Hertha-Profi im exklusiven ran-Interview
Ex-U21-Nationalspieler Niklas Stark exklusiv: "Ich habe es genossen, in der deutschen U21 unter Stefan Kuntz zu spielen"
- Aktualisiert: 17.03.2021
- 17:37 Uhr
- ran.de/Dominik Hechler
Er war Teil der deutschen U21-Nationalmannschaft, die im Jahr 2017 unter der Regie von Bundestrainer Stefan Kuntz in Polen U21-Europameister wurde. Heute ist Niklas Stark ein gestandener Bundesliga-Profi bei Hertha BSC, der in seiner Karriere auch bereits zwei A-Länderspiele absolviert hat. Im exklusiven Gespräch mit ran.de spricht Stark über seine Erinnerungen an die U21-EM 2017, die Rolle von Stefan Kuntz und wie er die Chancen der aktuellen Mannschaft bei der anstehenden U21-EM in Ungarn und Slowenien einschätzt (live auf ProSieben, ProSieben MAXX und ran.de).
ran.de: Herr Stark, welche Erinnerungen haben Sie noch an den 30. Juni 2017?
Niklas Stark: "Ich nehme mal an, das war der Tag des U21-EM-Endspiels (lacht)? Da erinnere ich mich auch heute noch sehr gut und vor allem unheimlich gerne dran zurück. Ich habe mir dieses Spiel zwei, drei Wochen danach sogar noch ein paar Mal angeschaut, weil wir als Team, als richtige, verschworene Einheit, gegen vermeintlich klar überlegene Spanier damals ein überragendes Spiel gemacht haben. Das war richtig geil. Ich sehe es noch genau vor mir, wie beispielsweise Serge Gnabry in diesem Spiel vorne schon die Gegner angelaufen und Bälle erobert hat. An diesem Tag hat einfach alles gepasst."
ran.de: Im Finale der U21-EM siegte das deutsche Team mit 1:0 gegen Spanien und holte sich den EM-Titel. Was hat diese deutsche U21-Europameister-Mannschaft aus Ihrer Sicht damals ausgemacht?
Stark: "Der Teamgeist. Der war und ist aus meiner Sicht bei so einem Turnier absolut entscheidend. Denn nur als Einheit kannst du letztlich auch erfolgreich sein. Auf dem Weg dorthin kann es aber auch Rückschläge geben, wie bei uns 2017, als wir gegen Italien verloren haben. Aber das war unter dem Strich richtig gut für uns, denn so konnten wir alles nochmal neu überdenken, den Reset-Knopf drücken und uns neu fokussieren. Diese Erfahrung hat uns im weiteren Turnierverlauf unheimlich geholfen."
ran.de: Welche Rolle hat die Zeit in der deutschen U21-Nationalmannschaft in Ihrer Karriere und persönlichen, sportlichen Entwicklung gespielt?
Stark: "Das ist schwer zu sagen, weil ich natürlich nicht weiß, wie alles gekommen wäre, wenn ich nicht bei der U21 dabei gewesen wäre. Aber insgesamt muss ich schon sagen, dass es mir und meiner Entwicklung sehr gutgetan hat. Aber nicht nur die U21, mit der ich das Highlight U21-EM 2017 erleben durfte, sondern beispielsweise auch die U19 des DFB, mit der ich ebenfalls Europameister wurde. Das war damals nämlich auch eine geile Truppe und hat unglaublichen Spaß gemacht. Aber die U21 ist natürlich schon nochmal etwas anderes, weil du da schon in den Profibereich kommst. Da spielen dann auf einmal Typen gegen dich, die ein paar Wochen zuvor noch die Champions League gewonnen haben. So wie manche Spieler der Spanier damals, die von Real Madrid zur U21-EM kamen. Allerdings hat uns all das nur noch mehr angespornt. Zumal ich mich auch noch daran erinnern kann, dass die Spanier damals vor dem Finale erst sehr spät zum Warmmachen rauskamen und uns diese offenbar leicht überhebliche Einstellung nur noch mehr motiviert hat (lacht)."
ran.de: Sie haben im Jahr 2019 selbst den Sprung von der U21 zur A-Nationalmannschaft geschafft. Inwiefern begreifen die Spieler die U21 auch als Chance, sich mit guten Leistungen für höhere Aufgaben zu empfehlen?
Stark: "Dieser Gedanke ist auf jeden Fall da. Man weiß ja auch als Spieler im Verein, dass die Profis auf die jüngeren Altersklassen wie beispielsweise die U19 schauen und von dort die besten Spieler gerne auch mal nach oben gezogen werden. So ist das im Verband auch. Das Wichtigste aus meiner Sicht ist aber immer, dass du erstmal auf dich selbst schaust und deine Leistung bringst. Dann kommt alles andere bestenfalls von ganz alleine – sowohl im Verein, als auch im Verband."
ran.de: Welchen Stellenwert hat der deutsche Junioren-Bundestrainer Stefan Kuntz im Rahmen der deutschen U21? Er wird in den Medien ja gerne als eine Art Herbergsvater bezeichnet …
Stark: "Das ist tatsächlich eine Bezeichnung, die ganz gut zu ihm passt (lacht). Er ist schon so ein bisschen der Papa, der schaut, dass es allen Spielern und Mitarbeitern um ihn herum gut geht. Das ist ihm wirklich ein Anliegen. Aber: Natürlich hat auch Stefan Kuntz den gemeinsamen Erfolg im Hinterkopf und verlangt vor seinen Jungs, dass sie im Gegenzug Leistung bringen. Das machen die Spieler dann auch. Und zwar alle. Denn du möchtest dem Trainer und dem Team drumherum etwas für dieses entgegengebrachte Vertrauen zurückgeben."
ran.de: Wie haben Sie ihn persönlich erlebt?
