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U21-EM 2023: Sportlich und menschlich schwer getroffen - DFB-Team vor doppelter Prüfung
- Aktualisiert: 23.06.2023
- 08:33 Uhr
- ran.de
Das DFB-Team durchlebt zum Auftakt der U21-EM einen verheerenden Abend. Selbst das enttäuschende Remis gerät schnell zur Nebensache, weil Spieler rassistisch beleidigt werden. Nun ist man an allen Fronten gefordert.
Aus Georgien berichtet Tobias Hlusiak
Es hatte alles so vielversprechend begonnen.
Das sehnlichst erwartete Auftaktspiel der deutschen U21-Auswahl bei der EM in Georgien und Rumänien gegen Israel war gerade etwas über eine Minute alt, als Kevin Schade im Strafraum der Israelis fiel. Der folgende Elfmeterpfiff bedeutete die Chance auf einen Traumstart in das Turnier.
Youssoufa Moukokos Strafstoß aber fand nicht den Weg ins Tor. Und bildete so den Auftakt in einen Abend zum Vergessen. Denn es wurde nicht besser.
Trotz 45-minütiger Überzahl und einem weiteren Elfmeter, den Jessic Ngankam (78.) verschoss, reichte es am Ende nur zu einem Unentschieden. 1:1 gegen Israel, den am wenigsten hoch eingeschätzten Gegner in der Vorrunden-Gruppe C. Fehlstart statt Traumstart.
Moukoko macht Rassismus öffentlich
Kurz nach Abpfiff aber rückte der knifflige sportliche Aspekt des Abends in den Hintergrund. BVB-Star Moukoko berichtete von schweren rassistischen Anfeindungen in den sozialen Netzwerken. Sowohl gegen ihn als auch Ngankam.
"Wenn wir gewinnen, sind wir alle Deutsche - und wenn wir verlieren, dann kommen diese Affen-Kommentare. Solche Dinge gehören einfach nicht in den Fußball, wir verschießen nicht extra. Wenn du solche Nachrichten bekommst, das ist ekelhaft", sagte der 18-Jährige.
Schon am Dienstag war Innenverteidiger Yann Aurel Bisseck nach seiner Berufung zum Kapitän der deutschen Mannschaft auf Facebook massiv beleidigt worden. "Ich sage immer: Wenn wir gewinnen, sind wir die Deutschen, wenn wir verlieren, sind wir die Schwarzen oder wie auch immer. Das finde ich blöd, wir sind alle gleich, haben alle dasselbe Blut", klagte ein sichtlich angefasster Moukoko. Es sei Zeit, "dass man auch mal ein Zeichen dagegen setzt."
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Di Salvo verurteilt Vorkommnisse scharf
Antonio Di Salvo trat kurz nach seinem Spieler vor die Presse. Erst dort erfuhr er von den schlimmen Vorfällen. Seine Reaktion war emotional. Der Trainer verurteilte die Geschehnisse mit starken Worten.
"Das ist unterste Schublade, das geht überhaupt nicht", sagte der 44-Jährige auf Nachfrage von ran. Und weiter: "Es ist ein Unding, dass irgendwelche Menschen unsere Jungs im Internet rassistisch beleidigen. Die Jungs spielen sehr gern für Deutschland, sind Deutsche und geben alles für das Land. Ich persönlich bin schockiert und enttäuscht. Das muss definitiv bestraft werden!"
Der U21-Nationaltrainer ist in den kommenden Tagen nun besonders gefordert. Auf der einen Seite muss er die sportlichen Defizite analysieren und klar ansprechend. Andererseits wird er ein feines Händchen bei der Beruhigung der schwer getroffenen Spieler haben müssen.
DFB-Team sportlich unter Druck
"Ich muss mit den beiden Jungs und der ganzen Mannschaft sprechen. Die Haltung unseres ganzen Teams und Staff ist klar: So etwas darf es nicht geben. Wir sind eine Gemeinschaft. Ich kann mir gut vorstellen, dass das die Spieler beschäftigt. Jetzt sind wir gefragt, die Jungs aufzubauen", so Di Salvo.
Schon am Sonntag steht das zweite Gruppenspiel gegen Tschechien an. Sportlich steht die U21 enorm unter Druck. Ein weiterer Punktverlust könnte die K.o.-Runde in weite Ferne entschwinden lassen.
Um dies zu verhindern wird Di Salvo eine auch mental auf der Höhe agierende Mannschaft brauchen. Besonders Moukoko und Ngankam. Beide sollen für die so dringend benötigten Tore sorgen.