Korruption bei Vergabe der WM 2022 in Katar?
Paris St. Germain: Hausdurchsuchung bei Präsident Nasser Al-Khelaifi - Verwicklung in Entführung und Folter vorgeworfen
- Aktualisiert: 09.07.2023
- 11:03 Uhr
- ran.de
Die französische Justiz hat das Haus des Funktionärs und PSG-Präsidenten Nasser Al-Khelaifi in Paris durchsucht, nachdem ein Lobbyist Strafanzeige wegen mutmaßlicher Entführung und Folterung in Katar gestellt hatte.
Der Wohnsitz von Nasser Al-Khelaifi in Paris, dem Präsidenten von Paris St. Germain, wurde von französischen Behörden im Zuge von Ermittlungen wegen der angeblichen Entführung und Folterung eines Lobbyisten durchsucht.
Nach Angaben der französischen Zeitungen "Mediapart" und "L'Equipe" untersuchen die Strafverfolgungsbehörden die Vorwürfe des Lobbyisten Tayeb Benabderrahmane, der angibt, im Jahr 2020 in Katar als Geisel gehalten und gefoltert worden zu sein.
Der PSG-Chef erschien am Mittwoch mit dreistündiger Verspätung bei der Pressekonferenz zur Vorstellung des neuen Trainers von Paris Saint-Germain, Luis Enrique, nachdem er bei der Ankunft am Flughafen Le Bourget von einem Untersuchungsrichter aufgehalten wurde.
Ein PSG-Sprecher spielte die Bedeutung der Ereignisse herunter und führte die Verzögerung auf etwas anderes zurück. "Er wusste, dass der Richter da sein würde und es hat fünf Minuten gedauert. Das hat nichts damit zu tun, dass sein Flugzeug Verspätung hatte, was aufgrund eines familiären Problems der Fall war", betonte der PSG-Vertreter gegenüber der "L'Equipe".
Schwere Anschuldigungen gegen PSG-Boss Al-Khelaifi
Nach Informationen der französischen Zeitung "Le Monde" behauptet der französisch-algerische Geschäftsmann, dass er 2020 im Emirat entführt und sechs Monate festgehalten worden sei.
Benabderrahmane soll im Besitz sensibler Dokumente sein, die im Zusammenhang mit der Vergabe der FIFA Fußball-Weltmeisterschaft 2022 an Katar und der Bewerbung von "beIN Media" für die Übertragungsrechte künftiger Turniere - konkret der WM-Endrunden 2026 und 2030 - stehen. Al-Khelaifi ist neben seiner Tätigkeit als Sportfunktionär ebenfalls Chef des Medienunternehmens.
Unter Folter sei der Lobbyist zu Daten und Dokumenten in seinem Besitz befragt worden, die teilweise aus einem Handy Al-Khelaifis stammen und diesen sowie manche seiner Gesprächspartner belasten würden: Konkret soll es sich dabei um hohe Tiere des Emirats und aus der FIFA handeln.
Benabderrahmane betone außerdem, dass er erst aus Katar entlassen wurde, nachdem er eine Vertraulichkeitsvereinbarung über die genannten Dokumente unterzeichnet hatte. Sollte der Lobbyist oder einer seiner Angehörigen gegen die Abmachung verstoßen und Teile der belastenden Dokumente publik werden, müsse er die Daten aushändigen und eine Strafe von fünf Millionen Euro akzeptieren, heißt es in dem Bericht weiter.
Die Justiz erkannte in den Vorwürfen demnach erpresserische Tendenzen und eröffnete im Januar ein Verfahren.
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Al-Khelaifi weißt jegliche Vorwürfe von sich
PSG-Boss Al-Khelaifi, neben seiner Funktionärstätigkeit im Fußball auch Minister ohne Amtsbereich in Katar und ein langjähriger Freund des Emirs, hatte bereits im Februar in einer energischen Stellungnahme jegliche Vorwürfe bestritten: "Sie haben ihre Anwälte öfter gewechselt als ihre Geschichten", wurde der 49-Jährige damals von der englischen Zeitung "Daily Mail" zitiert.
Und der Pariser-Präsident ging noch weiter: "Das ist die ultimative Medienmanipulation. Ich bin nur erstaunt, dass so viele Leute ihre Widersprüche für glaubwürdig halten. Die Gerechtigkeit wird ihren Lauf nehmen."
Benabderrahmanes Anwälte, Maitres Romain Ruiz und Gabriel Vejnar betonten damals gegenüber der Nachrichtenagentur "AFP": "Wir sind sehr froh, dass die französische Justiz endlich eine Untersuchung des wahren Sachverhalts eingeleitet hat."