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Europa League

Bayer Leverkusen – Verzockt, vergeigt, versagt: Darum kann diese Pleite ein Geschenk sein

  • Aktualisiert: 23.05.2024
  • 11:42 Uhr
  • Andreas Reiners

Bayer Leverkusen zeigt ausgerechnet im Finale eine der schlechtesten Saison-Leistungen. Die bittere Pleite kann ein Geschenk sein. Ein Kommentar.

Von Andreas Reiners

Manchmal gibt es keine andere Möglichkeit, als sich in Floskeln zu flüchten. Beziehungsweise in kurze, klare Statements.

"So ist der Sport."

"So ist der Fußball."

"Und wenn du drei Tore bekommst und keines schießt, ist das verdient."

"Es ist bitter, aber es geht weiter."

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Bayer Leverkusen: Es gibt eben solche Spiele

Was sich nach einem Billig-ABC der Fußball-Weisheiten anhört, war an diesem Finalabend der Europa League Fakt. Es gibt eben solche Spiele. Vor allem gab es nach dem 0:3 von Bayer Leverkusen gegen Atalanta Bergamo keine Diskussionen. Der Deutsche Meister hat das Endspiel ebenso deutlich wie auch verdient verloren (Die Einzelkritik zur Finalpleite).

Punkt. Nein, Ausrufezeichen.

Was hätten Trainer Xabi Alonso, Mittelfeldmann Granit Xhaka oder CEO Fernando Carro im ersten Moment der Enttäuschung dann auch anderes sagen sollen?

Leverkusen hat sich zum wohl ungünstigsten Zeitpunkt das Recht herausgenommen, ausnahmsweise mal nicht zu liefern. Nach 51 Pflichtspielen in Folge ohne Niederlage sollte sich Leverkusen aber "nicht zu viel kaputt reden lassen", wie Kapitän Jonathan Tah vorkommen richtig betonte.

Und ja, "am wichtigsten ist es, dass wir den Schalter umlegen und ab morgen auf Berlin gucken", wie Carro erklärte. Da wartet in einem weiteren Finale ja noch der DFB-Pokal.

Doch noch wichtiger ist es, diese Niederlage nicht einfach abzuhaken, sie nicht nur als das hinzunehmen, was sie vor allem ist: Ein sportlicher Nackenschlag, eine herbe Enttäuschung, aber auch kein Weltuntergang.

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Bayer Leverkusen: Alle müssen aus der Niederlage lernen

Denn trotzdem müssen alle aus der Art und Weise lernen. Trainer Xabi Alonso hat sich diesmal mit der taktischen Vorgabe, ohne echten Mittelstürmer zu spielen, verzockt. Hinzu kamen späte Wechsel, die möglicherweise früher besser gezündet hätten. Auch die Einstellung und Vorbereitung ist seine Aufgabe.

Vergeigt haben es die Leverkusener, obwohl die Stärken und Eigenarten der Italiener hinlänglich bekannt waren. Bayer hat sich trotzdem die schwer zu bespielende Atalanta-Art aufzwingen lassen und keine Lösungen dagegen gefunden. Der Gegner war clever, unangenehm, abgezockt, aber keinesfalls unschlagbar, erst recht nicht an einem guten Tag der Leverkusener.

Bayer Leverkusen gegen Atalanta Bergamo: Die Noten zum Europa-League-Finale

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<strong>Bayer Leverkusen gegen Atalanta Bergamo: Die Noten zum Europa-League-Finale</strong><br>Bayer Leverkusen kann ein Spiel verlieren. Und das sogar ziemlich verdient. Im Europa-League-Finale gegen Atalanta Bergamo ist die Werkself über 90 Minuten ein Schatten seiner selbst und unterliegt hochverdient 0:3. Während bei den Italienern Ex-Leipziger Ademola Lookman zum Bayer-Alptraum wird, erwischen gleich mehrere Stars einen Abend zum Vergessen. <em><strong>ran</strong></em> hat die passende Einzelkritik.
© 2024 Getty Images

Bayer Leverkusen gegen Atalanta Bergamo: Die Noten zum Europa-League-Finale
Bayer Leverkusen kann ein Spiel verlieren. Und das sogar ziemlich verdient. Im Europa-League-Finale gegen Atalanta Bergamo ist die Werkself über 90 Minuten ein Schatten seiner selbst und unterliegt hochverdient 0:3. Während bei den Italienern Ex-Leipziger Ademola Lookman zum Bayer-Alptraum wird, erwischen gleich mehrere Stars einen Abend zum Vergessen. ran hat die passende Einzelkritik.

