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Neue Aufregung um Cucurella-Handspiel

EM 2024 - Handspiel von Cucurella: Rolle rückwärts der UEFA sorgt für Unverständnis, Ärger und Sarkasmus

  • Aktualisiert: 24.09.2024
  • 15:32 Uhr
  • Martin Volkmar

Der Meinungsumschwung der UEFA, dass Deutschland gegen Spanien doch einen Strafstoß hätte bekommen müssen, kann Toni Kroos nicht mehr ernst nehmen. Urs Meier zeigt  sich bei ran irritiert, Lothar Matthäus empört.

Von Martin Volkmar und Chris Lugert

Toni Kroos konnte nur noch mit Galgenhumor auf die Rolle rückwärts der UEFA reagieren.

"Sie haben jetzt drei Monate gebraucht, um mitzubekommen, dass es Hand war, was fast alle eigentlich schon in der Sekunde geschafft haben. Das beruhigt mich ungemein", meinte der Ex-Nationalspieler sarkastisch.

"Aber danke, war nicht so wichtig, gibt mir ein gutes Gefühl. Darf ich mich jetzt im Nachgang Europameister nennen? Weil, die haben es ja jetzt offiziell bestätigt. Ich glaube nicht."

Europameister bleibt Spanien, obwohl es im in der Verlängerung gewonnenen Viertelfinale (2:1) Handelfmeter für Deutschland hätte geben müssen – wie nun nachträglich erklärt wurde.

Denn dies steht explizit in einem Report von UEFA-Schiedsrichterboss Roberto Rosetti an die internationalen Top-Referees, wie ran bestätigt wurde.

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Rosetti-Report: Kein Kommentar von UEFA und DFB

Offiziell erfährt man von der UEFA lediglich, dass es einen solchen Bericht an die Unparteiischen gibt.

Zum Inhalt aber hüllt sich der Dachverband in Schweigen, da es sich um ein internes Dokument handele.

Deshalb wollte sich der DFB auch auf ran-Nachfrage nicht zu der neuesten Wende äußern, weil man keine offizielle Kenntnis über den Inhalt habe.

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Verwunderung und Verärgerung bis in UEFA-Kreise

Selbst in UEFA-Kreisen sorgte Rosettis überraschender Meinungsumschwung derweil für Verwunderung und teilweise für Verärgerung.

Auch der ehemalige FIFA-Schiedsrichter Urs Meier zeigte sich im Gespräch mit ran schwer irritiert über die Vorgehensweise.

"Meiner Meinung nach kommuniziert die UEFA momentan etwas komisch. Dass sie sich zwei Monate nach der EM festlegen, dass solche Sachen in Zukunft anders gepfiffen werden sollen, ist das eine. Das kann man machen", erklärte der Schweizer.

"Was mich wundert, ist, dass die UEFA das beschließt. Die UEFA hat in solchen Sachen gar nichts zu beschließen. Das ist eine Sache der FIFA, der Weltverband müsste da eigentlich eine klare Stellungnahme abgeben."

Handspiel? Nagelsmann und Co. "wissen es nicht"

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Rosetti stellt klar: Hätte Elfmeter geben müssen

Dennoch sind nach ran-Informationen alle Details, die das spanische Portal "Relevo" am Montag zitiert hatte, zutreffend.

Demnach hätte die entscheidende Szene in der Partie gegen Spanien, als Jamal Musiala Marc Cucurella den Ball in der 107. Minute beim Stand von 1:1 aus wenigen Metern an die Hand schoss, laut Rosetti vom Engländer Anthony Taylor mit einem Strafstoß geahndet werden müssen.

"Nach den neuesten UEFA-Richtlinien sollte ein Handspiel, das einen Torschuss verhindert, strenger bestraft werden, und in den meisten Fällen sollte ein Strafstoß verhängt werden, es sei denn, der Arm des Abwehrspielers ist sehr nah am Körper. In diesem Fall hat der Verteidiger den Torschuss mit seinem Arm gestoppt, der nicht sehr nah am Körper ist, was ihn größer macht, sodass ein Strafstoß hätte verhängt werden müssen", schreibt Rosetti.

Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte schon direkt nach dem Turnier-Aus für Elfmeter plädiert, wenn ein mit der Hand abgeblockter Schuss ansonsten aufs Tor gehen würde.

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Lahm mit klarer Meinung zum Handspiel-Eklat

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Urs Meier: Dann muss FIFA Regelwerk anpassen

Urs Meier verweist aber auch hier auf die Zuständigkeit des Weltverbandes: "Irgendwann erwarte ich von der FIFA mal eine klare Stellungnahme in Sachen Handspielregel. Und da würde mich interessieren, was die FIFA dazu sagt: Sagt die FIFA auch, das ist jetzt ein Handspiel, dann müsste man auch die Handspielregel anpassen."

Und weiter: "Solange das nicht angepasst ist, spielt das keine Rolle. Es geht um Absicht oder nicht und darum, ob es eine natürliche oder unnatürliche Armhaltung ist. Absicht ist das Zauberwort. Und wenn keine Absicht gegeben ist, ist es gemäß dem jetzigen Regelwerk kein Handspiel."

Dass sich Rosetti, der sich während und nach der EM trotz zahlreicher Anfragen nicht zu der strittigen Situation äußern wollte, nun mit drei Monaten Verspätung der Forderung von Nagelsmann doch noch anschließt, sorgt auch intern für Kritik.

Zwar sei es normal und auch sinnvoll, nach einem großen Turnier Regelauslegungen zu überdenken und möglicherweise abzuändern, ist zu hören. Nur hätte dabei der Blick strikt nach vorne und nicht zurück gehen müssen.

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Rosetti vor der EM: Kein Elfmeter

Schließlich hatte der Italiener noch bei einer Schulung vor der EM mit einer vergleichbaren Handspielszene im Champions-League-Spiel zwischen Manchester City und RB Leipzig sehr klar erklärt, warum eben kein Strafstoß gepfiffen werden dürfe:

"Der Arm ist nah am Körper in einer natürlichen Position. Der Spieler versucht noch, den Ballkontakt zu vermeiden."

Auf dieser Basis hatten die meisten Experten wie Meier danach die Entscheidung Taylors verteidigt.

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Meier: UEFA fällt Schiris in den Rücken

Auch jetzt bleibt der 65-Jährige bei seiner Meinung. "Die Schiedsrichter wurden so instruiert und deshalb ist es bei der Europameisterschaft auch die richtige Auslegung gewesen", sagte er zu ran:

Die Schiedsrichter wurden so instruiert und deshalb ist es bei der Europameisterschaft auch die richtige Auslegung gewesen.

Urs Meier, zum Handspiel von Cucurella

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"Vor der EM wurden die Schiedsrichter ganz klar angewiesen und auch die Mannschaften wurden instruiert: Ein zurückschwingender Arm wird nicht gepfiffen, weil es keine Absicht ist. Und in dem Bereich hat der Schiedsrichter genau das umgesetzt. Und dass man jetzt ihm und den Schiedsrichtern generell in den Rücken fällt, das überrascht mich schon."

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Matthäus empört: "Sind betrogen worden"

Auch Lothar Matthäus hatte aufgrund von Rosettis Aussagen bei der Schulung vor der EM Verständnis für den nicht gegebenen Elfmeter geäußert. Umso empörter reagierte der Rekord-Nationalspieler nun auf die Volte:

"Wenn es stimmt, dass die UEFA jetzt zugibt, dass es eine Fehlentscheidung war - dann sind wir offenbar betrogen worden! Dann war die angebliche Anweisung nur eine Ausrede. Eigentlich eine Frechheit, dass es jetzt zugegeben wird, was damals alle gesehen haben."

Womit er mit Kroos übereinstimmt – ändern wird das am deutschen EM-Aus und Kroos‘ damit verbundenem Karriereende nichts mehr.

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