"Franckreich" liegt Ribery zu Füßen
- Aktualisiert: 11.09.2013
- 18:50 Uhr
Er war mal wieder der entscheidende Mann auf dem Platz: Bayern Münchens Franck Ribery. Der kleine Wirbelwind rettete die Equipe Tricolore in Weißrussland und erhält der Mannschaft die Möglichkeit auf die WM-Play-offs. Nach dem Spiel gibt sich der 30-Jährige jedoch ganz bescheiden.
Gomel/Paris - Didier Deschamps wusste, bei wem er sich zu bedanken hatte. Frankreichs Fußball-Nationaltrainer und Weltmeister-Kapitän von 1998 tätschelte nach dem Abpfiff fast zärtlich die Wange von Franck Ribery, der die französische Fahne lässig um die Schultern gelegt hatte. Ein Bild mit Symbolcharakter: die Equipe Tricolore ist dank Ribery im Augenblick "Franckreich".
Der überragende Starspieler vom Triple-Gewinner Bayern München führte die zuletzt nervlich angeschlagenen Franzosen zu einem 4:2 (0:1)-Erfolg in Gomel gegen Gastgeber Weißrussland, womit die Grande Nation ihre Chance auf den zweiten Platz hinter Welt- und Europameister Spanien (je 14 Punkte) wahrte. "Wir haben Großes in der zweiten Halbzeit geleistet und Charakter gezeigt", kommentierte Europas Fußballer des Jahres, der höchstpersönlich zweimal die Führung der Weißrussen (47., Foulelfmeter und 64.) ausgeglichen hatte. Den Strafstoß hatte der 30-Jährige auch noch selbst herausgeholt, zu Recht wurde er von seinen Mitspieler nach den Treffern fast erdrückt vor Freude.
Vor allem beendete Ribery mit seinem Elfer die 526 Minuten währende Torflaute der Equipe Tricolore, die einen Negativrekord aufstellte. Die vorherige Rekordflaute hatte Frankreich zwischen dem 1. Juni 1924 (1:5 gegen Uruguay) und dem 21. Mai 1925 (2:3 gegen England) 500 torlose Minuten lang geplagt.
Evra hält Kabinenansprache
Ribery war der "Maitre" der französischen Equipe, der Chef, der mit seinen Toren die lethargischen und verunsicherten Kicker von Deschamps mitriss und aufweckte. Dabei hatte der Bundesliga-Profi vor dem Spiel an einer Gesäßverletzung laboriert, er schien nicht ganz fit, doch Ribery arbeitete sich förmlich ins Spiel und sorgte für die Wende.
"Es war gut für die Mannschaft, wir haben wieder Selbstvertrauen aufgebaut und haben dementsprechend das Spiel noch für uns entschieden", kommentierte das Bayern-Ass seinen Doppelpack, wollte aber seine Person nicht zu stark in den Vordergrund rücken: "Ich habe mich voll und ganz in den Dienst der Mannschaft gestellt."
Ribery sprach stattdessen über Patrice Evra: "Er hat eine tolle Rede in der Kabine gehalten, eine Ansprache für Männer. Er hat erklärt, dass man zwar großen Respekt vor den Weißrussen haben müsse, aber wir seien immer noch Frankreich." Auch dieser psychologische Kniff trug Früchte. Doch die Experten waren sich einig: ohne Ribery hätte der einstige Welt- und Europameister das Spiel nicht mehr gedreht. "Nicht zu glauben!", titelte die L'Equipe und machte damit deutlich, dass dieser Erfolg angesichts des Auftritts in der ersten Hälfte und diverser Nackenschläge mehr als unverhofft kam.
Wird Ribery auch Weltfußballer?
Besonders dankbar konnte der französische Keeper Hugo Lloris sein. Der Mann von Tottenham Hotspur patzte bei beiden Gegentoren, ließ jeweils den Ball durch die Hände flutschen. Riberys Tore sorgten letztendlich dafür, dass nicht der Schlussmann zum Sündenbock für eine mögliche Niederlage gestempelt wurde.
Gefragt wurde Ribery auch, ob denn nun der Ballon d'Or als Weltfußballer, der vom Weltverband FIFA im Januar 2014 vergeben wird, näher gerückt sei. "Ich weiß es nicht, aber ich arbeite und spiele nicht, um den Ballon d'Or zu gewinnen. Aber ich habe im Augenblick Spaß und mache den Fans viel Freude. Ich hoffe, es geht noch eine Weile so weiter", sagte "Maitre Franck" bescheiden - "Franckreich" sieht dies bestimmt genauso.