Bayer Leverkusen - Diese Bank ist eine Bank: Bayer mit Breite zum Triple - ein Kommentar
Aktualisiert: 12.04.2024
12:24 Uhr
Andreas Reiners
Bayer Leverkusen bleibt nicht nur weiter ungeschlagen. Oder trifft als Mentalitätsmonster weiter spät. Auch dank der Kaderbreite rückt das Triple in greifbare Nähe. Ein Kommentar.
Aus Leverkusen berichtet Andreas Reiners
Granit Xhaka wurde es dann doch etwas zu viel.
Mit der Mannschaft zusammen am Samstag die Bundesliga schauen? "Ja, aber nur wenn es sein muss", sagte der Schweizer. Und lachte laut. Nein, man muss jetzt nicht auch privat noch alles zusammen machen, nur weil man in dieser Saison Leverkusener Fußball-Geschichte schreibt. Reicht ja, wenn dann am Sonntag gegen Bremen die historische erste Meisterschaft unter Dach und Fach gebracht wird. Dann gemeinsam auf dem Platz.
Doch dann wurde Xhaka wieder ernst. Und etwas philosophisch.
"Mit ein paar guten Spielern gewinnt man Spiele. Mit einer Mannschaft holt man Titel", sagte der 34-Jährige. Vor allem mit einer spielerisch und taktisch reifen, aber auch qualitativ breit besetzten. Die hat Bayer, und die wird im Schlussspurt der Saison zur Trumpfkarte von Trainer Xabi Alonso. Und der Schlüssel zum möglichen Triple aus Meisterschaft, DFB-Pokal und Europa League.
Denn wo andere Mannschaften zu diesem Zeitpunkt der Saison möglicherweise schon auf dem Zahnfleisch gehen, mit Verletzungspech oder mentalen Problemen zu kämpfen haben, arbeitet Bayer verlässlich wie ein Uhrwerk. Stabil auf einem hohen Niveau, ohne Aufs und Abs oder große Rückschläge.
Die Mannschaft hat über die Saison ein tief verankertes Selbstverständnis entwickelt, ein offenbar unerschütterliches Selbstvertrauen, gepaart mit Geduld, Souveränität und Mentalität.
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Bayer Leverkusen gegen West Ham: Die Noten der Werkself im Viertelfinal-Hinspiel der Europa League
Leverkusen vs. West Ham:Die Noten zum Viertelfinal-Hinspiel Dank der Joker Jonas Hofmann und Victor Boniface darf Bayer Leverkusen vom Halbfinale in der Europa League träumen. Der designierte Deutsche Meister reist mit einem 2:0-Sieg aus dem Hinspiel zum Rückspiel nach London in einer Woche. Wir haben Bayer benotet.
Matej Kovar Wie üblich für Hradecky im Tor. Bekommt in Halbzeit eins kaum was auf selbiges. Was kommt, hält er souverän. Das gleiche Bild in den zweiten 45 Minuten – muss nicht groß eingreifen. ran-Note: 3
Edmond Tapsoba Wie sein Nebenmann Tah nicht oft gefordert, doch wenn die Gäste mal schnell und konsequent nach vorne spielen, wirkt auch er nicht so sattelfest. Sorgt aber letztendlich mit dafür, dass die wenigen Angriffe der Gäste wirkungslos verpuffen. ran-Note: 3
Jonathan Tah Wird nicht oft gefordert, hat aber in den wenigen Duellen mit Antonio so seine Probleme, wirkt dabei nicht gedankenschnell. Nicht ganz so souverän wie gewohnt, trotzdem ordentlich. Hat Pech bei seinem Ausflug nach vorne in der Schlussphase, als er mehrfach scheitert. ran-Note: 3
Josip Stanisic Auf der rechten Abwehrseite wach, wird gegen die defensiv eingestellten Londoner in der Rückwärtsbewegung aber auch selten unter Druck gesetzt. Im zwischenzeitlich den Gegner erdrückenden Offensivspiel solider Mitstreiter. Wird in der 67. Minute ausgewechselt. ran-Note: 3
Granit Xhaka Souverän im defensiven Mittelfeld, wie gewohnt der Strippenzieher und Abräumer. Hat Ball und Gegner die meiste Zeit im Griff. Setzt seinen dominanten Auftritt auch nach der Pause fort, ist der Stabilisator und Antreiber. ran-Note: 2
Exequiel Palacios Neben Xhaka verlässlicher Partner in der defensiven Schaltzentrale. Sehr giftig und konsequent in den Zweikämpfen, auch im Spiel nach vorne mit Ideen. Gutes Spiel auch von ihm. ran-Note: 2
Alejandro Grimaldo Wuselt wie gewohnt zwischen den Linien herum, versucht es wie in der 20. Minute per Linkschuss auch mal aus 20 Metern. Rennt immer wieder an, findet die entscheidende Lücke aber auch nicht. ran-Note: 3
Jeremie Frimpong Auf der rechten Seite immer wieder eingebunden in das Offensivspiel, sucht den Weg in den Strafraum, den Mitspieler, die Lücke, ist in den ersten 45 Minuten aber auch meist glücklos. Das setzt sich nach dem Seitenwechsel fort. Engagiert, aber unter dem Strich nicht effektiv. Geht in der 67. Minute runter. ran-Note: 4
