Kruse: Vom Gangster-Rapper zum Musterknaben
- Aktualisiert: 14.10.2013
- 16:10 Uhr
- SID
Max Kruse wird gegen Schweden wohl in der Startaufstellung Deutschlands stehen. Dass es der Gladbacher noch so weit gebracht hat, liegt an seinem Sinneswandel.
Stockholm - Wenn Max Kruse für Deutschland am Dienstag das Spielfeld gegen Schweden betritt, wird sich der 25-Jährige wohl selbst kneifen müssen. Kaum ein Spieler hat in den vergangen zwei Jahren einen so rasanten Aufstieg hingelegt, wie der heutige Gladbacher.
Von seinem ehemaligen Trainer Holger Stanislawski ist Kruse mal als "Vollpfosten" tituliert worden, Zeitungen mit großen Buchstaben tauften ihn "Maserati-Max". Und dann war da ein Facebook-Video, in dem er als "halb nackter und über Sexpraktiken mit Prostituierten stammelnder Testosteron-Rapper" (Die Welt) "MC Max" auftrat - es hätte ihn beinahe die Karriere gekostet. Im ziemlich reifen Alter von 25 Jahren ist er dennoch zum Nationalspieler geworden.
Angreifer der Zukunft
Auf der Reise in die USA im Sommer bestritt Kruse seine ersten beiden Länderspiele in der A-Nationalmannschaft - er schoss ein Tor selbst und legte zwei auf. Er gilt als Angreifer für die Zukunft - im Bundestrainer hat er einen Fan. Bundestrainer Joachim Löw erklärt bei jeder Gelegenheit, er sei "von Kruse sehr angetan. Weil er ein schlauer, raffinierter Spieler ist, der immer anspielbar ist, sehr gute Wege macht und sehr gut im Abschluss ist."
Stefan Kießling ist nur eine Notlösung auf Abruf, klar ist: Angreifer Nummer drei hinter den derzeit verletzten Miroslav Klose und Mario Gomez ist Kruse. Jener Kruse, der vor gut eineinhalb Jahren noch in der 2. Liga spielte. Jener Kruse, der zugibt: Wenn ihm damals, vor anderthalb Jahren, jemand gesagt hätte, dass er dereinst mal Nationalspieler in der A-Auswahl werde, "dann hätte ich gelacht". Und wohl nicht nur er.
Umdenken kam als Vater
Kruse hat immerhin 24 Spiele für deutsche U-Mannschaften bestritten, dass er es mit Verspätung noch zu Löw geschafft hat, ist allerdings schon überraschend. Es ist das Ergebnis von harter Arbeit - und vor allem einer wichtigen Einsicht. "Irgendwann kam bei mir der Punkt, an dem ich mein Leben umstellen musste, wenn es noch mal was werden sollte mit der Karriere." Er habe, gesteht er, nicht immer die letzte Professionalität an den Tag gelegt.
Zapfenstreich war für Kruse oft ein Fremdwort - das Umdenken, sagt er, habe erst eingesetzt, als vor gut drei Jahren sein Sohn Lauro-Maxim auf die Welt gekommen war: "Irgendwann habe ich mir gesagt, dass es entweder steil nach oben geht oder dass ich auf Dauer Durchschnitt bleibe." Er spielte eine starke Saison bei St. Pauli und eine noch stärkere in der vergangenen Spielzeit beim SC Freiburg: 34 Einsätze, elf Treffer, acht Torvorlagen.
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Konstant gute Leistungen
Kruse macht seit Saisonbeginn, seit er für ziemlich läppische 2,5 Millionen Euro zu Borussia Mönchengladbach gewechselt ist, da weiter, wo er in Freiburg aufgehört hat - acht Spiele, fünf Tore, fünf Vorlagen. Er fällt praktisch auch nicht mehr unangenehm auf. In Gladbach, das weiß er, steht er mehr im Fokus als bislang - bei der Nationalmannschaft ist das erst recht so. Und so benimmt sich Kruse wie jener Musterprofi, der er mittlerweile zu sein scheint.
Nur diesen Maserati Granturismo im Carmouflage-Look, den gönnt er sich nach wie vor. Das Auto gefalle ihm nun mal. Basta! Und ein Kindersitz passe auch rein.