Euro 2024
Nach EM-Auslosung: Das ist Nagelsmanns Fahrplan
- Aktualisiert: 04.12.2023
- 11:50 Uhr
- Martin Volkmar
Nach der Auslosung ist vor der EM: Nun geht die konkrete Planung von Bundestrainer Julian Nagelsmann für die Endrunde los. ran gibt einen Überblick.
Von der EM-Auslosung berichtet Martin Volkmar
Wenn man die tausenden Menschen am Sonntag am Hamburger Hauptbahnhof sah, die verzweifelt eine Zugverbindung Richtung Süden zu bekommen versuchten, hat Julian Nagelsmann mit seiner nächtlichen Hardcore-Tour vermutlich alles richtig gemacht.
Obwohl der Bundestrainer an einer Erkältung mit leichtem Fieber laboriert und sein Flug von München nach Hamburg wegen des Schneechaos abgesagt wurde, wollte er sich die EM-Auslosung nicht entgehen lassen.
Immerhin hatte Nagelsmann einen Fahrer, der ihn nach rund acht Stunden Fahrtzeit in der Elbphilharmonie ablieferte – und ihn nach der kurzweiligen Veranstaltung und anschließendem Auftritt vor den Medien sofort wieder durch die Nacht zurück in die rund 800 Kilometer entfernte Heimat brachte.
Dort legte sich der 36-Jährige nach der Rückkehr am Sonntagmorgen zur Erholung ins Bett.
Zeit genug für ihn, um sich Gedanken über die heiße Phase bis zur EM-Endrunde zu machen. Die Bekanntgabe der drei Vorrundengegner Schottland, Ungarn und Schweiz war der Startschuss für die konkrete Vorbereitung.
Das Wichtigste zur EM 2024
ran gibt einen Überblick auf die wichtigsten Fragen:
Was sind die nächsten Maßnahmen?
Der Bundestrainer und sein Team werden nun zunächst die drei EM-Rivalen tiefgehend analysieren, um im Juni bestens auf deren Stärken und Schwächen vorbereitet zu sein.
"Es ist eine gute Gruppe, keine Hammergruppe“, sagte Nagelsmann: "Es sind drei Gegner, die uns fordern werden, aber auch drei Gegner, gegen die wir uns durchsetzen wollen."
Darüber hinaus geht der Blick auf die beiden letzten Testspiele vor der Nominierung im März. Dort wird es in Lyon gegen Vize-Weltmeister Frankreich sowie vermutlich in Frankfurt gegen die Niederlande gehen. Zwei echte Härtetests für die verunsicherte DFB-Auswahl.
Zudem müssen sich Nagelsmann sowie seine Assistenten Sandro Wagner und Benjamin Glück bis dahin klarwerden, welche Lehren man aus den jüngsten Niederlagen gegen die Türkei (2:3) und Österreich (0:2) ziehen, welches System man spielen lassen und auf welche Achse in der Mannschaft man setzen will.
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Diese Gruppengegner wären Völler lieber gewesen
Was wird Nagelsmann ändern?
Der Bundestrainer macht sich offenbar Gedanken über einige tiefgreifende Änderungen. "Wir müssen einfach ein paar Dinge anpassen. Es wird inhaltliche Bereiche betreffen, aber auch das Gefüge ein bisschen betreffen", sagte er zu seinen Plänen.
Und weiter: "Ich habe eine klare Meinung zu allen Spielern. Wir werden Entscheidungen treffen, die im Sinne der Sache hoffentlich besser werden und wir dadurch besseren Fußball spielen."
Zwar gebe es "keine Radikalkur, dass wir zehn Spieler zu Hause lassen und zehn neue einladen, aber es wird schon etwas verändern in der Struktur, weil wir auch eine veränderte Nationalmannschaft haben vom Selbstverständnis, in der Art und Weise, wie wir auftreten", ergänzte er: "Wir sind aktuell kein Team, das auf den Platz kommt und den Gegner wegspielt."
Nagelsmann plant im März mit Neuer
Bei einigen bislang Nominierten dürften daher die Alarmglocken läuten, denn nach einer Ausbootung im März werden die Chancen auf eine Rückkehr zur EM minimal sein. Vielmehr wird Nagelsmann versuchen, seinen 23-Mann-Kader dann in großen Teilen zusammenzuhaben.
Ob der ehemalige Bayern-Chefcoach allerdings einige "Künstler" zu Hause lässt und dafür mehr der von ihm geforderten "Worker" einladen wird, bleibt vorerst unklar.
Nur bei einem Namen legte er sich fest: Manuel Neuer wird nach aktuellem Stand sein Comeback im DFB-Team feiern und in den offenen Konkurrenzkampf mit seinem Platzhalter Marc-Andre ter Stegen treten.