Amine Adli Fängt stark an, ist beweglich und spielfreudig, sucht auch den Abschluss. Seine Aktionen schauen auch gut aus, sind aber am Ende auch nicht zielführend. Lässt dann zudem ein wenig nach. Ist später weiterhin laufstark, findet aber auch die erlösende Lösung nicht. Geht eine Viertelstunde vor Schluss runter. ran-Note: 3
Florian Wirtz Wie in den vergangenen Wochen gut aufgelegt, sehr aktiv, läuferisch und spielerisch. Pässe und Körpertäuschungen sind teilweise echte Kunstwerke, leider zunächst brotlose Kunst, da auch er das Gäste-Bollwerk nicht final knacken kann. In der zweiten Halbzeit nicht mehr so passgenau, agiert fehlerhafter, ist aber immer noch agil und gefährlich. ran-Note: 2
Patrik Schick Hängt ganz vorne ein wenig in der Luft, weil der letzte Ball selten zu ihm und er selten zum Abschluss kommt. In der 30. Minute wird es per Linksschuss gefährlich, doch Fabianski hält. Scheitert in der 71. Minute aus kurzer Distanz per Kopf. Viel mehr kommt nicht. Ist innerhalb der Bayer-Dominanz eher blass. ran-Note: 4
Nathan Tella Kommt in der 67. Minute für Frimpong. Knüpft nahtlos an die Leistung seines Vorgängers an. Ist ebenfalls bemüht, aber ohne große Wirkung für das Offensivspiel. ran-Note: 4
Victor Boniface Soll ab der 76. Minute nochmal für Schwung sorgen. Macht nicht alles richtig, macht aber alleine durch seine Präsenz Alarm. Und trifft dann auch noch per Kopf. ran-Note: 2
Und Seriosität, wie Alonso so oft betont. Die späten Treffer wie auch beim 2:0 gegen West Ham sind längst ein Markenzeichen, aber eben auch kein Zufall. "Das ist kein Glück, da gibt es Gründe für und wir arbeiten dafür. Die Spieler haben einen großen Glauben daran, was wir machen. Und sie bleiben immer bei der Idee", sagte Alonso.
Das Vertrauen in das Spiel gebe der Mannschaft das richtige Mindset, das Spiel so zu spielen, sagte Alonso: "Wir sind sehr stabil im Kopf, weil wir sehr klar wissen, wie wir spielen wollen". Das zeigt sich auf dem Platz durch eine brutale Dominanz, einen klaren Plan sowie Lösungen und Antworten – auch durch Alternativen.
Xabi Alonso hat starke Alternativen
Denn der essenzielle Faktor ist, dass das nicht nur für die erste Elf, oder die ersten 14, sondern durch die Bank gilt. Deshalb kann Alonso nicht nur ohne Qualitätsverlust, sondern auch ohne Mentalitäts- und Selbstvertrauensverlust wechseln.
Und wenn man dann gegen extrem defensiv agierende Gegner wie West Ham dominant ist, das Spiel durch ein fehlendes Tor aber irgendwann auch zäh und mühsam wird, kann Alonso die Offensive mit Jonas Hofmann und Victor Boniface beleben – die Treffer der beiden plus Hofmanns Vorlage sind starke Belege für den breiten Kader. Dass Exequiel Palacios nach jüngsten Verletzungsproblemen und nur drei Einsätzen seit Ende Januar von Anfang an spielte und einen starken Auftritt hinlegte, ist keine Selbstverständlichkeit, erhöht dafür aber Alonsos Alternativen im defensiven Mittelfeld.
Hofmann wiederum, der zum erweiterten Kreis der Nationalmannschaft gehört, hat wenige Monate vor der EM an seiner Situation zu knabbern, weil er zuletzt nur von der Bank kommt. Das weiß auch Alonso, der es aber versteht, alle auf das gemeinsame Ziel einzuschwören.
Hofmann nahm er vor seiner Einwechslung zur Seite, bereitete ihn auf die Schlussphase vor. Streicheleinheiten für Joker können manchmal Wunder bewirken. "Es ist ein guter Impuls für ihn für die letzten sechs Wochen. Wir brauchen ihn, und das Tor ist wichtig für ihn. Er verdient diesen Moment", sagte Alonso.
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Bayer im 42. Pflichtspiel in Serie ungeschlagen
Auch das ist eben kein Zufall, sondern der Grund dafür, warum Leverkusen auch im 42. Pflichtspiel in Serie ungeschlagen und das Triple in realistischer Reichweite ist. "Einmal mehr kommen Spieler von außen und entscheiden das Spiel. Wir haben einen Kader, in dem jeder eigentlich in die Startelf gehört", betonte Xhaka. "Mich freut es brutal, vor allem für Jonas, der momentan keine einfache Situation hat."
Wie auch Boniface, der fast vier Monate lang verletzt war. "Man sieht, wie viel Qualität der Junge hat und er wird uns brutal viel helfen in den kommenden Spielen", so Xhaka.
Damit es etwas wird mit dem historischen Triple. Und dann vielleicht ja sogar mit einem privaten Mannschaftsabend.
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