Italien: Lazio wegen antisemitischer Auswüchse weiter in der Kritik
- Aktualisiert: 26.10.2017
- 10:52 Uhr
- SID
Nach der Anne-Frank-Verhöhnung im Olympiastadion steht Lazio Rom wegen des antisemitischen Verhaltens seiner Anhänger weiterhin in der Kritik.
Rom - Nach der Anne-Frank-Verhöhnung im römischen Olympiastadion steht der italienische Fußball-Erstligist Lazio Rom wegen des antisemitischen Verhaltens seiner Anhänger weiterhin in der Kritik. Vor Beginn des Serie-A-Spiels am Mittwochabend wurden in den italienischen Stadien als klares Signal gegen jegliche Form des Antisemitismus Auszüge aus dem Anne-Frank-Tagebuch vorgelesen.
Lazio-Hooligans, die dem Auswärtsspiel gegen Bologna (1:2) beiwohnten, begannen allerdings während der Vorlesung der Tagebuch-Auszüge per Lautsprecher, faschistische Lieder zu singen. Die Lazio-Ultras Irriducibili wollten das Team am Mittwoch nicht zum Spiel nach Bologna begleiten, einige beschlossen dann aber doch, ins Stadion zu gehen.
Fans von Roma und Juve übertönen Vorlesung aus Anne-Frank-Tagebuch
Im Olympiastadion in Rom, wo das Spiel AS Rom-Crotone (1:0) stattfand, wurden die Worte aus den Lautsprechern von Sprechchören der Hooligans für den Hauptstadtklub übertönt. In Turin, wo Rekordmeister Juventus Turin Spal 4:1 bezwang, stimmten Juve-Fans die italienische Nationalhymne an und übertönten ebenfalls die Worte aus den Anne-Frank-Texten.
Der Präsident von Lazio Rom, Claudio Lotito, muss mit einer Strafe für den Verein rechnen. Die Aufkleber, die Anne Frank in einem Roma-Trikot zeigten, seien eine Aktion von mehreren "Dummköpfen, die nicht wissen, was sie angerichtet haben", zitierte ihn die Gazzetta dello Sport.
"Theater": Brisante Tonbandaufnahme veröffentlicht
Lotito hatte am Dienstag die Synagoge in Rom besucht und als Zeichen des Respekts einen Kranz niedergelegt. Dieser war kurz darauf von Unbekannten in den Tiber geworfen worden. Lotito ist selbst arg unter Druck geraten, nachdem die römische Tageszeitung "Il Messaggero" auf ihrer Webseite eine Tonbandaufnahme veröffentlichte, in der der Klubchef seinen Besuch in der Synagoge als "Theater" bezeichnet hatte.
Lazios Sportdirektor Igli Tare verteidigte Lotito und meinte, der Klub sei seit Jahren im Kampf gegen Rassismus engagiert. Er forderte drastische Strafen für die Lazio-Hooligans, die für die Anne-Frank-Verhöhnung verantwortlich seien.
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Die Anhänger des Klubs, die auf Wänden im Olympiastadion nach dem 3:0 (2:0)-Sieg von Lazio über Cagliari Calcio am Sonntag Aufkleber mit antisemitischen Parolen angebracht hatten, sollen angezeigt werden, hieß es aus römischen Ermittlerkreisen.
Die Staatsanwaltschaft Rom leitete eine Untersuchung wegen Rassismus ein, was laut italienischem Gesetz bei einer Verurteilung Strafen von bis zu vier Jahren Gefängnis vorsieht. Die Polizei hat bereits mehrere Verdächtige ausgemacht. Durch die Auswertung des Materials von Überwachungskameras innerhalb des Stadions seien 16 Personen ermittelt worden, drei von ihnen seien minderjährig, berichtete die Polizei.
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