Anzeige
Unterschiedliche Wahrnehmung der WM-Helden von 2014

Löws Linie bei möglichen DFB-Comebacks: Was hat Götze, was Müller nicht hat?

  • Aktualisiert: 09.11.2020
  • 19:47 Uhr
  • ran.de / Marcus Giebel
Article Image Media
© Getty Images, imago

Joachim Löw stimmt die DFB-Auswahl auf die letzten Länderspiele des Jahres ein. Zugleich äußert er sich auch über die Comeback-Chancen einiger WM-Helden. Dabei legt der Bundestrainer keine einheitliche Linie an.

München - Wie Joachim Löw den Sonntagabend vor der letzten Länderspielpause verbracht hat, wird wohl sein Geheimnis bleiben. Vielleicht hat sich der Bundestrainer mit dem Eredivisie-Spiel PSV Eindhoven gegen Wilhelm II Tilburg die letzten ruhigen Stunden versüßt.

Der 24-malige Meister nimmt in dieser Saison jedenfalls deutlich mehr Aufmerksamkeit Löws in Anspruch als in den Jahren davor. Das hängt natürlich mit der Einkaufspolitik zusammen, der Kader von Roger Schmidt verfügt mittlerweile über sechs potenzielle DFB-Akteure.

Anzeige
Anzeige

Götze könnte es Max gleichtun

Die beiden Torhüter Lars Unnerstall und Vincent Müller stehen zwar weit weniger im Fokus der DFB-Auswahl, dafür aber rechnen sich der ehemalige Nachwuchs-Nationalspieler Timo Baumgartl und U21-Kandidat Adrian Fein wohl durchaus Chancen auf das A-Team aus.

Philipp Max hat es nach überzeugenden Bundesliga-Jahren beim FC Augsburg nun über den Umweg Niederlande erstmals in Löws erweiterten Kader geschafft. Und dann wäre da noch der prominenteste Landsmann bei der PSV: Mario Götze, WM-Held von Rio de Janeiro 2014.

Anzeige
Anzeige

Löw verliert Götze nicht aus den Augen

Beim ungefährdeten 3:0 am Sonntag betrieb der ehemalige Münchner und Dortmunder mit einem Tor - dem 2:0 nach Max' Führungstreffer - Eigenwerbung. Löw aber hatte schon vorher im Interview mit dem "Sportbuzzer" betont, dass die Tür für den 28-Jährigen keineswegs zu sei: "Wir verlieren auch ihn nicht aus den Augen, ganz klar."

Weiter lobte er die Entscheidung Götzes, "außerhalb des Präsentiertellers Bundesliga einen Neustart" anzugehen. Dieser lässt sich bislang vielversprechend an: Der technisch enorm beschlagene Offensivallrounder steht nach sechs Einsätzen bei drei Toren. In diesen sechs Partien stand Götze immer in der Startelf, spielte aber nur einmal durch.

Externer Inhalt

Dieser Inhalt stammt von externen Anbietern wie Facebook, Instagram oder Youtube. Aktiviere bitte Personalisierte Anzeigen und Inhalte sowie Anbieter außerhalb des CMP Standards, um diese Inhalte anzuzeigen.
Bundestrainer Löw hält weiter Kontakt zu Götze
News

Löw über Götze: "Verlieren ihn nicht aus den Augen"

Joachim Löw lässt die Tür für eine Rückkehr von WM-Held Mario Götze in die deutsche Fußball-Nationalmannschaft offen. Der Bundestrainer lobt die Entwicklung des Eindhoveners.

  • 09.11.2020
  • 13:29 Uhr

"Götze wirkt sehr frisch und sehr agil"

"Das war so nicht zu erwarten", zeigte sich auch Löw überrascht von Götzes Form: "Er wirkt sehr frisch und sehr agil, die Freude ist ihm anzumerken. Das braucht er für seine Leichtfüßigkeit, für seine Variabilität."

Seit ziemlich genau drei Jahren gehörte Götze nicht mehr dem DFB-Kader an, im November 2017 legte er beim 2:2 gegen Frankreich in der Nachspielzeit den Ausgleich durch Lars Stindl auf. Bereits vor seinem 63. DFB-Einsatz hatte er eine einjährige Auszeit durchlebt, weil ihn eine Stoffwechselerkrankung aus der Bahn geworfen hatte.

Anzeige

Götze hegt "großen Traum EM"

Nun aber schaut Götze frohen Mutes voraus. Womöglich zählt er zu den Akteuren, die von der Verlegung der EM infolge der Corona-Pandemie profitieren. "Die EM ist ein großer Traum für mich, gerade weil ich beim vergangenen WM-Turnier 2018 erstmals nicht dabei war", frohlockte Götze in der "Bild": "Mein Hunger auf Titel ist inzwischen noch größer geworden."

Das könnte auch daran liegen, dass sein bis dato letzter Triumph schon ein paar Jahre zurückliegt. Beim Pokalsieg 2016/2017 mit Borussia Dortmund fehlte Götze wegen der erwähnten Erkrankung, beim Supercup vor einem Jahr blieb ihm 90 Minuten lang nur die Bank.

So sind es die sieben Titel in seinen drei Bayern-Jahren, an denen Götze zuletzt seinen Anteil auf dem Platz hatte - wenn dieser auch von Jahr zu Jahr geringer wurde.

Anzeige
Anzeige

Müller seit 2019 nicht mehr gefragt

Die Erfolgsstory des Rekordmeisters hält dagegen nach wie vor an. In diesem Jahr räumten die Bayern jeden wichtigen Titel ab, der in Reichweite war. Einer der Hauptprotagonisten dabei: Thomas Müller. Der Raumdeuter zählt ebenfalls nicht zu den 28 Akteuren, die Löw für die anstehenden Aufgaben zusammenzieht.

