Nationalmannschaft
Joshua Kimmich ist neuer DFB-Kapitän: Einzig logische und richtige Wahl - ein Kommentar
- Aktualisiert: 31.10.2024
- 09:29 Uhr
- Chris Lugert
Am Ende war es die erwartete Entscheidung: Joshua Kimmich wird die deutsche Nationalmannschaft künftig als Kapitän anführen. Diese Wahl war alternativlos. Ein Kommentar.
Von Chris Lugert
Wer am Montag den großen Knaller erwartet hatte, als Bundestrainer Julian Nagelsmann sichtlich erholt erstmals seit der EM wieder vor die Presse trat, der wurde enttäuscht.
Nach den Rücktritten von Kapitän Ilkay Gündogan und der drei letzten verbliebenen Rio-Weltmeister Manuel Neuer, Toni Kroos und Thomas Müller setzt Nagelsmann auf die erwartete neue Achse. Bedeutet: Joshua Kimmich ist der neue Spielführer des DFB-Teams. Zu seinen Stellvertretern wurden Antonio Rüdiger und Kai Havertz ernannt.
Dass die Wahl auf Bayern-Profi Kimmich fällt, war so im Vorfeld von fast allen Experten und Fans erwartet worden. Kein Wunder, denn es ist eine folgerichtige Entscheidung. Und das aus mehreren Gründen.
"Er war einer der drei Kapitäne bei der EM. Die anderen beiden sind nicht mehr da, deswegen ist seine Wahl logisch", erklärte Nagelsmann die Entscheidung in Herzogenaurach recht pragmatisch. Und doch steckt in der Aussage bereits viel drin.
Kimmich ist in den vergangenen Jahren nicht nur im Verein, sondern auch in der Nationalmannschaft in der Hierarchie immer weiter nach oben geklettert. Der 29-Jährige ist nicht nur auf dem Papier ein Führungsspieler, sondern beansprucht diese Rolle auch deutlich für sich. Er will und kann Verantwortung übernehmen.
Das Wichtigste in Kürze
Dabei ist er auch um klare Ansagen nicht verlegen - Kimmich scheut sich nicht, seine Meinung offen zu äußern. Das beinhaltet - wenn nötig - auch teils hörbare Kritik an seinen Mitspielern. Was vor allem auch an seinem enormen Ehrgeiz liegt, den er an den Tag legt.
"Riesentyp" Kimmich: Der, der nicht verlieren kann
Wenn Kimmich den Platz betritt, kennt er nur den Sieg. Das kann teilweise auch nerven, doch ist es angesichts der jüngsten Historie der Nationalmannschaft durchaus ein Pluspunkt, einen Kapitän zu haben, der großen Erfolgen im DFB-Dress immer noch hinterherläuft. Diesen Makel, ein Gesicht einer gescheiterten DFB-Generation zu sein, würde er sicher gerne schnell ablegen.
Doch trotz dieses Ehrgeizes wird er von vielen Teamkollegen sehr geschätzt. Gladbachs Rocco Reitz etwa betonte vor der EM, als er in der Rolle eines Gastspielers mitwirken durfte, dass Kimmich ihn super aufgenommen habe. Er sei ein "Riesentyp", stellte Reitz mit Blick auf Kimmich fest.
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In seiner bisherigen Profilaufbahn hat der 91-malige Nationalspieler nahezu alle Facetten einer Fußballerkarriere bereits erlebt. Große Erfolge, bittere Niederlagen, auch persönliche Debatten wie um seine fehlende Corona-Impfung. Er verfügt über jede Menge Erfahrung, sowohl beruflich als auch privat und weiß als Bayern-Spieler, wie es ist, mit Druck umgehen zu müssen.
Dieses Gesamtpaket bringt so kein anderer Kandidat mit. Antonio Rüdiger spielt bei Real Madrid zwar ebenfalls bei einem Giganten-Klub in einer entscheidenden Rolle, allerdings ist er noch nicht so lange ein integraler Bestandteil des DFB-Teams. Kai Havertz ist noch relativ jung und wartet bis heute darauf, in der Nationalmannschaft unumstritten zu sein.
Kimmich bringt auch Empathie mit
Und doch hat Kimmich auch eine andere, verletzliche Seite. Nach dem Vorrunden-Aus bei der WM 2022 legte er seine Gefühle offen und betonte, er habe "Angst, in ein Loch zu fallen". In einer vor der EM veröffentlichten Doku zeigte er sich emotional mitgenommen, als es um die Corona-Zeit ging und er mangelnde Rückendeckung der Bayern beklagte.
Das allerdings ist keine Schwäche, sondern eine weitere positive Eigenschaft. Kimmich ist als Typ auch für Fans nahbar, er bringt Empathie mit, die jeder Führungsspieler heutzutage braucht. Wer vorangehen will, muss charakterlich komplett sein. Und das ist Kimmich.
Und sportlich? Da scheiden sich bei Kimmich durchaus immer wieder die Geister. Nagelsmann aber hob am Montag noch einmal hervor, wie stark sein neuer Kapitän als Rechtsverteidiger während der EM agierte. Auch künftig ist Kimmich vor allem auf dieser Position eingeplant. Bestätigt er dauerhaft seine EM-Leistungen, dürften seine Kritiker schnell verstummen.