Nations League
DFB-Team: "MVP" Leon Goretzka ist ein Glücksfall für Julian Nagelsmann - ein Kommentar
- Aktualisiert: 21.03.2025
- 11:31 Uhr
- Andreas Reiners
Leon Goretzka hat sich mit einem Ausrufezeichen in der Nationalmannschaft zurückgemeldet. Für Julian Nagelsmann ist das ein Glücksfall. Ein Kommentar.
Als sich Leon Goretzka in der 76. Minute in den Mailänder Abendhimmel schraubte, schwebte er symbolträchtig für einen Moment über den Dingen. Schwerelos.
Und dann lenkte er den Ball in der Luft stehend fast zurückhaltend-zärtlich mit der Stirn in das italienische Tor.
Ein kunstvolles Gemälde aus einem Kopfball-Bilderbuch. Ob er sich den Siegtreffer genauso ausgemalt hat im Vorfeld, verriet er nach seinem Galaauftritt beim 2:1 des DFB-Teams im Viertelfinal-Hinspiel der Nations League in Italien nicht.
Aber so ähnlich war es auf jeden Fall.
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"Das ist eine sehr runde Geschichte. Man traut sich hin und wieder, sich vor einem Spiel so ein Szenario auszumalen. Das habe ich diesmal tatsächlich auch so gemacht", sagte er in der "ARD", als er seine Rückkehr nach 16 Monaten Pause in der Nationalmannschaft glücklich, aber vergleichsweise verhalten-nüchtern analysierte.
Aber auch mit Biss, als er eine kritisch-unterlegte Frage zur ersten Halbzeit mit einer Gegenfrage konterte. "Fanden Sie die erste so schlecht, oder was?", fragte Goretzka mit einem Augenzwinkern zurück, um dann zu betonen, dass er die erste Hälfte "gar nicht so schlecht" fand.
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Leon Goretzka: Die richtige Einstellung
Genau das ist die Attitüde, die Einstellung, die ihn nach den schwierigen Monaten in Klub und DFB-Team wieder dorthin zurückgebracht hat, wo er schon einmal war. Wo er auch immer wieder hin wollte.
Denn das macht er mit einer beeindruckenden Mischung aus Geduld, Demut und Beharrlichkeit. Komplett unaufgeregt, aber mit dem nötigen Durchsetzungsvermögen. Das dient durchaus als Vorbild, wie man aus Rückschlägen lernen, daran wachsen und gestärkt zurückkommen kann.
Und auch nach der sichtlichen Genugtuung im San Siro ließ er sich nichts zu seinen Gedanken und Gefühlen entlocken, wollte nur nach vorne schauen.
Also genau so, wie er seine komplizierte Situation angenommen hat. Nicht zurückblickend. Nicht hadernd. Und schon gar nicht mit irgendwelchen Seitenhieben versehen.
Leon Goretzka: Der MVP des Spiels
So wurde er beim FC Bayern wieder deutlich unverzichtbarer als noch im Sommer, in der Nationalmannschaft hat er in seinen 90-Comeback-Minuten so aufgetrumpft, dass man nie das Gefühl hatte, als sei er überhaupt weg gewesen.
Ein "herausragendes Spiel" attestierte ihm Bundestrainer Julian Nagelsmann: "Ich freue mich für ihn. Er hat defensiv viele 50:50-Situationen weggegrätscht, er hatte den größten Einfluss hinten und vorne, er ist der MVP des Spiels", lobte Nagelsmann.
Große Worte. Es war allerdings auch ein großes Spiel als Strippenzieher im Mittelfeld (ran-Note: 1). Und damit ist Goretzka für Nagelsmann ein echter Glücksfall.
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Leon Goretzka: Wichtiger Mann für eine wichtige Position
Denn nach dem Rücktritt von Toni Kroos hat Nagelsmann in der Schaltzentrale wieder jemanden, der Dominanz und Willen ausstrahlt und echte Führungsqualitäten besitzt. In der defensiven Schaltzentrale ist die Nationalmannschaft theoretisch gut aufgestellt. Einer wie Goretzka erhöht das Niveau aber noch einmal sehr nachdrücklich.
Nagelsmann hat jemanden, der auf einer essenziellen Position vorangeht und das Spiel mit Übersicht und klugen Pässen, aber auch körperlicher Präsenz ankurbeln und dazu den Gegner entnerven kann. Einen Unterschiedsspieler. In Topform. Und damit unverzichtbar.
"Ich hoffe, dass es so weitergeht", sagte Goretzka nur. Er wird sich seinen Teil denken. Und womöglich gehört ein Treffer am Sonntag im Rückspiel auch dazu.
Dann wäre das Traum-Comeback eine komplett runde Geschichte.