Schottland, Ungarn, Schweiz: Die deutschen EM-Gegner im Portrait
Wie läuft die unmittelbare EM-Vorbereitung?
Kurz vor dem letzten Bundesliga-Spieltag (18. Mai) wird Nagelsmann sein Aufgebot für die Vorbereitung bekanntgeben, das er bis zum 7. Mai (24 Uhr) auf 23 Mann reduziert haben muss.
Voraussichtlich nach dem DFB-Pokalfinale (25. Mai) wird sich die DFB-Auswahl dann im Trainingslager treffen, für das Donaueschingen oder Weimar im Gespräch sind. Ein Trip ins Ausland wie vor früheren Endrunden ist derzeit nicht geplant.
In dieser Phase, die bis etwa eine Woche vor EM-Start am 14. Juni gehen wird, sind zwei weitere Test-Länderspiele eingeplant. Die Gegner sollen möglichst ähnlich spielen wie die in der Vorrunde, daher kommen etwa Irland und Wales oder Polen und Finnland in Betracht.
Wie läuft das Turnier für die DFB-Elf?
Spätestens fünf Tage vor dem Eröffnungsspiel, also am 9. Juni, muss die deutsche Mannschaft ihr Teamquartier beziehen. Dies wird wie schon bei der EM 2021 in Herzogenaurach auf dem sogenannten Home Ground von Ausrüster Adidas sein, wo sowohl Trainingsplätze als auch ein Hotel und das Medienzentrum parat stehen.
Von dort wird es mit Bus oder Bahn jeweils einen Tag vor den Gruppenspielen an die Spielorte München (14. Juni/Schottland), Stuttgart (19. Juni/Ungarn) und Frankfurt (23. Juni/Schweiz) gehen.
Europameisterschaft 2024: Die Gruppen der Endrunde - Deutschland mit Losglück
Wie sind die Gegner einzuschätzen?
Von der Papierform ist das Nagelsmann-Team trotz der zuletzt enttäuschenden Vorstellungen Favorit, nicht nur wegen der Gastgeberrolle. Denn in der Weltrangliste liegt der 16. Deutschland vor der Schweiz (18.), Ungarn (27.) und Schottland (36.).
Allerdings war das in den jüngsten Länderspielen auch kein Maßstab für einen DFB-Erfolg. "Wir sind nicht in der Situation, dass wir Gegner auf die leichte Schulter nehmen. Die Zeiten sind vorbei", mahnte Sportdirektor Rudi Völler.
Und auch Turnierdirektor Philipp Lahm warnte: "Wir haben vielleicht nicht die großen Namen wie in Gruppe B, aber das ist eine gefährliche Gruppe."
DFB-Team: Das sind die Stärken der Gegner
Die Schweizer verfügen über eine homogene und eingespielte Truppe mit viel Erfahrung, angeführt vom Leverkusener Granit Xhaka, und haben die vergangenen drei Spiele gegen Deutschland nicht verloren (ein Sieg, zwei Unentschieden).
Genauso lautet die jüngste Bilanz gegen die Ungarn, gegen die sich die DFB-Auswahl in diesen Partien extrem schwergetan hat und bei der EM 2021 beinahe in der Vorrunde ausgeschieden wäre. Zudem ist das Team um den Leipziger Willi Orban seit zwölf Spielen ungeschlagen.
Die Schotten wiederum warten seit 1999 auf einen Sieg gegen die deutsche Nationalelf, werden aber neben ihrem Kampfgeist auch die massive Fan-Unterstützung der "Tartan Army" zum Eröffnungsspiel mit nach München bringen. "Das wird ein Brett", meinte Nagelsmann.
Welche Rivalen würden im Achtelfinale warten?
Übersteht die DFB-Elf im Gegensatz zu den vergangenen beiden Weltmeisterschaften die Gruppenphase, drohen schon im Achtelfinale schwere Gegner. Als Sieger käme es am 29. Juni in Dortmund vermutlich zum Vergleich mit Dänemark oder England, gegen das die damals noch von Joachim Löw trainierte Mannschaft bei der EM 2021 ebenfalls in der Runde der letzten 16 ausschied.
Noch härter wäre es beim zweiten Platz, denn dann käme es am 29. Juni in Berlin zum Duell mit Titelverteidiger Italien, dessen Vorgänger Spanien oder dem WM-Dritten Kroatien.
Und bei einem Weiterkommen als einem der vier besten Gruppendritten würde auf Deutschland fast sicher ein Hochkaräter warten.
"Unser Anspruch wird sein, eine Runde weiterzukommen", erklärte Völler in Hamburg: „Wir wollen beim Eröffnungsspiel in einer Verfassung sein, um eine richtig gute EM zu spielen."