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Frauen-Nationalmannschaft

DFB-Frauen - Almuth Schult: Das sind die Stärken von Horst Hrubesch

  • Aktualisiert: 05.12.2023
  • 14:02 Uhr
  • Martin Volkmar

Vor dem entscheidenden Spiel der DFB-Frauen um den Nations-League-Gruppensieg in Wales spricht Ex-Nationaltorhüterin Almuth Schult bei ran über die Wende unter Interims-Bundestrainer Horst Hrubesch.

Von Martin Volkmar

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft hat unter Horst Hrubesch den Turnaround geschafft.

Seit der Routinier als Interims-Bundestrainer die glücklose Martin Voss-Tecklenburg abgelöst hat, feierte das bei der WM im Sommer schon in der Vorrunde gescheiterte Team drei Siege in Folge in der Nations League.

Der wohl wichtigste Erfolg war das 3:0 am Freitag gegen Dänemark, durch das die DFB-Auswahl wieder Gruppenerster ist und beste Aussichten auf den Einzug ins Final Four hat.

Dafür müssen im letzten Spiel drei Punkte beim abgeschlagenen Tabellenletzten Wales her (ab 19.30 Uhr im Liveticker), um auch die Chancen aufs Olympiaticket aufrecht zu erhalten.

Im Interview mit ran äußert sich Almuth Schult, die 2016 in Rio die olympische Goldmedaille gewann, über die Teilnahme in Paris, die Arbeit von Horst Hrubesch, das Aus von Vorgängerin Martina Voss-Tecklenburg und die mögliche neue DFB-Direktorin für den Frauenfußball.

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Das Wichtigste in Kürze

  • Sieg im Showdown

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Schult: Man sieht ganz klar die Aufwärtstendenz

ran: Sie waren selbst am Freitag in Rostock im Stadion. Der Sieg gegen Dänemark und vor allem die klare Dominanz waren nach dem 0:2 im Hinspiel ein deutliches Statement, oder?

Almuth Schult: Ja, definitiv. Die Däninnen hatten zwar in der ersten Halbzeit zwei gute Chancen, aber insgesamt stand die deutsche Defensive deutlich kontrollierter als im Hinspiel. Man sieht ganz klar die Aufwärtstendenz seit diesem Tiefpunkt, auch wenn das Team immer noch nicht komplett gefestigt ist. Aber ich glaube, das wird hoffentlich reichen, um jetzt den Gruppensieg klarzumachen. Und dann haben sie noch ein bisschen Zeit bis zu den Playoffs um Olympia bei der Nationals-League-Finalrunde.

ran: Ist der Gruppensieg gegen das bislang punktlose Wales nach dem 5:1 im Hinspiel nur noch Formsache?

Schult: Das dritte Tor gegen Dänemark war natürlich wichtig, weil jetzt ein Sieg reicht und man nicht mehr aufs Torverhältnis schauen muss. Aber in Wales wird es auch nicht einfach. Wir haben es im Hinspiel gesehen, da stand es zur Halbzeit 1:1 und sie waren immer wieder gefährlich bei Gegenstößen. Auch defensiv waren sie bis zum 1:3 zehn Minuten vor Schluss sehr, sehr griffig. Und da Frauenfußball in Wales einen höheren Stellenwert bekommen hat, werden sicher viele Zuschauer da sein und ihre Mannschaft pushen - gerade gegen Deutschland. Deswegen wird die Atmosphäre auch hitzig sein, da bin ich mir sicher.

ran: Trotzdem spricht vieles jetzt für den Gruppensieg. Ein Verdienst von Horst Hrubesch?

Schult: Ja, natürlich. Das ist ja offensichtlich. Die Leistungen in diesem Kalenderjahr waren nicht überragend, egal ob in der Vorbereitung auf die WM, während der WM und auch dann direkt im Nachgang. Und seit dem Wechsel zu Horst Hrubesch zeigt das Team wieder, was es drauf hat. Das Spiel gegen Dänemark war für mich das beste Spiel seit einem ganzen Jahr, seit dem Sieg im November 2022 in den USA. Das war bis Freitag wirklich das letzte gute Spiel, an das ich mich erinnern konnte. Daher hoffe ich, dass sie die aktuelle Form jetzt konservieren können.

ran: Sie waren beim letzten Mal, als Horst Hrubesch die DFB-Frauen interimsmäßig zur WM 2019 führte, als Stammtorhüterin dabei. Was zeichnet ihn aus?

