DFB-Elf vor Frankreich
DFB: Toni Kroos - wie der Rückkehrer in der Nationalmannschaft alles verändert
- Aktualisiert: 21.05.2024
- 15:10 Uhr
- Tobias Hlusiak
Beim Länderspiel gegen Frankreich kehrt Toni Kroos nach exakt 998 Tagen in die deutsche Nationalmannschaft zurück. Es ist ein Comeback mit weitreichenden Folgen.
Von DFB-Team berichtet Tobias Hlusiak
Der 29. Juni 2021 war kein berauschender Tag für den deutschen Fußball.
Im Achelfinale der paneuropäischen EM zog Deutschland in Wembley gegen England den Kürzeren. 0:2 hieß es am Ende.
Und so wie die DFB-Auswahl an diesem Tag ihr Turnier beendete, zog auch Toni Kroos wenig später einen Schlussstrich unter seine Karriere in der Nationalmannschaft. Nach 106 Spielen sollte Schluss sein.
Etwas weniger als drei Jahre später ist der Weltmeister von 2014 zurück. Weil er gebraucht wird. Und weil der Bundestrainer ihn überzeugt hat. Kroos ist für Nagelsmann ein Fixpunkt im EM-Plan. Nach der Europameisterschaft wird jedoch Kroos seine Karriere als Fußballer an den Nagel hängen.
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Der 34-Jährige soll ihm helfen, die größten Juwelen im deutschen Fußball vom Staub zu befreien und endlich strahlen zu lassen.
Kroos will Musiala und Wirtz freispielen
Seit Kroos' Rücktritt nach der vergangenen, verkorksten EM war die Mittelfeldbesetzung der Nationalmannschaft stets unausgewogen. Irgendetwas passte nicht so richtig.
Nagelsmann wirft nun alles über den Haufen und stellt sich neu auf. Mit Kroos.
Joshua Kimmich muss weichen. Der Bayern-Star spielt jetzt wieder hinten rechts. Leon Goretzka wurde gar nicht erst berufen und Kapitän Ilkay Gündogan bekommt eine neue Rolle - als einer von drei "Zauberern" auf den Zehner-Positionen neben Jamal Musiala und Florian Wirtz, den Juwelen.
"Wir müssen die beiden dahin bringen, dass sie den Fußball spielen, den sie in den Beinen haben", sagte Kroos zu Beginn der Woche über die beiden Riesentalente: "Sie sollen uns allen Spaß machen und nicht untergehen."
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Kroos über Kritiker: „Habe meinen Frieden geschlossen“
Neue DFB-Elf gegen den größtmöglichen Gegner
Einen ersten Eindruck davon, wie die neue Aufteilung genau aussehen soll, wird das Spiel gegen Frankreich in Lyon am heutigen Samstagabend liefern. (Frankreich gegen Deutschland ab 21:00 Uhr im Liveticker)
Es ist der größtmögliche Härtetest weniger als 90 Tage vor dem Start der Europameisterschaft im eigenen Land. Nagelsmann hat das Spiel unter die Überschrift "Wir kicken!" gestellt.
Der Bundestrainer will, dass sich seine Jungs freimachen von äußeren Einflüssen. Negativität und Pessimismus sollen keinen Platz haben. Es ginge darum, "einfach Fußball zu spielen".
Kroos ist für dieses Vorhaben unverzichtbar, weil er viel mitbringt, was dem Team zuletzt immer wieder fehlte.
Der 34-Jährige sei "der perfekte Spieler", schwärmt Trainer-Legende Ottmar Hitzfeld: "Es gibt keine Alternative zu ihm. Deshalb ist es keine Frage, dass er der deutschen Mannschaft enorm helfen wird. Er geht nie unnötiges Risiko ein, weiß immer genau, was er macht."
Kroos, so Hitzfeld, der dem damals 17-Jährigen beim FC Bayern zum Profi-Debüt verhalf, habe "keine Angst, könne mit Druck umgehen". Das sei besonders bei einem Turnier im eigenen Land wichtig.
Kroos verändert die Hierachie im DFB-Team nicht
Kroos ist dennoch niemand, der ein Mannschaftsgefüge zertrümmert oder an sich reisst. Ganz im Gegenteil.
Egal mit wem man dieser Tage beim DFB spricht, alle schwärmen vom fünfmaligen Champions-League-Sieger.
"Er hat überhaupt keine Allüren, weil er vielleicht mehr Titel gewonnen hat als andere", meinte der Bundestrainer. Kapitän Gündogan schob nach, dass sich "an der Hierachie überhaupt nichts ändert. Toni tut uns gut".
Kroos nimmt seinen Platz ein. Er hat ein Ohr für die Neulinge im Kader und geht verbal und auf dem (Trainings-)Platz voran.
"Wenn wir in der Vorrunde ausscheiden, mache ich da sicherlich keinen grünen Haken dran", sagte er mit Blick auf seine Zielsetzung beim Comeback-Turnier. "Man kauft mit mir das Selbstverständnis ein, Erfolg haben zu wollen. Das bekommt man aus mir auch nicht mehr raus."
"Typisch deutsch", wie es in der DFB-Kampagne zu den neuen EM-Trikots heißt, "war es mal, wenn man erfolgreich war. Da wollen wir wieder hinkommen!"
Es sind diese Sätze, die Zuversicht und Aufbruchstimmung erzeugen.
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Gündogan und Undav schwärmen von Kroos
Gündogan, selbst amtierender Champions-League-Sieger und Spielmacher des FC Barcelona, gerät quasi ins Schwärmen, wenn er nach den ersten gemeinsamen Tagen auf dem DFB-Campus in Frankfurt über den Rückkehrer spricht: "Es ist ein tolles Gefühl, Toni hinter mir zu haben."
Es gäbe in Europa "nicht viele Fußballer mit der Qualität von Toni", führte der 33-Jährige aus, "gerade ich in einer offensiverer Rolle kann davon profitieren und ich glaube, dass wir es sehr gut hinkriegen werden. Ich freue mich darauf."
Neu-Nationalspieler Deniz Undav schaltet in Sachen Euphorie sogar noch eine Stufe höher.
"Er ist der beste Mittelfeldspieler, den Deutschland je hatte", sagte der Stuttgarter Torjäger bei seiner ersten DFB-Pressekonferenz am Donnerstag, "er gibt Pässe wie kein anderer, er hat eine Qualität wie kein anderer."
Zu bestaunen sind sie am Samstagabend in Lyon. Beim ersten Kroos-Spiel seit 998 Tagen.