Nations league
DFB-Debütant Stefan Ortega Moreno: Mehr als eine Nummer drei - und bald zurück in der Bundesliga?
- Veröffentlicht: 14.11.2024
- 15:04 Uhr
- Tobias Hlusiak
Stefan Ortega Moreno steht erstmals im DFB-Kader. Auf dem Papier ist er die Nummer drei im Tor. Ganz und gar nicht abwegig ist aber, dass der 32-Jährige schon bald eine wichtigere Rolle übernehmen könnte. Womöglich auch dank einer möglichen Bundesliga-Rückkehr im Sommer.
Abzusehen war diese Entwicklung ganz und gar nicht.
Als sich Stefan Ortega Moreno im Sommer 2022 unmittelbar nach dem Bundesliga-Abstieg mit Arminia Bielefeld nach einem neuen Arbeitgeber umsah, hatte er einige Optionen. Der Torhüter hatte in einer unterdurchschnittlichen Mannschaft eine überdurchschnittliche Saison gespielt.
Der damals 29-Jährige entschied sich für die Variante, die nicht wenige Experten als die riskanteste ansahen.
Ortega Moreno unterschrieb bei Manchester City. Bank- statt Stammplatz. Premier League statt der gewohnten Umgebung Bundesliga.
Zweieinhalb Jahre später zahlt sich dieser Schritt nun aus. Mit mittlerweile 32 Jahren ist der Keeper erstmals in den Kader der deutschen Nationalmannschaft berufen worden.
Ortega Moreno darf sich zeigen. Ein Fingerzeig des Bundestrainers, der nach dem Rücktritt Manuel Neuers und der schweren Verletzung von Marc-Andre ter Stegen ein zumindest bis zur Rückkehr des Barca-Keepers offenes Rennen auf der Torhüterposition veranstaltet.
Neben Oliver Baumann und Alexander Nübel nimmt rund um die Nations-League-Spiele gegen Bosnien und Ungarn daran nun also auch der ehemalige Bielefelder teil. Und das, obwohl er in seinem Verein nach wie vor "nur" Ersatz ist.
Ein sehr, sehr guter allerdings.
Das Wichtigste in Kürze
Wird Ortega Morenos Nachteil am Ende zum Vorteil?
"Pep Guardiola ist jeden Tag froh, dass es Stefan Ortega gibt", sagt Marco Kostmann gegenüber "t-online". Der 58-Jährge arbeitete als Torwarttrainer bei der Arminia lange Jahre mit Ortega Moreno zusammen und gilt als dessen größter Förderer.
Und er dürfte mit seiner Aussage goldrichtig liegen.
Als Back-up für Stammtorhüter Ederson hat sich Ortega Moreno einen exzellenten Ruf erarbeitet. Wenn Pep ihn brauchte, war der Deutsche immer da.
38-mal war dies bislang der Fall. Mal als Einwechselspieler, mal als Vollzeitkraft habe er "nachgewiesen, dass er sofort auf Betriebstemperatur ist und entscheidende Bälle halten kann. Genau das ist es auch, was ihn für den DFB so interessant macht", erklärt Kostmann.
Ist Ortega Morenos Nachteil am Ende vielleicht sogar ein Vorteil?
"Bei Länderspielen kommt es hinsichtlich der Torhüter darauf an: Haben wir jemanden auf der Bank, der auch mit wenig Spielpraxis sofort funktioniert? Das bringt Stefan einfach mit", meint sein ehemaliger Torwarttrainer.
Ganz so einfach dürfte die Rechnung aber dann doch nicht sein.
Denn wenn sich der 32-Jährige langfristig durchsetzen will und vielleicht sogar einen Platz im WM-Kader für 2026 ergattern möchte, wird er regelmäßiger spielen müssen. Egal ob in Manchester, oder eben woanders.
Externer Inhalt
Ortega Moreno vor Rückkehr in die Bundesliga?
"Ich fühle mich sehr wohl in dem Verein, erhalte eine hohe Wertschätzung. Es gibt wenig Gründe, darüber nachzudenken, Manchester zu verlassen", sagte Ortega Moreno vor wenigen Wochen zu "nw.de". Und doch kommen vermehrt Wechselgerüchte auf.
So soll der amtierende Deutsche Meister Bayer Leverkusen den Schlussmann als Nachfolger für Lukas Hradecky ins Auge gefasst haben. Eine Aufgabe, die ihm gut zu Gesicht stehen würde.
Im Bereich das absolut Möglichen ist aber auch, dass bei City eine Tür aufgeht. Denn schon im vergangenen Sommer baggerten zahlungsfreudige Vereine aus Saudi-Arabien an Ederson. Zu einem Wechsel kam es zwar nicht, die schon begonnenen Verhandlungen dürften 2025 aber wieder aufgenommen werden.
"Natürlich habe ich im Sommer mit der Rolle als Nummer eins geliebäugelt. Aber aus Vereinssicht kann ich es verstehen, dass sie versucht haben, Ederson zu behalten. Wäre ich in der Verantwortung, hätte ich auch versucht, das Torwartteam zusammenzubehalten", gibt sich Ortega Moreno salomonisch.
Das Thema dürfte in den kommenden Wochen und Monaten dennoch Fahrt aufnehmen.
DFB-Rekordspieler: Nationalspieler mit den meisten Einsätzen für Deutschland
Einsätze in der Nations League unwahrscheinlich
Denn die Stärken des DFB-Neulings sind bekannt und begehrt.
"Stefan ist überdurchschnittlich gut in Eins-gegen-eins-Situationen", erklärt Förderer Kostmann. "Vor allem hat er aber diese Fähigkeit, das Spiel seiner Mannschaft unfassbar schnell einzuleiten oder fortzuführen. Er überspielt als Torwart mit seinen präzisen und mutigen Pässen bereits gegnerische Reihen, schafft es damit sogar, Chancen für sein Team zu kreieren. Das ist herausragend."
Beim DFB wird sich Julian Nagelsmann davon in erster Linie im Training ein Bild machen. Einsätze für den Debütanten in den beiden letzten Nations-League-Spielen des ausklingenden EM-Jahres kämen sehr überraschend.
Der Plan des Bundestrainers umfasst hier vielmehr ein Jobsharing zwischen Baumann - der am Samstag gegen Bosnien und Herzegowina spielen soll - und Nübel - der drei Tage später in Budapest zwischen den Pfosten stehen wird.
Ortega Moreno ist also zunächst also einmal mehr der Herausforderer. Eine Rolle, die er aus dem Verein kennt und die ihn zufrieden stellt.
Doch das könnte sich schon bald ändern.