Abschied vom DFB-Team
Manuel Neuer beendet DFB-Karriere: Einer der Größten geht zur richtigen Zeit
- Veröffentlicht: 21.08.2024
- 18:41 Uhr
- Christian Stüwe
Manuel Neuer hat seine Karriere im DFB-Team beendet und geht als einer der größten deutschen Spieler der Geschichte. Der Zeitpunkt des Abschieds ist richtig und auch fair gegenüber Marc-Andre ter Stegen und dem Bundestrainer. Ein Kommentar.
Es ist keine besonders gewagte These, dass Deutschland ohne Manuel Neuer 2014 nicht Weltmeister geworden wäre. Bei dem Turnier in Brasilien war er auf den Höhepunkt seiner Schaffenskraft, der beste Torwart der Welt. Das stellte er insbesondere im Achtelfinale gegen Algerien unter Beweis, als sämtliche Feldspieler des DFB-Teams irgendwie neben sich standen.
Neuer hielt die deutsche Mannschaft praktisch im Alleingang im Spiel, er wehrte nicht nur Bälle auf der Linie und im Strafraum ab, er klärte auch immer wieder per Kopf und Fuß außerhalb des Sechzehners. Er erweiterte sein Revier bis zur Mittellinie, wurde zum zusätzlichen Feldspieler und nahm auch im Spielaufbau eine zentrale Rolle ein. "Manu, der Libero" war geboren.
Nicht nur Deutschland, sondern die ganze Welt staunte über die wahnsinnige Leistung, die Neuers vielleicht größte Stärke unterstrich: Er war und ist nicht nur ein herausragender Torwart, sondern auch ein überragender Fußballer. Mit dem Ball am Fuß hat Manuel Neuer das Torwart-Spiel revolutioniert und geprägt wie kein anderer.
Neuer war fast 15 Jahre lang Kapitän
Im Viertelfinale gegen Frankreich rettete er den Sieg mit einem Wahnsinnsreflex gegen Karim Benzema. Allein diese Parade hätte ihn unsterblich machen können. Unvergessen auch, wie der extrem ehrgeizige Neuer sich beim legendären 7:1-Sieg im Halbfinale gegen Brasilien über den bedeutungslosen Gegentreffer ärgerte. Um dann mit einer resoluten Leistung Deutschland im Finale gegen Argentinien zum vierten Stern zu verhelfen.
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Das Wichtigste in Kürze
Fast 15 Jahre war der mittlerweile 38-Jährige Deutschlands Nummer eins, er machte 124 Länderspiele, davon 61 als Kapitän. Am Mittwoch hat Neuer nun seine Karriere in der Nationalmannschaft beendet, einer der größten deutschen Spieler hat den Schlussstrich gezogen. Was letztlich eine gute Entscheidung ist, die genau zur richtigen Zeit kommt und Größe beweist.
Denn auch wenn Neuer eine gute Europameisterschaft gespielt hat, zeigte die Formkurve zuletzt nach unten. Ihm unterliefen in der vergangenen Bundesliga-Saison ungewohnte Patzer. Es war wohl seine schwächste Spielzeit der Karriere. Dass er sich nun voll und ganz auf den FC Bayern München konzentrieren kann, wird ihm und auch dem Rekordmeister sicherlich gut tun.
Das Unbezwingbare ist Neuer ein wenig abhandengekommen
In den vergangenen Jahren hatte Neuer immer wieder mit Verletzungen zu kämpfen, er brach sich den Mittelfuß und beim Tourenskifahren das Bein. Wie Neuer sich zurückkämpfte und wieder gute Leistungen zeigte, ist mehr als beeindruckend. Doch auch plagten ihn immer wieder muskuläre Probleme.
Die Selbstverständlichkeit, das "Unbezwingbare, dieses Unwiderstehliche, dieses einfach Manuel Neuer zu sein", sei ihm ein wenig abhandengekommen, analysierte der frühere Bundesliga-Torwart und heutige Torwart-Trainer Jörg Stiel während der EM im ran-Interview.
Die WM in den USA und in Kanada in zwei Jahren habe ihn natürlich gereizt, erklärte Neuer in seiner auf Instagram geposteten Abschiedserklärung. Zum alten Eisen zählt er sich noch längst nicht. Dass er sich trotzdem gegen eine Fortsetzung seiner DFB-Karriere entschieden hat, ist vernünftig, verdient sogar hochachtung und ist auch fair gegenüber Marc-Andre ter Stegen und Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Der zweite deutsche Weltklasse-Torwart wartet seit Jahren hinter Neuer auf seine Chance und ist mittlerweile auch schon 32 Jahre alt.
Neuer verkündet Karriereende beim DFB per Videobotschaft
Nagelsmann indes hat nun frühzeitig Gewissheit und kann nach dem Karriereende des letzten Weltmeisters von 2014 den Umbruch weiter vorantreiben und hat nun zwei Jahre Zeit, dem DFB-Team endgültig ein neues Gesicht und Gerüst zu geben.
Während viele legendäre Sportler den richtigen Zeitpunkt für ihr Nationalmannschafts-Karriereende verpasst haben, gelang Manuel Neuer mit der gelungenen Heim-EM ein würdiger Abschluss seiner DFB-Karriere.
Noch ein Grund, warum seine Entscheidung absolut richtig ist. Er geht so, wie seine ruhmreiche Laufbahn mit dem Adler auf der Brust gewesen ist: Als einer der Größten.