Bayern-Boss wittert Verschwörung
ranSicht zur Schelte von Hoeneß und Rummenigge: Fehlende Demut
- Aktualisiert: 07.02.2021
- 20:14 Uhr
- ran.de/Markus Bosch
Der FC Bayern startet mit deutlicher Verspätung in Richtung Klub-WM, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sind erzürnt. Damit zeigen die beiden, dass Demut nicht gelebt wird, findet ran.de-Autor Markus Bosch.
München - Bayern Münchens Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge und Ehrenpräsident Uli Hoeneß kriegten sich gar nicht mehr ein vor lauter Wut. "Total verarscht". "Slapstick". "Skandal ohne Ende". Die verbalen Giftpfeile flogen Richtung der Behörden in Brandenburg.
Auslöser dieser Angriffe war ein um sieben Stunden verspäteter Abflug des FC Bayern zur Klub-Weltmeisterschaft nach Doha. Laut der zuständigen Behörde beantragte der Bayern-Flieger in der Nacht von Freitag auf Samstag erst drei Minuten nach Mitternacht die Startfreigabe. Dabei gilt am Flughafen BER ein Nachtflugverbot ab Mitternacht, sodass der Tross des Rekordmeisters erst am nächsten Morgen gen Doha starten konnte. Zwar war die Maschine um 23.59 Uhr startbereit, die Freigabe für den Take off erfolgte aber eben erst um 0.03 Uhr.
Ausnahmen vom Nachflugverbot gelten nur für Frachtflüge und Reisen von Regierungsmitgliedern, nicht aber für einen Fußballverein auf dem Weg zu einem Spiel bzw. einem Turnier.
Verschwörungstheorien nicht angebracht
Doch während die Spieler, so hat es Rummenigge höchstpersönlich verkündet, den Vorfall entspannt nahmen, witterten die Münchner Bosse ein Komplott.
"Man hatte immer den Eindruck, in Brandenburg ist irgendeiner, der den FC Bayern nicht mag oder irgendein Problem mit dem FC Bayern hat und dementsprechend uns Hürden in den Weg gestellt hat", klagte Rummenigge. Der Bayern-Boss als Verschwörungstheoretiker.
Dabei hatten die Münchner neben einem ohnehin schon knappen Zeitmanagement schlichtweg Pech mit den Witterungsbedingungen in Berlin. Die Maschine musste erst enteist werden, wodurch sich der geplante Start verzögerte. Dass die Maschine dann nicht mehr abheben durfte, ist gewiss sehr ärgerlich. Aber Gesetze gelten in diesem Fall eben auch für den FC Bayern.
Der Profifußball genießt in der Corona-Zeit ohnehin schon einen Sonderstatus und darf seinen Betrieb ohne Einschränkungen für das Spiel an sich aufrecht erhalten. Ja, sogar die Klub-Weltmeisterschaft, bei der beispielsweise das Team von Palmeiras Sao Paulo einmal um den Globus fliegt, findet in der Pandemie statt.
Die Andeutung eines Komplotts oder einer Verschwörung gegen den FC Bayern, der "als deutscher Verein für unser Land" (O-Ton Rummenigge; Anm. d. Red.) in Katar um den Titel kämpft, ist aus den genannten Gründen völlig unangebracht.
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Demut wird nicht gelebt
Stattdessen sind die offensiven Äußerungen der beiden langjährigen Bayern-Alphatiere, die mit der "Abteilung Attacke" schon so manchen Kontrahenten in die Schranken gewiesen haben, der nächste Beweis, dass der professionelle Fußball in einer Parallelwelt agiert.
Demut wird dabei nur gepredigt, aber nicht gelebt. Und während Millionen Menschen in Deutschland beim Blick in die Zukunft Ungewissheit verspüren, beklagen sich Hoeneß und Rummenigge über eine widrige Anreise zu einem Turnier, das neben Millionen-Einnahmen und einem weiteren Titel für den Briefkopf vor allem Werbung für den Fußball ist.
Die Äußerungen von Rummenigge und Hoeneß waren hingegen deplatziert und beweisen, zumindest in diesem Moment, fehlendes Gespür für die aktuelle Lage. Demut muss auch im Profifußball gelebt werden, gerade wenn die Umstände anders sind, als sie ursprünglich geplant waren.
Markus Bosch
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