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SSC Neapel nach 33 Jahren wieder Meister

SSC Neapel gewinnt Scudetto: Diese Mannschaft braucht keine göttliche Gnade

  • Aktualisiert: 05.05.2023
  • 12:08 Uhr
  • ran.de / Tobias Wiltschek
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© Imago

In Neapel war eine Meisterschaft ohne Diego Maradona lange nicht vorstellbar. Das aktuelle Meister-Team beweist das Gegenteil. Sie hat nicht einmal den himmlischen Beistand der großen Ikone nötig. Ein Kommentar.

Von Tobias Wiltschek

33 Jahre sind eine lange Zeit. Für die Fans der SSC Neapel mussten sie sich aber noch viel länger angefühlt haben. Wie eine halbe Ewigkeit.

Von dieser unendlich scheinenden Qual sind sie nun befreit. Endlich – zum ersten Mal seit 1990 - dürfen sie in der Stadt am Fuße des Vesuvs wieder dieses Wort in den Mund nehmen, ohne die Rache von finsteren Mächten zu fürchten: "Scudetto".

Lange Zeit galt dieses Wort – trotz kaum mehr einzuholenden Vorsprungs – als unaussprechlich. Wer weiß schon genau, welch Unheil über die Stadt hereinbrechen würde, sollte man sich zu früh über die Meisterschaft freuen?

So aber waren die Götter, zu denen ja seit ein paar Jahren auch Neapels Schutzheiliger Diego Maradona gehört, milde gestimmt und gönnten den "Tifosi" die lauteste Jubelnacht seit Jahrzehnten.

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Realität siegt über Legende

Soweit zur Legende rund um den Titel der SSC aus Neapel. Die Stadt, in der das Leben ohne Glauben und Aberglauben noch viel weniger vorstellbar wäre als in allen anderen Teilen Italiens.

Die Wahrheit aber ist: Die Mannschaft um Trainer Luciano Spalletti hätte diesen viel beschworenen göttlichen Beistand gar nicht gebraucht.

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Neapel ist italienischer Meister
News

33 Jahre nach Maradona - Napoli wieder Meister

Die SSC Neapel feiert durch ein hart erkämpftes Remis bei Udinese Calcio den ersehnten Scudetto. Die mitgereisten Fans verwandeln Udines Stadion in eine Partyzone.

  • 04.05.2023
  • 22:59 Uhr

Sie wäre auch Meister geworden, wenn sie in Neapel schon im Februar vom Titel gesprochen hätten.

Wer sich auf so viele irdische Qualitäten verlassen kann, muss keine Stoßgebete zum Himmel schicken.

Da ist zunächst genannter Spalletti selbst. Der Mittsechziger mit dem markanten Glatzkopf musste erst nach Russland auswandern und mit Zenit St. Petersburg Meister werden, ehe sie ihn auch in seiner italienischen Heimat lieben lernten.

Der Taktikfuchs, häufig als eigensinnig und konfrontativ beschrieben, orchestrierte seine Mannschaft geradezu traumwandlerisch sicher durch diese Saison in der Serie A.

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Spallettis Neapel düpiert die großen Nord-Klubs

Dabei gelang es ihm, ein Team zu einem Titelfavoriten zu machen, das nicht im Ansatz so teuer war wie die der großen Rivalen aus dem Norden.

Während der AC Mailand nach der Meisterschaft in der vergangenen Saison in ein tiefes Loch fiel und Rekordmeister Juventus Turin wieder einmal mit angeblichen Betrügereien für Negativschlagzeilen sorgte, schwor Spalletti seine Mannschaft auf das große Ziel ein.

Dabei ließ er sich durch nichts und niemanden aufhalten. Auch nicht vom nervenden Kleinkrieg zwischen den Ultras und dem allmächtigen Präsidenten Aurelio De Laurentiis.

Dann ist da die Mannschaft selbst. Im Gegensatz zu den zwei Meisterschaften mit Maradona gibt es im aktuellen Meister-Team keinen "Göttlichen", der allein über Wohl und Wehe eines gesamten Vereins entscheidet.

Natürlich braucht auch diese Napoli-Mannschaft Spieler, die den Unterschied ausmachen können. Einem davon huldigen die Fans ja schon als "Kvaradona". Ohne die trickreichen Flankenläufe des Georgiers Khvicha Kvaratskhelia wäre der Titel genauso wenig vorstellbar wie ohne die 22 Tore des Nigerianer Victor Osimhen.

Alleine aber hätten auch diese beiden Ausnahmekönner Napoli nicht zum dritten Scudetto der Vereinsgeschichte führen können.

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"Forza Napoli": Dieser Titel sollte Mut machen

Einem Titel, der auch über die Grenzen Italiens hinaus für Jubelstürme sorgen sollte. Macht er doch all denjenigen Mut, die sich nicht mit Abo-Meisterschaften der vom Großkapital gezüchteten Unternehmen abfinden wollen.

Im Himmel jedenfalls ist die Nachricht vom Titel Neapels definitiv auf großen Jubel gestoßen.

Auch wenn sie es ganz ohne ihn geschafft hat: Diego Armando Maradona wäre trotzdem stolz auf diese Mannschaft.