Fußball-Talente auf dem Abstellgleis: Yesil, Kurt, Scholl, Krkic

Samed Yesil (CSV Marathon Krefeld)
Bei der U17-WM 2011 in Mexiko schoss sich der Angreifer noch zum Silbernen Schuh als zweitbester Torschütze. Vergleiche mit Fritz Walter wurden angeregt - auch wenn Samed Yesil den gleichnamigen Award für Jugendspieler nie verliehen bekam. Als das Talent von Bayer Leverkusen ein Jahr später dann auch noch zum FC Liverpool wechselte, sprach vieles für eine steile Karriere. In der Premier League kam Yesil nie zum Einsatz. Auch eine Leihe zum FC Luzern half nicht weiter. Anschließend stand Yesil noch beim KFC Uerdingen unter Vertrag und spielte danach in Regionalliga West beim VfB Homberg sowie in der Oberliga Niederrhein für DJK Teutonia St. Tönis. Im Sommer 2022 heuerte der 28-Jährige bei Ratingen 04/19 an - nun folgt der Wechsel zu CSV Marathon Krefeld in die Kreisliga.

Sinan Kurt (Karaman FK)
Das einstige Wunderkind Sinan Kurt unternimmt mal wieder einen sportlichen Neuanfang - in der 4. Liga. Beim türkischen Viertligisten Karaman FK unterschrieb der 26-Jährige einen Vertrag bis 2025. Der Klub hat das Ziel, perspektivisch in die Süper Lig aufzusteigen, dabei soll das frühere Bayern-Talent Kurt mithelfen. Zuletzt stand er bis Juni 2021 beim slowakischen Erstligisten FC Nitra unter Vertrag, wo er aber laut eigener Aussage über Monate kein Gehalt erhielt und daher seinen Kontrakt vorzeitig auflöste. In der Bundesliga lief das einstige Toptalent für die Bayern und Hertha BSC insgesamt nur drei Mal auf, danach begann sein sportlicher Abstieg. Über den damaligen österreichischen Zweitligisten WSG Tirol, den SV Straelen und den FC Nitra landete er nun in der Türkei. 

Lucas Scholl (Wacker Innsbruck)
Nach einem Jahr ohne Klub heuerte der Offensivspieler Lucas Scholl im Sommer 2022 beim österreichischen Viertligisten Wacker Innsbruck an. Einst durfte er unter Bayern-Coach Pep Guardiola mit den großen Stars des deutschen Rekordmeisters trainieren. Doch in den Jahren danach ging es mit der Karriere Scholls immer weiter bergab. Zuletzt kickte der Mittelfeldspieler bis zum Sommer 2021 beim österreichischen Zweitligisten SV Horn, aber auch das wenig erfolgreich (17 Einsätze, kein Tor).

Bojan Krkic (Vissel Kobe)
Einst als Wunderkind beim FC Barcelona gefeiert, ist der Spanier Bojan Krkic in seiner Karriere gehörig abgestürzt. Mittlerweile spielt der 32-Jährige in Japan für Vissel Kobe. Dort traf er auch tatsächlich auf einen seiner Ex-Barca-Kollegen. Oldie Andres Iniesta lässt in Kobe seine Karriere ausklingen. Anders als Krkic hat Iniesta einst bei den Katalanen den Sprung vom La-Masia-Schüler zum Weltstar geschafft.

Donis Avdijaj (FC Zürich)
Für das einstige Schalke-Juwel Donis Avdijaj ist die Profikarriere ein ständiges Kommen und Gehen bei diversen Vereinen. Der 26-Jährige, der sich trotz großer Vorschusslorbeeren bei S04 nie behaupten konnte, spielt aktuell in der Schweiz beim amtierenden Meister FC Zürich, war davor bereits in Österreich, auf Zypern, in den Niederlanden, der Türkei und Schottland aktiv - überall allerdings nur recht kurzzeitig. Auf Schalke erlangte er schon als Teenager Berühmtheit, als publik wurde, dass sein Vertrag eine Ausstiegsklausel in Höhe von 49 Millionen Euro beinhaltete. Letztlich machte er für die Profimannschaft der Gelsenkirchener nur zwölf Spiele (zwei Tore).

Alen Halilovic (HNK Rijeka)
Als Youngster beim FC Barcelona wurde Alen Halilovic als "neuer Messi" gehandelt. Dieses Versprechen konnte der heute 26-Jährige nie einhalten. Im Gegenteil. Seine Karriere stagniert seit Jahren: Nach seiner erfolglosen Zeit beim HSV wollte der Kroate beim AC Mailand wieder angreifen. Doch auch bei den "Rossoneri" konnte sich der Kroate nicht durchsetzen. Per Leihe wechselte Halilovic zunächst zum belgischen Erstligisten Standard Lüttich und zuletzt dann in die Niederlande zu Heerenveen. Nach der Rückkehr zu Stammklub Milan wurde der Vertrag mit dem einstigen Wunderkind einvernehmlich aufgelöst. Danach versuchte sich Halilovic in England bei Birmingham City und Reading. Im Sommer 2022 ging es zurück nach Kroatien, wo Halilovic in Rijeka bis 2024 unterschrieb. 