Stark: "Ich kann mich noch erinnern, dass ich kurz vor der U21-EM 2017 große Verletzungsprobleme am Fuß hatte und deswegen das Gespräch mit ihm gesucht habe. Denn ich wollte ihm ganz offen sagen, dass ich nicht weiß, ob ich bis zum Turnier zu einhundert Prozent fit bin und er mich letztlich vielleicht sogar umsonst nominiert, ich kein Spiel machen kann und dann auch noch einem anderen Kandidaten den Kaderplatz wegschnappe. Doch er hat damals keine Sekunde gezögert und mich trotz allem nominiert. In der Vorbereitung hat er mich dann hier und da aus dem Training genommen und somit behutsam auf die kommenden Spiele vorbereitet. Er hat mir also voll und ganz vertraut. Trotz aller Widrigkeiten mit meinem Fuß. Das hat mich wirklich beeindruckt. Auch dafür wollte ich ihm natürlich etwas zurückgeben und bin dann letztlich für den Trainer auch durch Schmerzen gegangen, wollte so auch öffentlich ein Zeichen setzen. Das beschreibt das Verhältnis zu ihm ganz gut. Ich habe es wirklich genossen unter ihm zu spielen und es war eine richtig geile Zeit."
ran.de: Am 24. März startet nun die U21-EM in Ungarn und Slowenien. Die deutsche Mannschaft wurde 2009 und 2017 U21-Europameister und stand zuletzt 2019 im Finale – inwiefern setzen solche vergangenen Erfolge das jetzige Team unter Druck?
Stark: "Ich weiß gar nicht, ob ich in diesem Zusammenhang von Druck sprechen würde. Wenn ich jetzt in der kommenden Woche für die deutsche U21-Nationalmannschaft bei der EM in Ungarn und Slowenien als Spieler mit dabei wäre, würde ich all diese Erfolge eher als Ansporn nehmen, mit dem jetzigen Team etwas Ähnliches zu erreichen. Zumal die Gegner ja auch um all die Erfolge der deutschen U21 wissen und dich entsprechend wahrnehmen."
ran.de: Was braucht es aus Ihrer Sicht bei so einem EM-Turnier, um am Ende erfolgreich zu sein?
Stark: "Vor allem einen gesunden Teamgeist. Der entsteht in so einem Turnier aber erst durch gemeinsame Spiele, Erfolge, aber auch Rückschläge. Die große Schwierigkeit bei solchen Turnieren ist, dass du als Team nur wenige Spiele hast, um diesen Teamgeist entstehen zu lassen. Aber mit Stefan Kuntz hat die deutsche U21 genau den richtigen Mann für diese Aufgabe."
ran.de: Wenn Sie sich den diesjährigen U21-Kader des DFB so anschauen – wie schätzen Sie die Chancen der deutschen Mannschaft ein? Und was kann man vom 16-jährigen Youssoufa Moukoko erwarten? Sie haben ja gerade mit Hertha BSC noch gegen ihn und Borussia Dortmund gespielt …
Stark: "Moukoko ist ein überragender Spieler, der mich mit seinen flinken Bewegungen und schnellen Richtungswechseln ein bisschen an Ousmane Dembele erinnert. Er ist definitiv ein Spieler, der den Unterschied machen kann. Und die Gegner werden sich extrem auf ihn konzentrieren, so dass sich für andere wiederum Chancen ergeben. Das kann alles nur von Vorteil sein. Ansonsten muss die Mannschaft einfach während des Turniers wachsen und zusammenfinden. Auch hier wird Stefan Kuntz wieder ein gutes Händchen beweisen."
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ran.de: Auf was muss sich die deutsche Mannschaft beim Spiel gegen die Niederlande einstellen, wenn sie unter anderem auf Ihre Hertha-Teamkollegen Deyovaisio Zeefuik und Javairo Dilrosun trifft? Welchen Tipp würden Sie Kuntz und Co. mit auf den Weg geben?
Stark: "Natürlich sind Deyovaisio und Javairo super Spieler, die man sicherlich auf dem Zettel haben sollte. Aber ich bin der Meinung, dass sich das deutsche Team vor allem auf sich selbst fokussieren sollte. Sie müssen gemeinsam als Team agieren, ihre eigenen Stärken und Schwächen kennen und nicht die jeweiligen Gegner künstlich zu groß oder aber zu klein machen. Der Fokus muss auf der Mannschaft selbst liegen. Dann kommt auch der Erfolg."
Das Interview führte: Dominik Hechler
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