DFB-Debütant Jonas Hector: Jogis neuer Tiefstapler
- Aktualisiert: 13.11.2014
- 11:01 Uhr
- ran.de / Johannes Fischer
Jonas Hector ist das neue Gesicht in der Nationalelf. Statt mit markigen Worten anzutanzen, macht der Kölner einen auf Understatement - dabei hätte er allen Grund, sich ins rechte Licht zu rücken.
München - Im April dieses Jahres sagte Jonas Hecor einen Satz, der ihn trefflich charakterisiert: "Wenn mir vor fünf Jahren einer gesagt hätte, dass ich mal als Stammspieler im Profifußball landen würde, hätte ich ihn für bekloppt erklärt."
Man darf ihm diese Aussage ruhig glauben: Damals kickte Hector in der Regionalliga beim SV Auersmacher im tiefsten Saarland und es deutete in der Tat wenig auf eine glanzvolle Karriere hin.
Nun stellt sich die Frage, ob es eine Steigerung für "bekloppt" gibt. Behämmert? Beknackt? Bescheuert? Dann hätte der Kölner Linksverteidiger den Fragenden wohl mit einem solchen Attribut versehen, zielte dessen Prophezeiung auf Hectors Karriere in der deutschen Nationalmannschaft ab.
Stammspieler in der 2. Liga
Noch ist es zwar nicht soweit, doch die Chancen, dass der 24-Jährige in den kommenden acht Tagen sein Debüt in der DFB-Elf feiert, sind nicht gerade klein. Immerhin berief Bundestrainer Joachim Löw Hector für die beiden Länderspiele gegen Gibraltar (Freitag ab 20:15 Uhr im Liveticker) und Spanien (Dienstag ab 20:15 Uhr im Liveticker) - und er wird dem Kölner wohl zu seiner Premiere verhelfen.
Vor der Saison konnten selbst Fußballexperten mit dem Namen Jonas Hector nicht viel anfangen - und hätten ihn wegen seines ungewöhnlichen Nachnamens wohl eher nach Südamerika verortet. Dabei zeigte der gebürtige Saarbrücker schon in der 2. Liga durchaus ansprechende Leistungen und entwicklte sich in den beiden vergangenen Spielzeiten beim FC zum Stammspieler.
Weil Hectors Leistungskurve nach dem Bundesliga-Aufstieg der Geißböcke nicht abflaute, griff Löw am Freitagmorgen zum Telefon und teilte dem verdutzten Kölner mit, er möge sich nach dem Wochenende auf den Weg zur Nationalmannschaft machen.
Virtueller Hector zu schlecht
"Ich kann es noch gar nicht richtig fassen, dass ich jetzt zum ersten Mal für die Nationalmannschaft nominiert bin", stammelte der FC-Profi, der daraufhin mit seinen Kölner Kollegen die frohe Botschaft mit einem Gläschen Kindersekt feierte.
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Die Verwunderung des Defensivspielers dürfte authentisch sein, gilt Hector doch selbst als sein größter Kritiker. "Ich war immer zu schlecht", lautete jüngst seine Antwort auf die Frage, ob er sich auf der Playstation bei einem Länderspiel schon einmal selbst eingesetzt habe.
Betrachtet man jedoch die nüchternen Zahlen, gibt es durchaus Gründe für Löws Entscheidung: Hector, der bislang jede Minute in der laufenden Bundesligasaison durchspielte, lässt auf seiner linken Abwehrseite nicht viel anbrennen und traut sich auch in der Offensve einiges zu. Insgesamt sieben Torchancen kreierte er bislang, bei der 2:3-Niederlage in Frankfurt gelang ihm sein erstes Bundesligator.
Top-Werte in der Bundesliga
Mit 62 Prozent gewonnener Zweikämpfe überzeugt er ebenso wie in der Spieleröffnung: Knapp 67 Pässe spielt Hector im Schnitt pro Bundesligapartie, wovon nur etwa zehn beim Gegner landen.
Länderspielreif ist auch sein Verhalten im Kampf um den Ball: Lediglich fünf Fouls unterliefen ihm bislang, eine Gelbe Karte hat er in dieser Saison noch nicht gesehen. Alles Werte, die beim Bundestrainer bekanntermaßen hoch im Kurs stehen.
Man darf also gespannt sein, wie die weitere Karriere des Jonas Hector verläuft. Sollte seine Leistungskurve auch in der nächsten Zeit nach oben zeigen, würde das wohl niemanden mehr wundern. Außer ihn selbst.