Schweinsteiger: Erst das Jubiläum, dann der WM-Titel
- Aktualisiert: 10.10.2013
- 16:56 Uhr
- ran.de / Robin Schmidt
Lang, lang ist´s her: Vor rund sieben Monaten bestritt Bastian Schweinsteiger sein letztes Spiel im DFB-Trikot. Nun ist er endlich wieder zurück – gewillt, sein Jubiläum zu feiern und einen seiner allerletzten Makel zu beheben.
München - Läuft alles wie geplant, dann gibt´s in den nächsten Tagen viel zu feiern für Bastian Schweinsteiger. Am Freitag will der Mittelfeldmann des FC Bayern München mit seinen Teamkollegen gegen Irland das WM-Ticket nach Brasilien perfekt machen, am Dienstag soll sein ganz persönliches Sahnehäubchen folgen: Gegen Schweden könnte der Vize-Kapitän in den berühmt-berüchtigten "Klub der Hunderter" aufrücken. Mit gerade einmal 29 Jahren steht der Mittelfeld-Stratege kurz vor seinem 100. Länderspiel.
Und der Triple-Sieger kann es kaum erwarten: Für ihn sei dieses Jubiläum etwas Besonderes, ihn erfülle diese imposante Zahl mit Stolz. Der Bayern-Star lässt sogar einen Einblick in sein Inneres zu: "100 Länderspiele sind nicht selbstverständlich. Ich denke häufiger an die Anfangszeit und die Entwicklung bis hierher zurück."
Unglückliches Debüt
Dabei stand Schweinsteigers Debüt unter keinem guten Stern: Sein erstes Länderspiel bestritt der damals 19-Jährige am 6. Juni 2004 gegen Ungarn, die Partie ging mit 0:2 verloren. Wenig später folgte die verkorkste Europameisterschaft. Nach Unentschieden gegen die Niederlande und Lettland und einer Niederlage gegen Tschechien schied die DFB-Elf bereits in der Vorrunde aus. Rudi Völler trat als Teamchef zurück, die deutsche Nationalmannschaft lag zwei Jahre vor der Heim-WM quasi in Trümmern. Hoffnung machten einzig drei hungrige Jungspunde: Philipp Lahm, Lukas Podolski und eben Bastian Schweinsteiger.
Diese drei Akteure sind heute noch dabei, nicht mehr als Youngster, sondern als Führungsspieler. Allerdings haben Lahm und Podolski die 100er-Marke längst geknackt. Dass Schweinsteiger in dieser Statistik hinterher hinkt, hat einen einfachen Grund: Sein Körper streikt häufiger. Aufgrund von Verletzungen spielte er in diesem Jahr erst ein Mal für sein Heimatland, insgesamt verpasste er zwölf (!) Freundschaftsspiele in Folge.
Doch Sorgen um sein Standing innerhalb des Teams macht er sich nicht – er will weiterhin der Chef und Taktgeber im zentralen Mittelfeld sein. "Ich bin hier schon jahrelang dabei, somit weiß ich, wer was zu tun hat. Ich versuche, meine Qualitäten unter Beweis zu stellen und mich als Führungsspieler einzubringen."
Aus "Schweini" wird Schweinsteiger
Die Entwicklung zum Führungsspieler nahm bereits vor acht Jahren seinen Lauf, als er in einem Testspiel gegen Russland seine ersten beiden Treffer im National-Dress bejubelte. Ein Jahr später folgte beim "Sommermärchen" spätestens mit seinen beiden tollen Toren im Spiel um Platz drei gegen Portugal sein endgültiger Durchbruch. Blonde Haare, frecher Spielstil und Mädchenschwarm - "Super-Schweini" war geboren.
Doch von dem ist heute nicht mehr viel übrig. Aus "Schweini" wurde im Laufe der Jahre Schweinsteiger - ein Mann mit klaren Worten und Vorstellungen, ein Mann, der Verantwortung übernimmt. Die Versetzung von der linken Seite ins zentrale Mittelfeld half ihm dabei gewaltig, um in diese Rolle hineinzuwachsen.
So spielte er auf dieser Position bei der WM 2010 in Südafrika ein herausragendes Turnier, harmonierte auf der Doppel-Sechs prächtig mit Sami Khedira und wurde ins All-Star-Team berufen. Überhaupt liest sich seine Turnierbilanz eindrucksvoll: WM-Dritter 2006, EM-Zweiter 2008, WM-Dritter 2010, EM-Halbfinale 2012.
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Der ganz große Wurf fehlt noch
Fehlt eigentlich nur noch eines - der Titel mit der Nationalmannschaft. Schweinsteiger scheint diesem immer näher zu kommen, die Entwicklung im Vergleich zu seiner Anfangszeit bei der DFB-Elf schreitet stetig voran. "Die Erwartungshaltung bei der Nationalmannschaft ist inzwischen viel größer als bei meinem Debüt 2004. Aber das ist ein gutes Zeichen, denn es heißt, dass man erfolgreiche Zeiten hinter sich hat. Und vor allem stachelt es einen an, es ist eine Herausforderung", zeigt sich der 29-Jährige auf der PK vor dem Irland-Spiel optimistisch für Zukunft.
Der Vize-Kapitän wirkt dabei erneut noch ein Stück gereifter. Auch sein Ehrgeiz scheint trotz all seiner Erfolge, jeweils sechs Mal wurde er deutscher Meister und DFB-Pokalsieger, gerade durch den Champions-League-Sieg mit den Bayern noch größer geworden zu sein. Er ist noch nicht lange satt, nein - er weiß jetzt, wie man internationale Titel gewinnt. Und der nächste soll mit der Nationalmannschaft folgen, am besten bereits im kommenden Jahr bei der WM in Brasilien. "Es ist ein Ziel von mir, dass wir das irgendwann erreichen können." Keine Frage, es wäre die Krönung einer jetzt schon eindrucksvollen Laufbahn.