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EM 2016: Deshalb muss Podolski mit

ranSicht: Darum gehört Lukas Podolski in den EM-Kader der Nationalmannschaft

  • Aktualisiert: 22.02.2018
  • 14:53 Uhr
  • Andreas Reiners
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© imago/Bernd M¸ller

Es ist wenig schmeichelhaft, was über die Nominierung von Lukas Podolski geschrieben wird. Dabei ist es vollkommen richtig, dass der Ur-Kölner auch bei der EM 2016 dabei ist. Ein Kommentar.

Joachim Löw wusste, was kommen würde. Deshalb schob er eine Entschuldigung gleich voran. Wobei sich ein Bundestrainer nicht für seine Entscheidungen entschuldigen muss. Ausführlich erklären trifft es wohl besser.

Denn keine Nominierung muss Löw mehr erklären als die von Lukas Podolski.

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Das Kollektiv ist wichtiger als alles andere

"Er ist auch eine Persönlichkeit, die der Mannschaft viel geben kann", sagte Löw. Es gehe grundsätzlich um mehr, als nur guten Fußball zu spielen, so der Bundestrainer weiter: "Das Kollektiv ist wichtiger als jeder einzelne Spieler. Neben dem sportlichen Wert zählt für mich die Persönlichkeit, wichtig ist der Beitrag, den Spieler auf und neben dem Platz leisten."

Eine Erklärung, die am Ende dann doch fast schon einer Entschuldigung gleichkam.

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Und es kam, wie es kommen musste. Die Nominierung des Ur-Kölners spaltet die Nation. Die meisten schießen sich dabei auf Podolski ein, die Zahl der Kritiker ist ja schon vorher mit jeder Berufung in den DFB-Kader gewachsen. "EM-Maskottchen", "Gute-Laune-Onkel" oder "Partyvogel": Es ist für einen Weltmeister wenig Schmeichelhaftes, was man nun so lesen konnte und kann.

Was hat einer wie er, dessen Leistungen sich laut Kritiker seit der WM 2006 auf einen ewig grinsenden und Selfies schießenden Spaßvogel beschränken, noch in der Nationalmannschaft zu suchen?

Nun, eine ganze Menge.

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Die großen Erfolge gab es als Team

Denn klar ist nicht erst seit der WM 2014: Die ganz großen Erfolge holt man als Team. Als Mannschaft. Was der DFB mit dem Claim "Die Mannschaft" ja auch marketingwirksam umgesetzt hat. Die Zeiten, in denen es trotz Grüppchenbildung zum großen Wurf gereicht hat, sind lange vorbei.

Fragt man einen Nationalspieler, der neu zum Team stößt, erhält man immer die gleiche Antwort: Der Geist sei etwas ganz Besonderes, der Zusammenhalt, die Mannschaft sei tatsächlich noch eine Mannschaft.

Und da kommt Lukas Podolski ins Spiel.

Denn er ist so etwas wie die graue Eminenz im Hintergrund. Sein Wert ist schon länger nicht mehr in Toren, Vorlagen oder überdurchschnittlichen Spielen zu messen.

Doch wer bekommt es tatsächlich mit, wenn Podolski jungen Spielern wichtige Tipps gibt? Wenn der 31-Jährige, ausgestattet mit der Erfahrung von 127 Länderspielen und sechs großen Turnieren, mit seinen Späßen und Sprüchen einem drohenden Lagerkoller entgegenwirkt? Wenn er motiviert? Vielleicht auch tröstet, aufmuntert?

Wenn er entscheidend an einem positiven Klima mitarbeitet? Einem Klima, das vielleicht am Ende entscheidend ist, den berühmten Unterschied ausmacht? Schließlich ist ein 23-köpfiger Kader im Idealfall nicht die bloße Ansammlung der besten Spieler eines Landes, sondern ein funktionierendes Kollektiv.

Es sind letztendlich vor allem diese nicht messbaren, nicht wirklich greifbaren Faktoren, die eine große Rolle spielen. Erst recht, wenn 23 ganz unterschiedliche Typen und Egos mehrere Wochen lang aufeinander hocken.

Und auch wenn Fußball-Deutschland über den sportlichen Wert der Nominierung diskutiert, hat der inzwischen in der sportlich durchaus streitbaren türkischen Süper Lig für Galatasaray Istanbul spielende und durchaus auch treffende (zwölf Tore) Podolski das Kicken ja nicht komplett verlernt.

Poldi hat immer noch einen sportlichen Wert

"Er hat noch einen sportlichen Wert für uns, auch wenn es viele nicht wahrhaben wollen. Ich weiß, dass er immer noch die Leistung bringen kann, die wir erwarten", betonte Löw auch nochmal den sportlichen Mehrwert, den ein Podolski bringen kann. Verbale Werbung für eine Kombination aus sportlichen und menschlichen Fähigkeiten, die den Ausschlag gaben.

Schließlich sah Löw es ja kommen. Recht hat er mit seiner Nominierung trotzdem.