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DFB-Dilemma: Nicht für die Fans spielen, einfach die Aufgaben machen

Schult: Zum einen ist er sehr authentisch, er ist auch sehr greifbar. Man nimmt ihm ab, was er erzählt, weil er als Spieler und auch selbst als Trainer schon viel, viel erlebt hat. Er hat eine Einfachheit, aber auch eine Klarheit, die es in kritischen Situationen erfordert. Und die Spielerinnen haben ihn damals wie heute sehr schnell aufgenommen. Es war sehr wenig Eingewöhnungszeit und von daher perfekt.

ran: Muss Horst Hrubesch als Bundestrainer weitermachen, wenn die Olympia-Qualifikation gelingt?

Schult: Das ist, glaube ich, eine Frage, die sich erst stellt, wenn es so weit ist. Also das Wichtigste ist, dass man sich für Olympia qualifiziert. Und wenn er jetzt den Gruppensieg erringt, bin ich mir sicher, dass er die Playoffs auch machen wird. Und was dann kommt, das muss man dann sehen.

Eine sehr harte Qualifikation

ran: Wie gut wären aus Ihrer Sicht denn die Chancen aufs Olympia-Ticket?

Schult: Man muss eigentlich darauf hoffen, dass Frankreich auch Gruppensieger wird. Denn da sie als Gastgeber in Paris 2024 automatisch dabei sind, würden die verbleibenden drei Teams dann die zwei Olympiaplätze ausspielen. Das heißt, dann könnte es sogar klappen, wenn man das Halbfinale nicht übersteht. Aber es ist schon eine sehr, sehr harte Qualifikation. Schade, dass nur zwei Mannschaften aus Europa dabei sein können, obwohl es ja bei den Frauen eher eine zweite Weltmeisterschaft ist, im Gegensatz zu den U21-Mannschaften der Männer.

ran: Wäre das DFB-Team dann nach dem frühen WM-Aus eher Außenseiter bei dem Finalturnier, wo neben Frankreich voraussichtlich die beiden WM-Finalisten Spanien und England dabei sein werden?

Schult: Außenseiter würde ich nicht sagen, dafür haben die Spielerinnen zu große individuelle Qualitäten und dafür war auch der deutsche Fußball auf europäischer Klubebene zu oft erfolgreich in den letzten Jahren. Aber sie müssen natürlich ihre Leistung abrufen, das war ja im letzten Jahr nicht immer so. Andererseits haben alle Mannschaften nach wie vor Respekt vor Deutschland und auch ein bisschen Ehrfurcht vor dem, was in den letzten Jahrzehnten geleistet wurde.

ran: Wie haben Sie den etwas holprigen Abschied von Martina Voss-Tecklenburg und auch die misslungene WM verfolgt?

Schult: Natürlich habe ich einen Blick darauf gehabt. Ich war in Kontakt mit der Mannschaft und man kann im Fußball nicht immer alles beeinflussen. Manche Dinge laufen gut, manche Dinge laufen schlecht und man kann hinterher manchmal gar nicht direkt beziffern, woran es gelegen hat. Wir hoffen alle, dass Martina jetzt wieder zu voller Gesundheit zurückkommt. Das ist das Wichtigste.

ran: Nia Künzer soll nun als DFB-Direktorin die Verantwortung für den Frauen-Fußball übernehmen, auch wenn es noch nicht offiziell bestätigt ist. Aus Ihrer Sicht eine gute Wahl?

Schult: Nia hat jetzt in den letzten Jahren außerhalb des Fußballs gearbeitet. Natürlich hat sie aber immer die Verbindung gehabt als Expertin fürs Fernsehen. Das heißt, sie weiß, was im europäischen und im Welt-Fußball los ist. Sie ist eine sehr verdiente Spielerin, die auch als Kapitänin in Frankfurt immer Führungsaufgaben übernommen hat. Ich habe mit ihr selber noch nicht so viel zusammengearbeitet. Aber ja, ich kann mir das sehr gut vorstellen.

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