Fehlende Lobby in Deutschland
Ilkay Gündogan beim DFB: Hansi Flick muss Team um den ManCity-Star bauen - ein Kommentar
- Aktualisiert: 12.06.2023
- 16:07 Uhr
- ran.de / Marie.Schulte-Bockum
Ilkay Gündogan ist Deutschlands formstärkster Fußballer, müsste für Hansi Flick eigentlich erste Wahl sein. Jedoch bekommen beim DFB-Team meist Joshua Kimmich und Leon Goretzka den Vorzug. Wohin also mit dem ManCity-Kapitän? Ins Herz der Mannschaft! Ein Kommentar.
Von Marie Schulte-Bockum
Ilkay Gündogan ist Kapitän beim besten Fußballverein der Welt. Der 32-Jährige gilt als Pep Guardiolas verlängerter Arm auf dem Platz und war der erste Zugang, den der wohl akribischste Trainer der Welt im Sommer 2016 zu Manchester City lotste. "Er weiß, was ich denke", sagte Pep nach dem diesjährigen FA-Cup-Triumph, den Gündogan mit seinen beiden Toren im Finale gegen Manchester United besiegelte.
Dem gebürtigen Gelsenkirchener fehlt diese Lobby jedoch in seinem deutschen Geburtsland. Das Standing, das Gündogan in der Premier League genießt, hatten in der deutschen Nationalmannschaft in den vergangenen zehn Jahren nur zwei Mittelfeldspieler: Bayern Münchens Joshua Kimmich und Real Madrids Toni Kroos, wie Gündogan seit langer Zeit Legionär.
Dass Gündogan seit sieben Jahren nicht mehr in der Bundesliga spielt, reicht also nicht als Begründung für seine "Mitläufer-Rolle" unter Bundestrainer Hansi Flick und Vorgänger Joachim Löw.
Die Ilkay-Akte: Foto mit Gündogan bleibt unvergessen
Wer etwas weiterbuddelt in der Ilkay-Akte, findet schnell den Foto-Skandal von 2018, wo sich Gündogan und Teamkollege Mesut Özil mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan ablichten ließen. "Mit Respekt für meinen Präsidenten" stand auf dem Trikot, das Gündogan Erdogan schenkte. Ein Fehler, dem viele Deutsche ihrem Nationalspieler trotz ehrlicher Entschuldigung wohl nie verziehen haben.
Fünf lange Jahre ist das nun her. Gündogan ist mittlerweile Henkelpott-Besitzer, Klub-Kapitän, verheirateter Familienvater und Guardiolas rechte Hand in Manchester. Außerdem darf er sich Kimmich- und Goretzka-Bezwinger nennen: Im Viertelfinale der Champions League zwischen dem FC Bayern und City (3:0, 1:1) war Gündogan Stratege der Sieger-Mannschaft.
Kimmich und Gündogan gerieten beim Aufeinandertreffen im April Kopf an Kopf aneinander, sahen beide Gelb. Nach einer etwas aggressiveren Aktion von Kimmich sprang Gündogan auf, packte sich Kimmich am Trikot und geigte dem Bayern-Star seine Meinung.
Externer Inhalt
Gündogan über Kimmich: "muss mir nicht alles gefallen lassen"
Nach dem Spiel äußerte sich Gündogan in der Mixed Zone zu dem Vorfall. "Ich hatte das Gefühl, dass es nicht unbedingt notwendig war, nachdem der Schiri schon die Situation abgepfiffen hatte, nochmal zweimal gegen den Ball zu treten, der dann in meinem Gesicht gelandet ist", erklärte er. "Ich muss mir ja auch nicht alles gefallen lassen", sagte Gündogan nachher in der Mixed Zone.
Der stets so ruhige Gündogan trug dabei das locker-leichte Polo-Hemd, das die "Cityzens" stets auf Europareise anhaben, was seinen Aussagen zu der hitzigen Szene eine fast komische Note verlieh.
"Ich bin eher ein ruhiger Typ, klar" erläuterte er weiter, manchmal müsse man bei einer unnötigen Situation aber auch mal Haltung zeigen. "Dieses Mal hat es Josh getroffen, aber wir sind glaube ich beide Profis genug, die Situation gut einzuschätzen."
Flick nahm Gündogan gegen Japan raus und verlor das Spiel
Sich nicht alles gefallen lassen sollte Gündogan auch bei der Nationalmannschaft. Goretzka und mit Abstrichen auch Kimmich spielten im Verein und bei der WM eine schwache Saison, ihre Leistungen zwingen den FC Bayern derzeit zur Sechser-Suche, 100 Millionen Euro soll es den Bayern-Bossen wert sein, ihr Mittelfeldzentrum zu stärken.
Das Zentrum stärken muss und sollte nun auch Bundestrainer Flick - und sich dabei ManCity zum Vorbild nehmen! Ein zweikampf- und laufstarker Sechser sollte Gündogan den Rücken frei halten, spielstarke Spieler mit ihm gemeinsam die Offensive initiieren.
Bei der WM kam es zum Anfang vom Ende, als Flick gegen Japan aus unerklärlichen Gründen mit Gündogan seinen Besten auswechselte, der außerdem das 1:0 erzielte hatte. Gegen Goretzka. Die Balance im deutschen Spiel war dahin, aus der Führung wurde eine Niederlage, von der sich die deutsche Mannschaft in Katar bekanntermaßen nicht erholte.
Gündogan sollte in Zukunft als Platzhirsch fungieren - Can, Kimmich, Goretzka oder auch Musiala können sich um die Plätze hinter und um ihn herum bewerben.
Und wenn das nicht der Fall ist? Dann muss sich Gündogan ja auch nicht alles gefallen lassen!