wichtige Erfahrungen für Mainzer Überflieger
Ein Feiertag für alle Fans des 1. FSV Mainz 05 dürfte dieser 20. März 2025 definitiv gewesen sein. Gleich zwei Spieler des aktuellen Bundesliga-Dritten standen im Guiseppe-Meazza-Stadion beim ewigen Klassiker zu Spielbeginn auf dem Feld.
Und obwohl Nadiem Amiri im Mittelfeld und Jonathan Burkardt in der Sturmspitze nicht restlos überzeugten, dürfen sie gerne wiederkommen.
Im Spiel gegen - nach der eigenen Führung - äußert tief stehende Italiener, taten sich beide schwer. Und dennoch hängten sie sich rein, boten Laufwege und sich selbst an.
"Ich musste mich auch erst an die Taktik gewöhnen. Julian erwartet viel von uns, aber das darf er auch", gab Amiri unumwunden zu und meinte die extrem fluide Offensivformation in den ersten 45 Minuten.
Eine Taktik, die der Bundestrainer zu Beginn des zweiten Durchgangs korrigierte, was Burkardt den Platz in der Elf kostete.
Leroy Sane wird es in Zukunft schwer haben
Anders als Leroy Sane. Der Münchner durfte bis kurz vor Schluss mittun, obwohl ihm beängstigend wenig gelang.
Joachim Löw klagte zuletzt, der Münchner sei zu inkonstant. Damit lag er nicht ganz richtig, denn in der Nationalmannschaft ist Sane konstant eher unterdurchschnittlich unterwegs.
Der Bayern-Star kämpft dieser Tage auch im Verein um einen neuen Vertrag. Ein Ausrufezeichen in Mailand wäre seiner Gesamtsituation durchaus zuträglich gewesen.
Sane verpasste diese Gelegenheit und dürfte in Zukunft - wenn Wirtz, Havertz und Co. zurückkehren - Schwierigkeiten haben, einen Stammplatz zu besetzen.
Gut für ihn, dass das am Sonntag noch nicht der Fall ist.
VIDEO: Plötzlich grüßt Kleindienst seine Frau
Nagelsmann kann sich korrigieren
Eine weitere wichtige Erkenntnis betrifft den Bundestrainer selbst.
Zum wiederholten Mal bewies Nagelsmann, dass er uneitel während eines Spiels von seiner Ursprungsidee abrücken und diese gewinnbringend korrigieren kann.
Nach einer schwächeren ersten Hälfte erkannte der 37-Jährige Schwachstellen seines fluiden 4-2-2-2-Systems und brachte die gewohnte 4-2-3-1-Grundordnung samt klarem Mittelstürmer zurück.
"Wir waren nicht gut genug in der Struktur, sind ein wenig wild herumgelaufen. In der Pause haben wir ein bisschen was angepasst", meinte Nagelsmann selbst dazu.
Diese Flexibilität ist ein großes Plus des Coaches und kann auf dem angestrebten Weg, der zum WM-Titel 2026 führen soll, zu einem echten Pfund werden.
Auch wenn Nagelsmann seinen eigenen Anteil nicht zu hoch hängen wollte: "Da kann der Trainer viele Ideen haben, am Ende müssen es die Spieler umsetzen."
Im Moment passt das Zusammenspiel.