<strong>Matej Kovar</strong>&nbsp;<br>Darf wie die gesamte Europapokal-Saison das Leverkusener Tor hüten. Bei beiden Gegentoren machtlos, pariert er in der 43. Minute stark. Insgesamt hält der Tscheche, was er halten muss. An ihm liegt es nicht, dass Leverkusen erstmals seit 51 Pflichtspielen wieder verliert. <strong><em>ran</em>-Note: 3</strong>
© PA Images

Matej Kovar 
Darf wie die gesamte Europapokal-Saison das Leverkusener Tor hüten. Bei beiden Gegentoren machtlos, pariert er in der 43. Minute stark. Insgesamt hält der Tscheche, was er halten muss. An ihm liegt es nicht, dass Leverkusen erstmals seit 51 Pflichtspielen wieder verliert. ran-Note: 3

<strong>Edmond Tapsoba</strong><br>Startet mit einem katastrophalen Fehlpass ins Spiel (6.), der aber durch seine Defensivkollegen schnell ausgebügelt wird. Doch auch danach folgt gefühlt auf jeden gewonnen Zweikampf eine neue Unkonzentriertheit. Kann Matchwinner Lookman oft nur unerlaubt aufhalten – oder eben gar nicht. So wie beim 0:3 in der 76. Minute. <strong><em>ran</em>-Note: 5</strong>
© Focus Images

Edmond Tapsoba
Startet mit einem katastrophalen Fehlpass ins Spiel (6.), der aber durch seine Defensivkollegen schnell ausgebügelt wird. Doch auch danach folgt gefühlt auf jeden gewonnen Zweikampf eine neue Unkonzentriertheit. Kann Matchwinner Lookman oft nur unerlaubt aufhalten – oder eben gar nicht. So wie beim 0:3 in der 76. Minute. ran-Note: 5

<strong>Jonathan Tah</strong><br>Der Kapitän macht in der wackeligen Dreierkette anfangs noch den stabilsten Eindruck. Beim 0:1 kann er nur zusehen – insgesamt ein solider Auftritt. In der Spieleröffnung bleibt der Nationalspieler allerdings blass. <strong><em>ran</em>-Note: 3</strong>
© 2024 Getty Images

Jonathan Tah
Der Kapitän macht in der wackeligen Dreierkette anfangs noch den stabilsten Eindruck. Beim 0:1 kann er nur zusehen – insgesamt ein solider Auftritt. In der Spieleröffnung bleibt der Nationalspieler allerdings blass. ran-Note: 3

<strong>Piero Hincapie</strong><br>Beginnt wie die gesamte Leverkusener Hintermannschaft extrem ängstlich. Wirkt mit Ball nervös und lässt defensiv zu viele Lücken. Verhindert per Grätsche das 0:3 (48.) und setzt mit seiner starken Grätsche erstmals ein Zeichen (54.). Der erhoffte Wendepunkt bleibt aber aus. <strong><em>ran</em>-Note: 4</strong>
© PA Images

Piero Hincapie
Beginnt wie die gesamte Leverkusener Hintermannschaft extrem ängstlich. Wirkt mit Ball nervös und lässt defensiv zu viele Lücken. Verhindert per Grätsche das 0:3 (48.) und setzt mit seiner starken Grätsche erstmals ein Zeichen (54.). Der erhoffte Wendepunkt bleibt aber aus. ran-Note: 4

<strong>Josip Stanisic</strong><br>Beginnt über die rechte Seite, nimmt aber kaum am Spiel teil. Lässt sich beim 0:2 durch Lookman böse tunneln und kann nur hinterherschauen. Mit Xabi Alonsos Systemänderung muss er zur Pause raus. <strong><em>ran</em>-Note: 4</strong>
© Beautiful Sports

Josip Stanisic
Beginnt über die rechte Seite, nimmt aber kaum am Spiel teil. Lässt sich beim 0:2 durch Lookman böse tunneln und kann nur hinterherschauen. Mit Xabi Alonsos Systemänderung muss er zur Pause raus. ran-Note: 4

<strong>Exequiel Palacios</strong><br>Strahlt überhaupt keine Sicherheit aus – das 0:1 geht auf seine Kappe. Statt dem Ball entgegenzugehen, bleibt der Argentinier wie angewurzelt stehen. Palacios im Tiefschlaf – Lookman sagt Danke. Zwar blitzt seine Passqualität immer mal wieder auf, unterm Strich bleibt es aber ein fehlerhafter Auftritt. <strong><em>ran</em>-Note: 5</strong>
© Sven Simon

