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DFB-Gewinner Pascal Groß: "Genau diese Leute brauchen wir im Moment"
- Veröffentlicht: 13.09.2023
- 23:35 Uhr
- Martin Volkmar
Das Wichtigste zum DFB-Team in Kürze
Neuling Pascal Groß verdient sich mit seiner Leistung gegen Frankreich die Anerkennung der Experten. Bei ran erklärt einer seiner Förderer, warum sich der spät berufene Premier-League-Profi schon längst eine Nominierung für die Nationalmannschaft verdient hat und was er dem Team geben kann.
Vom DFB-Team berichtet Martin Volkmar
Einige Medien sahen Pascal Groß schon vor dem Länderspiel gegen Frankreich als großen Verlierer im DFB-Team.
Begründung: Da der mögliche neue Bundestrainer Julian Nagelsmann beim FC Bayern im Mittelfeld auf Joshua Kimmich und den diesmal ausgebooteten Leon Goretzka gesetzt hat, habe der schon 32 Jahre alte Groß nach der Entlassung von Hansi Flick ganz schlechte Karten in der Nationalmannschaft.
Die Realität sieht freilich spätestens jetzt anders aus. Denn nach seinem zweiten Länderspiel erhielt der spät berufene England-Profi Lob von allen Seiten.
"Pascal Groß hat es sehr gut gemacht", sagte TV-Experte Bastian Schweinsteiger über den früheren Ingolstädter, der nach 25 Minuten aufgrund von Ilkay Gündogans Verletzung unvorbereitet ins Spiel gegen den Vize-Weltmeister geworfen wurde und zunächst mit einem Fehlpass und anschließendem Foul einen verpatzten Start erwischte.
"Er hat nach fünf Minuten eine Gelbe Karte bekommen - danach musst du erst mal weiterspielen und so in die Zweikämpfe gehen. Das hat er exzellent gemacht", meinte Schweinsteiger.
Und Interims-Teamchef Rudi Völler lobte sogar explizit den geschassten Flick: "Es war ja auch seine Idee und eine wunderbare Entscheidung, Pascal Groß einzuladen, den viele gar nicht kannten in Deutschland. Er hat ein wunderbares Spiel gemacht."
Förderer Harald Gärtner: "Pascal hat Team Stabilität gegeben"
Ähnlich sieht es einer seiner Förderer. "Er war vielleicht zu Anfang etwas nervös und musste nach seinem Fehler ja auch das Foul machen, das zu Gelb führte", sagte Harald Gärtner im Gespräch mit ran:
"Aber in der zweiten Halbzeit hatte ich das Gefühl, dass Pascal absolut in der Nationalmannschaft angekommen ist. Er hat dem Team Stabilität gegeben. Und genau diese Leute brauchen wir im Moment."
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Gärtner hat Groß' Karriere aus nächster Nähe verfolgt. Der langjährige Geschäftsführer des FC Ingolstadt holte den damals 21-Jährigen 2012 zu den Schanzern, nachdem dieser zuvor mit dem Karlsruher SC aus der Zweiten Liga abgestiegen war.
"Dass er etwas Besonderes hatte, konnte man damals schon sehen. Er hatte als junger Kerl in der Relegation mit dem KSC schon extreme Verantwortung übernommen", erinnert sich Gärtner.
Pascal Groß: Schon der Vater spielte in der Bundesliga
Wobei Pascal Groß das Talent offensichtlich in die Wege gelegt wurde. Denn sein Vater Stephan spielte selbst in den 80er Jahren in der Bundesliga für den KSC und begleitete seinen Sohn ab 2001 als Nachwuchstrainer beim Mannheimer Heimatverein VfB Neckarau auf dem Weg nach oben.
Gemeinsam mit sechs weiteren Talenten, darunter den späteren Profis Marco Terrazzino und Manuel Gulde, wechselte der Sohn dann zur TSG Hoffenheim und wurde mit den Kraichgauern 2008 deutscher B-Junioren-Meister.
In Ingolstadt gelang Groß schließlich der Durchbruch. "Er war ein absoluter Eckpfeiler und Leader", berichtet Ex-FCI-Boss Harald Gärtner, der den torgefährlichen Mittelfeldspieler in höchsten Tönen lobt:
"Pascal hat schon immer seine Spielintelligenz und seine Siegermentalität ausgemacht. Er wollte jedes Spiel gewinnen und dafür hat er alles getan – egal ob im Spiel oder im Training. Und wenn es nicht so gelaufen ist, hat er Extraschichten gemacht. Auch das charakterisiert ihn sehr gut."
Pascal Groß: Erfolgsgeschichte in der Premier League
Nach dem Ingolstädter Abstieg aus dem Oberhaus wechselte er 2017 zum Premier-League-Aufsteiger Brighton & Hove Albion – und auch hier ging es fast nur nach oben. Vergangene Saison konnte sich das Team erstmals in der Vereinsgeschichte für die Europa League qualifizieren, und Groß ist nach fast 200 Spielen für die "Seagulls" mit 27 Treffern Brightons Rekord-Torschütze in der Premier League.
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"Ich finde es phänomenal, welchen Weg er gegangen ist und wie er sich weiterentwickelt hat", meint Gärtner. "Daher hätte ich mir schon früher eine Nominierung zur Nationalmannschaft gewünscht, denn er hat in seinen sechs Jahren in Brighton großen Anteil am Erfolg gehabt."
Gutes Omen? Ältester Debütant seit Weidenfeller
Doch erst beim 1:4 gegen Japan kam der erstmals berufene Groß zu seinem ersten Länderspiel, womit er der älteste Debütant seit dem damals 33 Jahre alten Roman Weidenfeller 2013 ist. Was kein schlechtes Omen sein muss, schließlich wurde der BVB-Torhüter einige Monate später in Brasilien Weltmeister.
Und im Gegensatz zum Neuer-Ersatz hat Groß weitaus bessere Einsatzchancen im DFB-Team, schließlich kann er neben der 8 auch auf zwei Problemzonen eingesetzt werden, im defensiven Mittelfeld und rechts in der Viererkette.
So geht der vermeintliche Verlierer Groß als einer der Gewinner aus dieser Länderspielwoche.