Wie Mats Hummels und Jerome Boateng, zwei weitere wichtige Bausteine auf dem Weg zum WM-Sieg 2014, wurde Müller von Löw Anfang 2019 quasi ausgebootet. Das Trio fiel dem Neuaufbau nach dem Debakel von Russland und den folgenden Enttäuschungen in der Nations League zum Opfer.

Anzeige

Löw bleibt bei grundsätzlichem Nein zu Müller

Was damals noch absolut nachvollziehbar war, weil die drei Geschassten gerade Schwächephasen durchmachten und es ihnen an Tempo für den geplanten Highspeed-Fußball mangelte, wirkt heutzutage wie eine Trotzreaktion auf die vielen heimlichen Bundestrainer, die landauf landab eine Rückholaktion fordern.

Diesem Ansinnen hat Löw erneut einen Riegel vorgeschoben. Diesmal beantwortete er die mittlerweile traditionelle Frage im "kicker" so: "Wir haben uns grundsätzlich dazu entschieden, diese Spieler nicht zu nominieren, daran hat sich jetzt nichts geändert."

Anzeige

Müllers "inidividuelle Extra-Klasse" reicht nicht mehr aus

Immerhin öffnete er aber auch für das Ü30-Trio die Tür einen Spalt weit: "Wenn sich im nächsten Jahr durch Ausfälle von Schlüsselspielern bei uns eine völlig neue Situation ergibt, werde ich das entsprechend bewerten und über alternative Szenarien nachdenken."

Im "Sportbuzzer" attestierte der Bundestrainer Müller und Co. sogar "individuelle Extra-Klasse", doch darauf allein kommt es bei diesen Personalien längst nicht mehr an. Das Thema bleibt eines, dass Löw am liebsten nicht zu hoch kochen möchte.

Anzeige
Anzeige

Alter Weggefährte Flick verteidigt Löws harte Linie

Da lässt ihn auch Müllers Rolle als verlängerter Arm von Bayern-Trainer Hansi Flick kalt, der als gefühlt einziger indirekt Involvierter bei Nachfragen Löws harte Linie verteidigt. Der Heidelberger ist eben ein alter Weggefährte des Bundestrainers, der ihn 2006 zum DFB lotste.

Letztlich muss aber in erster Linie der oberste Fußball-Lehrer des Landes geradestehen, falls die EM in ein weiteres Desaster münden sollte. Ob mit oder ohne den Ur-Bayer.

Anzeige

Müller hat schon wieder 14 Torbeteiligungen auf seinem Konto

In der noch jungen Saison steht Müller nach 13 Einsätzen bei beeindruckenden sechs Treffern und acht Assists. Und noch viel wichtiger: Er gibt die Kommandos auf dem Platz und geht voran, wenn er die Jagd auf den Ball eröffnet.

Von Flicks der engen Taktung geschuldeten Rotationsmaschine ist Müller weitgehend ausgenommen. Unter Löws ehemaligen Co-Trainer ist Bayerns Nummer 25 förmlich explodiert, trotz schwierigen Monaten unter Niko Kovac schloss Müller die vergangene Saison mit 40 Torbeteiligungen in 50 Pflichtspielen ab.

Anzeige

Götze hätte bei Löw keinen Anspruch auf Führungsrolle

Eigentlich eine aussagekräftige Bewerbung für ein DFB-Comeback. Doch seine Aussichten haben sich offensichtlich nicht gebessert.

Völlig unabhängig von der weiteren Entwicklung Götzes. Der könnte zwar in eine ähnliche Rolle innerhalb des Offensiv-Systems schlüpfen, jedoch zunächst ohne den Anspruch, direkt als Führungsfigur aufzutreten.

Altersunterschied und Spritzigkeit sprechen für Götze

Womöglich in den Augen Löws ein Vorzug gegenüber Müller, denn die Hierarchie mit den Fixpunkten Manuel Neuer und Toni Kroos scheint zementiert zu sein. Hinzu kommt der Altersunterschied von knapp drei Jahren, auch wenn ein 31-Jähriger durchaus auf dem Höhepunkt seines sportlichen Schaffens sein kann.

Ein fitter Götze ist mutmaßlich auch deutlich spritziger als Müller, dessen Vorzügen in Tornähe jedoch kein anderer potentieller DFB-Kicker auch nur nahe kommt. Doch beim Bundestrainer soll es jetzt vor allem schnell gehen, um die oftmals tief stehenden Gegner zu knacken.

Wobei zu erwähnen ist, dass die Offensive derzeit sicher nicht die Problemzone der Elf ist. Dennoch: Götzes Entwicklung wird im Schwarzwald wieder sehr genau verfolgt.

Löw sieht Götzes Weg als "richtige Entscheidung"

Der eingeschlagene Pfad des Dribbelkünstlers scheint Löw zu erfreuen. "Aus meiner Sicht hat er für sich genau die richtige Entscheidung getroffen", beurteilte der DFB-Coach den Wechsel nach Eindhoven.

Denn der bringt einen weiteren Vorzug mit: Löw kann mehrere Nationalelf-Kandidaten auf einen Schlag beobachten. Dieses Privileg bieten ihm im Ausland nicht viele Vereine.

Marcus Giebel

Du willst die wichtigsten Fußball-News, Videos und Daten direkt auf Deinem Smartphone? Dann hole Dir die neue ran-App mit Push-Nachrichten für die wichtigsten News Deiner Lieblings-Sportart. Erhältlich im App-Store für Apple und Android.