Deutschland kassiert Zwei Pleiten zum Jahresabschluss
DFB-Team - Kommentar: Nagelsmann bietet dem Team ein Alibi
- Aktualisiert: 23.11.2023
- 13:04 Uhr
- Tobias Hlusiak
Die deutsche Nationalmannschaft kassiert zu viele Gegentore. Nicht erst im Spiel gegen Österreich war dieses Problem offensichtlich. Im Jahr 2023 mussten die Keeper in elf Spielen insgesamt 22 Mal hinter sich greifen. Bundestrainer Nagelsmann wählt einen Erklärungsansatz, der zum Bumerang werden könnte. Ein Kommentar.
Von Tobias Hlusiak
Ilkay Gündogan, Niklas Füllkrug und Julian Nagelsmann selbst - sie alle wählten im Gespräch mit der Presse nach der desolaten Leistung in Wien fast die gleichen Worte.
Die Nationalmannschaft, sie sei einfach "keine Verteidigungsmannschaft". Der Bundestrainer selbst wies sogar etwas martialisch darauf hin, sein Defensivpersonal bestehe eben nicht aus "Defensiv-Monstern".
Natürlich wurde jeweils noch nachgeschoben, man müsse da etwas ändern, so ginge es nicht weiter.
Der Subtext aber bleibt: Bitte keine weiteren Nachfragen. Wir können es nicht besser.
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Der Plan sieht ganz offensichtlich vor, die talentierte Offensive so viele Tore schießen zu lassen, dass die teils vogelwilden Aktionen in der Rückwärtsbewegung nicht so ins Gewicht fallen.
Dabei gibt es nur ein paar Probleme. Das offensichtlichste davon ist: Die Rechnung geht nicht auf. Nach vier Länderspielen unter Nagelsmann stehen 7:8 Tore zu Buche. Siegquote: 25 Prozent.
Viel zu oft spazieren gegnerische Stürmer durch die deutschen Linien und müssen kraftraubend wieder eingefangen werden.
Allein in der ersten Halbzeit gegen Österreich kam es zu 21 Kontersituationen, rechnete Kapitän Gündogan vor. Das ginge "natürlich nicht", meinte er - und hatte recht.
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Die Offensive ist nämlich lange nicht so ballsicher, wie sie es für eine derart risikofreudige Spielweise sein müsste. Obendrein schießt sie zu wenige Tore - und in Wien sogar nur ein einziges Mal aufs Tor.
Zur Wahrheit gehört eben auch, dass eine gut funktionierende Angriffsmaschine auf einer eingespielten Defensivdynamik fußt. Fühlt man sich gut abgesichert, kann man freier, besser und schließlich erfolgreicher spielen.
Übrigens kann es ja durchaus sein, dass eine Fußballmannschaft etwas offensiv- oder defensivlastig daherkommt. Das ist ganz normal. Fußballer und ihre Teams haben unterschiedliche Stärken.
Die Verdrängung der Abwehrarbeit darf allerdings keine Option sein. Dieses Alibi muss der Bundestrainer schnellstmöglich einkassieren, sonst droht bei der Heim-EM im kommenden Jahr ein Debakel.
Schließlich gilt auch im Fußball der altbekannte Spruch aus dem US-Sport: Defense wins Championships!