Superstar vor PSG-Abschied
Neymar vor Wechsel zu Al-Hilal: Das Weltfußballer-Versprechen ist bei PSG gescheitert
- Aktualisiert: 14.08.2023
- 19:38 Uhr
- Daniel Kugler
Neymar wird Paris Saint-Germain in Kürze wohl Richtung Saudi-Arabien verlassen. Der bevorstehende Wechsel ist das enttäuschende Ende des einstigen Weltfußballer-Versprechens, das in Paris gescheitert ist. Ein Kommentar.
von Daniel Kugler
Geht er zurück zum FC Barcelona? Oder doch nach England zu Top-Klubs wie dem FC Chelsea oder Manchester City? Oder wird es etwa der neureiche Emporkömmling Newcastle United?
Nicht erst seit diesem Transferfenster wurde hitzig spekuliert, wohin Neymar nach seinem Kapitel bei Paris St. Germain wechseln könnte.
Längst vorbei ist die große Romanze in der Stadt der Liebe mittlerweile. Die Ehe zwischen Spieler und Klub wirkte nicht erst in den vergangenen Monaten immer mehr wie eine Zweckgemeinschaft.
Dass es nun auch für den Brasilianer offenbar nach Saudi-Arabien geht, ist keine echte Überraschung mehr, aber doch eine große Enttäuschung.
Das Wichtigste in Kürze
Neymar wirft seine letzten Jahre auf Topniveau weg
Mit gerade einmal 31 Jahren hat der Superstar eigentlich noch einige Jahre auf höchstem sportlichem Leistungsniveau vor sich.
Dass Neymar seine letzten fußballerischen Blütejahre aber offenbar lieber in einem Wüstenstaat verbringen will, anstatt weiter in Europa auf Titeljagd zu gehen und seine internationale Karriere zu krönen, sagt eigentlich bereits alles aus. Denn auch wenn die saudische Liga in diesen Sommer mit zahlreichen (Alt-)Stars verstärkt wurde, entbehrt sich weiterhin jeglicher Vergleich mit dem europäischen Spitzenfußball.
Der bevorstehende Abgang des Edeltechnikers muss aber auch anders bewertet werden als die Transfers des Triumvirats um Cristiano Ronaldo, Lionel Messi und Karim Benzema, die sich mittlerweile ebenfalls von der europäischen Bühne verabschiedet haben.
Die drei genannten Starspieler sind einerseits allesamt 35 Jahre oder älter. Andererseits haben sie im Unterschied zu Neymar im vergangenen Jahrzehnt sowohl mit ihren Klubs und Nationalteams als auch individuell so ziemlich alles an Titeln und Auszeichnungen abgeräumt, was es zu gewinnen gab.
In Neymars Fall fällt der Blick auf den Trophäenschrank abseits nationaler Erfolge dann doch ernüchternd aus. Nach zehn Jahren in Europa steht ein uneingelöstes Weltfußballer-Versprechen und nur ein großer internationaler Titel mit dem Gewinn der Champions League in der Saison 2014/15 mit dem FC Barcelona zu Buche.
Und auch beim Triumph mit den Katalanen muss man anmerken, dass der Flügelspieler in einer überragenden Mannschaft um Messi, Luis Suarez und Andres Iniesta bei Weitem nicht die erste Geige spielte.
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Paris St. Germain: Neymar konnte Weltrekordtransfer nicht vollends rechtfertigen
Mit großen Vorschusslorbeeren war Neymar 2017 für die bis heute bestehende Weltrekordablöse von 222 Millionen Euro nach Paris gekommen. Sechs Jahre später muss man konstatieren: Das Projekt ist gescheitert, denn der von den Scheichs aus Katar als Ziel ausgegebene Gewinn der Champions League wurde auch mit dem Offensivstar nicht erreicht.
Rückblickend lag der Fokus wohl auch zu häufig abseits der eigenen Leistungen. Private Schlagzeilen, Unstimmigkeiten mit Mitspielern, Zweifel an seiner Professionalität – man könnte die Liste problemlos verlängern.
Neymar konnte sich in Paris über die Jahre nie wirklich zum unangefochtenen Leader und Kopf der Mannschaft entwickeln, der sich und sein Ego für den Teamerfolg unterordnet und seine Mitspieler allein durch seine bloße Anwesenheit besser macht.
Qualitäten, die man von einem Spieler seiner Klasse und Preiskategorie aber eigentlich zwangsläufig erwartet. Zu häufig überwog bei Neymar jedoch der Eindruck des hochveranlagten, egoistischen Individualisten, der in den entscheidenen Momenten eben häufig nicht übernehmen und den Bock umstoßen konnte.
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Wechsel nach Saudi-Arabien als einzige Option für Neymar?
Die hohe geforderte Ablöse und sein kolportiertes Jahresgehalt von über 40 Millionen Euro wurden dem Brasilianer in den vergangenen Transferperioden dann wenig überraschend zum Verhängnis. Das Kosten-/Leistungs-Verhältnis stimmte schon seit Längerem nicht mehr, die absolute Weltspitze auf den offensiven Außenbahnen um Stars wie Vinicius Jr. oder Bernardo Silva hat ihn mittlerweile überflügelt.
So ist es wenig überraschend, dass sich kein europäischer Top-Klub mehr dazu bereiterklärte, für den Star-Spieler All-in zu gehen und ein Monstertransferpaket zu schnüren, wie es Al-Hilal nun wohl mit insgesamt um die 300 Millionen Euro für zwei Jahre tut.
Der Saudi-Wechsel ist realistisch gesehen die einzige Alternative für Neymar, da Geld bei den von der Staatsführung unterstützten Klubs nur eine untergeordnete Rolle spielt und der Superstar als Marke die Bekanntheit der Liga stärken soll - sportliche Höchstleistungen werden dabei nicht mehr wöchentlich vorausgesetzt.
Mit dem Abschied zu Al-Hilal bleibt dann aber auch der Makel des unvollendeten Superstars. Denn Neymar konnte dem europäischen Spitzenfußball längst nicht so dominant den Stempel aufdrücken, wie man es ihm einst prognostiziert hatte.