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Verletzung des Nationaltorwarts

Marc-Andre ter Stegen: Droht sogar das Karriereende? So schlimm ist ein Patellasehnenriss

  • Aktualisiert: 28.10.2024
  • 14:04 Uhr
  • Christian Stüwe

Ronaldo und Steffi Graf mussten ihre Karriere einst wegen Patellasehnenrissen beenden. Der Münchner Orthopäde und Unfallchirurg Dr. Mark Salzmann erklärt bei ran, was es mit der Verletzung auf sich hat und wie die Behandlung und Reha ablaufen.

Von Christian Stüwe

Der 13. Februar 2008 war für Ronaldo ein schicksalhafter Tag. Gerade einmal 150 Sekunden nach seiner Einwechslung verletzte sich der brasilianische Stürmer der AC Mailand schwer. Nach einem Kopfballduell mit einem Gegenspieler aus Livorno verdrehte sich "Il Fenomeno" bei der Landung das Knie.

Mit offensichtlich großen Schmerzen blieb Ronaldo auf dem Rasen liegen und musste mit der Trage abtransportiert werden. Wenig später stand die Diagnose fest, Ronaldo hatte sich einen Riss der Patellasehne im linken Knie zugezogen.

Für den explosiven Angreifer war es der Anfang vom Ende seiner Karriere. Die AC Mailand verlängerte seinen Vertrag nicht mehr, bis zu seinem offiziellen Karriereende im Frühjahr 2011 bestritt er nur noch 31 Spiele für Corinthians Sao Paulo in seiner brasilianischen Heimat.

Die Art und Weise, wie sich Ronaldo die schwere Knieverletzung zuzog, ähnelte stark der Verletzung von Marc-Andre ter Stegen am vergangenen Sonntag. Der Torwart des FC Barcelona sprang im Spiel gegen Villarreal hoch, um einen Ball zu fangen, und verdrehte sich bei der Landung das Knie.

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Das Wichtigste in Kürze

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Bei Patellasehnenrissen gibt es oft eine Vorschädigung

"Es ist eine akute Überlastungssituation, die auf die Sehne einwirkt. Wenn man sich die Szene bei Marc-Andre ter Stegen anschaut, wird er bei seinem Sprung behindert und kommt dann falsch auf. Dann kommt es zu einer falschen Belastung der Sehne", erklärt Dr. Mark Salzmann, Orthopäde und Unfallchirurg mit eigener Praxis in München, im Gespräch mit ran.

"Aus meiner Erfahrung gibt es meistens eine Vorgeschichte mit der Sehne, ein gewisser Vorschaden ist meistens da. Ich habe gelesen, dass ter Stegen früher schon Probleme mit der Patellasehne hatte. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass es eine gewisse Vorschädigung gab", führt Salzmann, der Mannschaftsarzt der U17-Nationalmannschaft des DFB ist, weiter aus.

Tatsächlich ist dies eine weitere Parallele zwischen Ronaldo und ter Stegen. Den ersten Patellasehnenanriss zog sich der Brasilianer bereits 1995 im Alter von 19 Jahren zu. In seiner Zeit bei Inter Mailand verletzte er sich im Herbst 1999 am Knie, er gab vier Monate später sein Comeback und riss sich nach nur sechs Minuten Einsatzzeit die Patellasehne. Fast eineinhalb Jahre fiel Ronaldo im Anschluss aus, die Fortsetzung seiner Karriere war damals in Gefahr.

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Ronaldo zog sich 2008 als Spieler des AC Mailand einen Patellasehnenriss zu.
Ronaldo zog sich 2008 als Spieler des AC Mailand einen Patellasehnenriss zu.© 2008 Getty Images

Ter Stegen hatte bereits zwei Operationen an der Patellasehne

Auch ter Stegen hatte in seiner Karriere immer wieder Probleme mit dem rechten Knie. Bereits 2020 und 2021 wurde er deswegen operiert und verpasste die Europameisterschaft in England.

Nun ist ter Stegens Patellasehne, eine der größten Sehnen im menschlichen Körper, die die Kniescheibe (Patella) mit dem Schienbeinknochen verbindet, in eben diesem rechten Knie gerissen. Bereits am Montag wurde ter Stegen operiert. "Ich fühle mich positiv und stark, jetzt fokussiere ich mich auf meine Genesung", schrieb der 32-Jährige, der schnellstmöglich mit der Reha beginnen soll, auf X.

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Hauptproblem nach der Operation ist der Verlust an Muskelmasse

"Man versucht heutzutage, den Patienten schon früh funktionell zu mobilisieren, was bedeutet, den Patienten in die Bewegung zu bekommen. Normalerweise wird die Sehne bei der Operation wieder vernäht, teilweise mit Knochenankern an der Kniescheibe refixiert. Zusätzlich wird eine Drahtcerclage, die McLaughlin-Schlinge, eingebracht. Diese Schlinge sichert die Sehne in den ersten sechs Wochen, damit sie nicht sofort wieder ausreißt", sagt Dr. Salzmann.

"Wir haben früher eine Beugung von 90 Grad zugelassen, damit man frühzeitig mit Physiotherapie und Muskelaufbau beginnen kann. Denn das Hauptproblem bei allen Knieverletzungen - sei es eine Kreuzbandverletzung oder eine Patellasehnenverletzung - ist, dass gerade ein Profisportler extrem schnell Muskelmasse verliert. Diese Muskelmasse wieder aufzubauen ist das, was Zeit kostet und die Reha so anstrengend macht", erklärt der Orthopäde weiter.

Patellasehnenrisse gibt es allerdings nicht nur im Fußball, sondern auch in anderen Sportarten mit schnellen Richtungswechseln, wie beispielsweise Eishockey, Rugby oder in der Sprungsportart Basketball, erzählt Salzmann. Und natürlich auch im Tennis.

Steffi Graf musste ihre Karriere wegen einer angerissenen Patellasehne beenden

Wie Ronaldo musste auch Steffi Graf wegen einer angerissenen Patellasehne 1997 ihre glanzvolle Karriere beenden. Könnte ein solches Schicksal auch fast 30 Jahre später Marc-Andre ter Stegen drohen? Natürlich spricht grundsätzlich nichts gegen eine vollständige Genesung, ein Risiko gibt es bei schweren Knieverletzungen an den Kreuzbändern oder der Patellasehne aber immer.

"Von den operativen Techniken ist man vielleicht ein Stück weiter als früher. Was man heutzutage zusätzlich macht, ist die Eigenblut-Therapie, die gerade im Kommen ist. Mit einer solchen Eigenblut-Therapie kann man die Heilung der Sehnen unterstützen. Aber ein Patellasehnenriss ist für jeden Sportler, ob Hobby- oder Profisportler, eine schwere Verletzung", sagt Dr. Salzmann: "Die Statistiken bei Kreuzbandverletzungen zeigen, dass nur 20 bis 30 Prozent der Profifußballer nach einer solchen Verletzung wieder in den Leistungsbereich wie vor der Verletzung kommen. Man muss sich schon vor Augen führen, dass nicht jeder wieder auf sein früheres Niveau kommt."

Vor Marc-Andre ter Stegen liegt in den nächsten Monaten auf jeden Fall ein langer und schwerer Weg, bis er wieder ins Tor des FC Barcelona und der Nationalmannschaft zurückkehren kann.

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