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Rumäniens U21-Team: Der Star sitzt beim deutschen Gegner auf der Trainerbank
- Aktualisiert: 23.03.2021
- 23:34 Uhr
- ran.de
Wenn die deutsche U21 am kommenden Dienstag (30. März 2021, live ab 17:30 Uhr auf ProSieben und ran.de) auf die rumänische Mannschaft trifft, stehen Kapitän Arne Maier und seine Kollegen einer größtenteils unbekannten Auswahl gegenüber. Ein prominenter Name findet sich allerdings bei den Osteuropäern - und der sitzt auf der Trainerbank.
München - Hätte ein gewisser Gheorghe Hagi in den 90er Jahren nicht die Fußballwelt verzaubert, würde Adrian Mutu wohl als der größte rumänische Spieler aller Zeiten gelten.
So bleibt ihm in dieser Kategorie nur der zweite Platz - und den Fans Erinnerungen an einen begabten Spieler, der sein Talent nie komplett ausschöpfte und vor allem abseits des Platzes Probleme hatte.
"Er wird besser, als ich es jemals gewesen bin", sagte Hagi seinem Landsmann einst eine große Karriere voraus. Und zu Beginn seiner Laufbahn schickte sich Mutu an, die Prophezeiung des ehemaligen Barca-Stars wahr zu machen. Doch er scheiterte. Vor allem an sich selbst. Aber von Beginn an.
Durchbruch beim FC Parma
Etwas mehr als 20 Jahre ist es her, da verpflichtete der italienische Topklub Inter Mailand den Angreifer vom rumänischen Double-Sieger Dinamo Bukarest für 6,5 Millionen Euro. "Ich war sofort erschlagen von seinem Charisma", erinnerte sich der damalige Coach der "Nerazzurri", Marcelo Lippi, ein Jahrzehnt später an seinen Neuzugang.
Im Norden Italiens war man von dem zweifelsfrei vorhandenen Potenzial des 20-Jährigen überzeugt, der in 14 Spielen allerdings nur zwei Treffer erzielte und den Traditionsklub nach einem halben Jahr gen Verona verließ. Dort blieb der variable Angreifer mit dem feinen rechten Fuß für zwei Spielzeiten und empfahl sich in seiner zweiten Saison mit zwölf Treffern in der Serie A für höhere Aufgaben.
Der FC Parma, damals eine der besten Mannschaften in Italien, sicherte sich 2002 für zehn Millionen Euro die Dienste des 23-Jährigen. Gemeinsam mit dem Brasilianer Adriano nahm der Rumäne die italienische Liga auseinander, allein 33 der 53 Saisontreffer gingen auf das Konto des neuen Sturmduos.
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Folgenschwerer Wechsel zum FC Chelsea
Im Jahr darauf klopfte der neureiche FC Chelsea an, Mutu folgte dem Ruf des Geldes und wechselte auf die Insel. Doch anstatt sich auf den Fußball zu konzentrieren, driftete er ab. Nächtliche Eskapaden, Verfolgungsjagden mit der Polizei in seiner rumänischen Heimat, ein positiver Drogentest, öffentliche Streitereien mit Trainer Jose Mourinho – bei den "Blues" sorgte der 77-fache Nationalspieler vornehmlich für Schlagzeilen abseits des Platzes.
Chelsea suspendierte den 22-Millionen-Euro-Einkauf, es folgte ein jahrelanger Rechtsstreit, an dessen Ende das einstige Ausnahmetalent 2018 zu einer Rekord-Strafe in Höhe von 17 Millionen Euro verdonnert wurde. Dem sportlichen Bruch - nur in seiner ersten Saison legte der Neuzugang an der Stamford Bridge solide Zahlen auf - folgte auch ein mentaler. Mutu hatte Suizidgedanken, ein Karriereende stand im Raum.
"Meine Karriere liegt in Ruinen. Ich kann eigentlich aufhören, Fußball zu spielen. Was bleibt mir noch?", fragte sich der designierte Hagi-Nachfolger nach seinem Aus in der englischen Hauptstadt.
Sportliches Comeback in Italien
Über die Zwischenstationen AS Livorno und Juventus Turin landete Mutu 2006 im Alter von 27 Jahren schließlich beim AC Florenz. In der Toskana erlebte er seinen zweiten Frühling, erzielte in fünf Jahren 69 Treffer für "La Viola" und kämpfte sich ins Rampenlicht zurück.
Auch international konnte der Angreifer nochmals sein Können aufblitzen lassen, bei der EM 2008 schied er mit der Auswahl seines Heimatlandes trotz respektabler Leistungen in der Vorrunde aus.
Mit seinem Abgang von der Fiorentina im Jahr 2011 verschwand Adrian Mutu auch von der großen Fußballbühne. Er kickte noch einige Jahre für kleinere Klubs in Italien, Frankreich, Rumänien und Indien, ehe er 2016 seine Schuhe an den Nagel hing.
"Vielleicht hätte ich den Ballon D'Or gewinnen können, wenn ich andere Entscheidungen getroffen hätte. Aber darüber sollte ich besser nicht nachdenken", resümierte der rumänische Rekordtorschütze (35 Treffer) im Gespräch mit der italienischen Zeitung "Corriere dello Sport" später.
Der geläuterte Coach
Damit jungen Spielern nicht dieselben Fehler unterlaufen wie ihm, ist Mutu Trainer geworden. "Ich denke, ich bin der richtige für so einen Job. Denn ich weiß, was passiert, wenn junge Spieler Probleme mit der Disziplin haben. Ich habe schwierige Zeiten überstanden und bin stärker zurückgekommen", so der heutige U21-Coach Rumäniens, der mit seinem Team am Dienstag auf die deutsche Auswahl trifft (30. März 2021, live ab 17:30 Uhr auf ProSieben und ran.de).
Die Einsicht des hochgelobten und tief gefallenen Wunderkindes kommt einige Jahre zu spät. Hätte Adrian Mutu diese Eingebung früher gehabt, wäre er vielleicht der größte rumänische Spieler aller Zeiten gewesen - und Hagis Prophezeiung zur Realität geworden.
Marcel Schwenk
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