Exequiel Palacios
Strahlt überhaupt keine Sicherheit aus – das 0:1 geht auf seine Kappe. Statt dem Ball entgegenzugehen, bleibt der Argentinier wie angewurzelt stehen. Palacios im Tiefschlaf – Lookman sagt Danke. Zwar blitzt seine Passqualität immer mal wieder auf, unterm Strich bleibt es aber ein fehlerhafter Auftritt. ran-Note: 5

<strong>Granit Xhaka</strong><br>Hat in der schwachen ersten Halbzeit zwar wenig überraschend die meisten Ballaktionen (66.), doch auch er wirkt nicht bissig genug. Verliert in den ersten 45. Minuten alle seiner Zweikämpfe (4). Kann als Leader im Mittelfeld auch in der zweiten Halbzeit nicht das Ruder rumreißen. <strong><em>ran</em>-Note: 4</strong>
© 2024 Getty Images

Granit Xhaka
Hat in der schwachen ersten Halbzeit zwar wenig überraschend die meisten Ballaktionen (66.), doch auch er wirkt nicht bissig genug. Verliert in den ersten 45. Minuten alle seiner Zweikämpfe (4). Kann als Leader im Mittelfeld auch in der zweiten Halbzeit nicht das Ruder rumreißen. ran-Note: 4

<strong>Alejandro Grimaldo</strong><br>Kann seine Offensivstärke in den ersten 45 Minuten kaum ausspielen. Das liegt zum einen an der fehlenden Entlastung der gesamten Mannschaft, doch auch Grimaldo wirkt im Abschluss nervös. Eine Chance verstolpert er (16.), alleine vor Bergamo-Torwart Musso schließt er dann viel zu fahrig ab (35.) Auch seine Standards verpuffen an diesem Tag völlig. <strong><em>ran</em>-Note: 4</strong>
© Steinbrenner

Alejandro Grimaldo
Kann seine Offensivstärke in den ersten 45 Minuten kaum ausspielen. Das liegt zum einen an der fehlenden Entlastung der gesamten Mannschaft, doch auch Grimaldo wirkt im Abschluss nervös. Eine Chance verstolpert er (16.), alleine vor Bergamo-Torwart Musso schließt er dann viel zu fahrig ab (35.) Auch seine Standards verpuffen an diesem Tag völlig. ran-Note: 4

<strong>Florian Wirtz</strong><br>Zuletzt angeschlagen startet Bayers Topspieler im Finale wieder. Lässt beim 0:1 Zappacosta in den Strafraum ziehen und verteidigt schwach. Gewinnt im Mittelfeld kaum einen Zweikampf, hebt vor lauter Unzufriedenheit immer wieder die Arme und sieht zu allem Überfluss auch noch Gelb wegen Meckern (35.). &nbsp;Seine Körpersprache spricht Bände – auch nach dem Seitenwechsel. <strong><em>ran</em>-Note: 5</strong>
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Florian Wirtz
Zuletzt angeschlagen startet Bayers Topspieler im Finale wieder. Lässt beim 0:1 Zappacosta in den Strafraum ziehen und verteidigt schwach. Gewinnt im Mittelfeld kaum einen Zweikampf, hebt vor lauter Unzufriedenheit immer wieder die Arme und sieht zu allem Überfluss auch noch Gelb wegen Meckern (35.).  Seine Körpersprache spricht Bände – auch nach dem Seitenwechsel. ran-Note: 5

<strong>Jeremie Frimpong</strong><br>Der Niederländer präsentiert sich äußert flexibel. Mal als zweite Spitze, dann wieder mehr auf der rechten Flügelseite. Hat in der 59. Minute die große Chance auf den Ausgleich, schießt aber über das leere Tor. Sieht ansonsten gegen die perfekt stehenden Bergamo-Defensiv kein Land. <strong><em>ran</em>-Note: 4</strong>
© NurPhoto

Jeremie Frimpong
Der Niederländer präsentiert sich äußert flexibel. Mal als zweite Spitze, dann wieder mehr auf der rechten Flügelseite. Hat in der 59. Minute die große Chance auf den Ausgleich, schießt aber über das leere Tor. Sieht ansonsten gegen die perfekt stehenden Bergamo-Defensiv kein Land. ran-Note: 4

<strong>Amine Adli</strong><br>Xabi Alonso setzt im Finale auf Tempo und zieht Adli den beiden "echten" 9ern Boniface und Schick vor. Hängt aber völlig in der Luft, hat kaum Ballaktionen. Seine lässige Kopfballablage in der 26. Minute wird zum Boomerang und leitet das 0:2 ein. Nach der Boniface-Einwechslung weicht Adli mehr auf den Flügel aus, gefährlicher wird er dadurch aber nicht. <strong><em>ran</em>-Note: 5</strong>
© Beautiful Sports