Alexander Merkel (Gaziantep FK)
Der gebürtige Kasache spielte beim einst AC Mailand und galt als Hoffnungsträger für das DFB-Team. Das ist mittlerweile einige Jahre her - in denen Alexander Merkel von Klub zu Klub wanderte und zwischenzeitlich entschied, für Kasachstan aufzulaufen. Seine Begründung: "Ich freue mich darauf, international zeigen zu können, was ich kann." In den Niederlanden war Merkel bei Almelo zuletzt Stammspieler. 2020 heuerte der Mittelfeldspieler beim saudi-arabischen Klub Al-Faisaly Harmah an, ein Jahr später in der Türkei bei Gaziantep FK, wo er immer noch unter Vertrag steht. 

Dale Jennings (Prescot Cables FC)
Das frühere Bayern-Talent Dale Jennings hat eine ganz schwere Zeit durchlebt. Nachdem es mit der Karriere des mittlerweile 29-jährigen Engländers in den letzten Jahren ohnehin nur noch bergab ging, bekam der Offensivmann vor fünf Jahren eine Nachricht, die sein Privatleben aus den Fugen geraten ließ. Bei Tochter Mila wurde 2017 Leukämie diagnostiziert, daraufhin kümmerte sich Jennings um ihre Pflege. Danach aber startet das einstige Wunderkind nach der Genesung der Tochter fußballerisch wieder etwas durch - allerdings auf überschaubarem Ligen-Niveau. Mittlerweile läuft Jennings beim unterklassigen englischen Verein Prescot Cables FC auf.

Keirrison (Palm Beach Stars)
Im Sommer 2009 wechselte der Brasilianer Keirrison als verheißungsvolles Talent zum FC Barcelona und sollte dort eine Weltkarriere starten - es blieb beim Wunschtraum, denn für die Profis der Katalanen kam Keirrison nie zum Einsatz. Auch bei anderen prominenten Stationen wie Florenz oder Benfica Lissabon floppte der Südamerikaner. Mittlerweile ist er wohl am Tiefpunkt seiner Karriere angekommen. Beim brasilianischen Erstliga-Aufsteiger Centro Sportivo Alagoano wollte Keirrison noch einmal durchstarten, doch nach sechs Tagen war auch dieses Kapitel zu Ende. Weil das Ex-Barca-Talent nicht fit war, kündigte der Klub dem Neuzugang. Derzeit spielt Keirrison bei den Palm Beach Stars in den USA, die im August 2020 neu gegründet wurden. 

Gianluca Gaudino (FC Lausanne-Sport)
Die Karriere von Gianluca Gaudino befand sich zwar nicht im freien Fall, aber auch bei ihm ließ der Durchbruch lange auf sich warten. Erst bei beim Schweizer Meister Young Boys Bern kam der 25 Jahre alte Mittelfeldspieler einigermaßen regelmäßig zu Einsätzen. Zuvor war der frühere Münchner vereinslos und hielt sich bei der Gladbacher U23-Mannschaft fit. Im Sommer 2017 ging es dann zu Chievo Verona, wo er aber nur zweimal in der Serie A zum Einsatz kam. Nach seinem Vertragsende in Bern schloss sich Gaudino vor der Saison 2021/22 dem deutschen Zweitligisten SV Sandhausen an, doch schon nach halben Spielzeit ging es für den Mittelfeldspieler auf Leihbasis nach Österreich zu Altach und im Sommer 2022 zurück in die Schweiz, wo er beim Zweitligisten Lausanne nun unter Ex-Bundesliga-Profi Ludovic Magnin kickt.

Florian Müller (Karriereende)
Florian Müller gewann als erstes Talent 2005 Gold im Bereich U19 - vor Manuel Neuer und verbunden natürlich mit großen Erwartungen. Bei Union Berlin wurde er im gleichen Jahr zum Spieler des Jahres gewählt, ehe er dem Ruf des FC Bayern München folgte. Dort kam er aber nur in der zweiten Mannschaft zum Einsatz. 2007 wechselte der ehemalige U20-Nationalspieler zum FC Magdeburg, danach zu Alemannia Aachen. Nach mehreren schweren Knieverletzungen beendete er 2013 mit 26 Jahren seine Karriere.

Savio Nsereko (SK Srbija München)
Der AC Florenz verlieh Savio Nsereko an sieben (!) Vereine. 2012 löste die SpVgg Unterhaching den Vertrag mit dem einstigen Rohdiamianten auf, weil Nsereko ohne Ankündigung nach Thailand ausreiste. Der U19-Europameister von 2008 machte erst wieder auf sich aufmerksam, als er Geld benötigte und erfolglos seine eigene Entführung vortäuschte. Danach hatte der einstige Milllionen-Transfer Nsereko noch Stationen in Bulgarien, Litauen oder Kasachstan. Mittlerweile ist die Profi-Laufbahn des 33-Jährigen aber vorüber, er spielt im Amateurbereich, dort seit dem Sommer 2022 für SK Srbija München.