Deutscher Schiedsrichter vor seinem fünften EM-Einsatz
EM 2021: Drei Jahre nach "Kriegsverbrecher-Skandal": Rekord und Finaltraum für Felix Brych
- Aktualisiert: 06.07.2021
- 08:36 Uhr
- ran.de / Andreas Reiners
Vor drei Jahren erlebte Felix Brych bei der WM 2018 einen Tiefpunkt. Jetzt, bei der EM 2021, sorgt er am Dienstag (ab 21 Uhr, im Liveticker auf ran.de) beim Spiel zwischen Italien und Spanien für einen Rekord. Und träumt vom Finale.
München – Der Tiefpunkt ist drei Jahre her. Einfach war es damals nicht.
Denn Felix Brych war laut Mladen Krstajic ein Fall für das "Kriegsverbrecher-Tribunal in Den Haag. Damit sie ihm den Prozess machen, wie sie ihn uns gemacht haben."
Harte Worte, heftige Worte, weit unter der Gürtellinie.
Unentschuldbare Entgleisung
Selbst aus der Emotion des Moments heraus unentschuldbar. In der kniffligen Partie zwischen Serbien und der Schweiz war Brych beim 1:2 wegen eines nicht gegebenen Elfmeters in den Fokus der erzürnten Verlierer geraten.
Zwar sorgte Krstajic für den handfesten Skandal, doch Brych musste ihn mit ausbaden: Nach nur einem Einsatz war die WM für ihn beendet. Krstajic wurde für seine unsägliche Äußerung lediglich mit einer Geldstrafe in Höhe 4.340 Euro belegt.
"Damals war Felix zwischen die Fronten geraten. Umso mehr freut es mich, dass er nun so überzeugen kann", sagte Lutz Wagner, der Lehrwart und Regelexperte des DFB, bei sportschau.de.
Das Ganze ist spätestens jetzt vergessen, denn bei der EM 2021 sorgt Brych am Dienstag (ab 21 Uhr, im Liveticker auf ran.de) beim Spiel zwischen Italien und Spanien für einen Rekord: Er wird das fünfte Spiel bei dieser Endrunde pfeifen, das schaffte vor ihm noch niemand bei einer EM.
Bei einer WM waren es Horacio Elizondo und Benito Archundia (2006), Ravshan Irmatov (2010) und Nestor Pitana (2018), die auf fünf Spiele kamen.
Elfter Endrunden-Einsatz
Für Brych ist das Halbfinale der elfte Einsatz bei einer Endrunde, nach zwei Einsätzen bei der WM 2014, drei Spielen bei der EM 2016, dem Skandalspiel 2018 sowie den vier Spielen 2021.
Brych leitete mit seinen Assistenten Mark Borsch und Stefan Lupp zuletzt die Viertelfinalpartie zwischen England und der Ukraine (4:0), davor das Achtelfinal-Spiel zwischen Belgien und Portugal (1:0) sowie in der Gruppenphase die Spiele Finnland gegen Belgien (0:2) und Niederlande gegen Ukraine (3:2).
Selbst von den wütenden England-Fans hatte er sich im Viertelfinale nicht aus der Ruhe bringen lassen. Die Anhänger hatten die Ansetzung heftig kritisiert, nachdem die "Three Lions" die DFB-Auswahl im Achtelfinale eliminiert hatten.
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"Felix Brych gehört schon lange zu den Leistungsträgern unter dieser EM-Mannschaft der Schiedsrichter. Fünf Spiele - das dürfen nur die besten", sagte Wagner dem "kicker". "Er lässt sich nie verbiegen und ist durchaus bereit, auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen", lobte Wagner. Hinzu komme, dass Brych "extrem fit" sei. "Das sieht man daran, wie gut er steht", sagte er.
Darf Brych deshalb auch das Finale?
"Hätte es absolut verdient"
"Felix hätte es absolut verdient", stellt Wagner klar.
Das wird natürlich auch von seiner Leistung am Dienstag abhängen. In den bisherigen vier Spielen schwächelte er nur im Achtelfinale, als er zwischenzeitlich ein wenig die Souveränität und die Kontrolle verlor. Auch andere Faktoren dürften in die Entscheidung der UEFA mit einfließen. Niederländische Medien berichten bereits, dass Björn Kuipers für das Finale vorgesehen sein soll.
Doch selbst wenn es für Brych nicht für das Finale reichen sollte - den Tiefpunkt hat er mit einem sportlichen Höhepunkt längst abgehakt.
Andreas Reiners
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