Amine Adli
Xabi Alonso setzt im Finale auf Tempo und zieht Adli den beiden "echten" 9ern Boniface und Schick vor. Hängt aber völlig in der Luft, hat kaum Ballaktionen. Seine lässige Kopfballablage in der 26. Minute wird zum Boomerang und leitet das 0:2 ein. Nach der Boniface-Einwechslung weicht Adli mehr auf den Flügel aus, gefährlicher wird er dadurch aber nicht. ran-Note: 5

<strong>Victor Boniface</strong><br>Kommt zur zweiten Halbzeit und soll dem bis dato harmlosen Offensivspiel der Werkself neues Leben einhauchen. Das gelingt dem Nigerianer nicht. Null Torschüsse. <strong><em>ran</em>-Note: 4</strong>
© Sven Simon

Victor Boniface
Kommt zur zweiten Halbzeit und soll dem bis dato harmlosen Offensivspiel der Werkself neues Leben einhauchen. Das gelingt dem Nigerianer nicht. Null Torschüsse. ran-Note: 4

<strong>Robert Andrich</strong><br>Wird in der 68. Minute für Palacios eingewechselt und holt sich vier Minuten später direkt die Gelbe Karte ab. Kann das Spiel nicht mehr herumreißen. <strong><em>ran</em>-Note: 3</strong>
© PA Images

Robert Andrich
Wird in der 68. Minute für Palacios eingewechselt und holt sich vier Minuten später direkt die Gelbe Karte ab. Kann das Spiel nicht mehr herumreißen. ran-Note: 3

<strong>Adam Hlozek</strong><br>Wird in der 68. Minute für Grimaldo eingewechselt. Ohne nennenswerte Aktion. <strong><em>ran</em>-Note: 3</strong>
© Jan Huebner

Adam Hlozek
Wird in der 68. Minute für Grimaldo eingewechselt. Ohne nennenswerte Aktion. ran-Note: 3

<strong>Nathan Tella</strong>&nbsp;<br>Kommt in der 81. Minute ins Spiel. <strong>Ohne Bewertung.</strong>
© Goal Sports Images

Nathan Tella 
Kommt in der 81. Minute ins Spiel. Ohne Bewertung.

<strong>Patrik Schick</strong>&nbsp;<br>Kommt in der 81. Minute ins Spiel. <strong>Ohne Bewertung.</strong>
© Jan Huebner

Patrik Schick 
Kommt in der 81. Minute ins Spiel. Ohne Bewertung.

Doch wo man früher auch als neutraler Zuschauer während eines schwierigen Spiels schnell von der Selbstverständlichkeit des Leverkusener Wegs überzeugt wurde und keine Zweifel daran hatte, dass es das Team noch umbiegen kann, fehlte die Überzeugung bereits auf dem Platz. Der sonst so unerschütterliche Glaube an das eigene Spiel, an die eigene Dominanz waren größenteils wie weggeblasen.

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Bayer Leverkusen: Versäumnisse aufarbeiten

Und versagt hat damit wohl vor allem das Nervenkostüm. Denn dass das Team im Kollektiv so schlecht eingestellt schien, so abwesend agierte, so fehler- und zaghaft, hat auch mit dem Kopf zu tun.

Deshalb gilt es, diese Versäumnisse aufzuarbeiten, die Fehler zu analysieren. Denn Siege, Serien und Titel sind schön, schmecken süß und sind der verdiente Lohn der harten Arbeit. Sie können aber auch dazu verleiten, den Fokus zu verlieren.

"Diese Niederlage wird uns auf jeden Fall nicht kaputtmachen", sagte Xhaka. "Es ist einfacher, wenn alles schön läuft, aber wir müssen jetzt noch mehr zueinander stehen, miteinander offen und ehrlich reden und akzeptieren was heute passiert ist."

Was Xhaka meint: Es sind die die Niederlagen, aus denen man am besten für die Zukunft lernen, an denen man wachsen kann, als Mannschaft, aber auch als Trainer. "Jetzt müssen wir schauen, was diese Mannschaft wirklich für einen Charakter hat. Wenn man über 51 Spiele ungeschlagen ist, ist es einfach zusammen zu lachen. Aber jetzt ist die Zeit zu sehen, welcher Spieler hat einen Charakter, kann schnell aufstehen und weitermachen", erklärte Xhaka weiter.

Genau deshalb kann diese Niederlage und der Umgang damit ein Geschenk sein. Und das ist keine Floskel - sondern eine Chance.

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