Höjbjerg, Mourinho und Co.: Darum ist Tottenham Hotspur endlich titelreif
Darum sind die Spurs endlich titelreif
Mit dem 2:0-Erfolg über Manchester City bestätigten die Spurs ihre aktuell herausragende Form. Tottenham feierte den vierten Sieg in Folge und eroberte die Tabellenspitze in der Premier League. Die Fans träumen vom großen Wurf und der ersten Meisterschaft seit 1961. Doch was macht Tottenham Hotspur in dieser Saison so stark? ran.de zeigt sechseinhalb Faktoren, weshalb es das Jahr der Spurs werden könnte.
Faktor 1: Das gefährliche Sturmduo Kane und Son
Mit 21 Toren nach neun Spieltagen bilden die Spurs die zweitbeste Offensive der Premier League. Allein 16 Treffer gehen dabei auf das Konto des gefährlichsten Sturmduos Europas: Mit Heung-Min Son (9 Tore) und Harry Kane (7 Tore) hat Trainer Jose Mourinho zwei Superstars in seinen Reihen, die die Abwehrketten der Premier League Woche für Woche zerschießen. Publikumsliebling Son überzeugt mit seiner Schnelligkeit, kann von den Verteidigern meist nur mit einem Foul gestoppt werden. Harry Kane zeigt sich gewohnt eiskalt vor dem Tor und ist mit neun Assists der Top-Scorer der Liga (16 Scorer-Punkte). Flügelflitzer Son folgt mit elf Scorer-Punkten auf dem zweiten Platz.
Faktor 2: Beste Abwehr der Liga
Aber es läuft nicht nur in den Angriffsreihen. Die Abwehr um Eric Dier und Toby Alderweireld gab sich in der laufenden Saison keine Blöße und zeigte sich als sicherer Rückhalt. Weltmeister Hugo Lloris bestätigt seine starke Form und musste nur neun Tore schlucken - Bestwert mit den Wolverhampton Wanderers. Das defensiv ausgelegte System von Mourinho geht auf. Dabei hilft auch der 30 Millionen Euro teure Neuzugang Sergio Reguilon (Real Madrid), der seinen Defensivjob zuverlässig erfüllt. Und im Mittelfeld? Da sorgt ein alter Bekannter für Stabilität ...
Faktor 3: Mittelfeldmotor Höjbjerg
Pierre-Emile Höjbjerg agiert im Mittelfeld als absoluter Chef - verpasste in dieser Saison noch keine Minute. Der Ex-Bayer kam im Sommer als Wunschspieler von Mourinho für kolportierte 16,6 Millionen Euro aus Southampton und zeigt sich neben Moussa Sissoko als Fels in der Brandung: Das Laufmonster räumt defensiv alles ab, in der Offensive agiert er zudem als Dreh- und Angelpunkt. Höjbjerg dirigiert das Spielgeschehen - mal verschleppt er das Tempo, mal bringt er den tödlichen Pass. Tottenham erzielte 75 Prozent seiner Tore, nachdem Höjbjerg einen Ball abgefangen, einen Pass gespielt oder einen Gegenspieler abgeräumt hat - eine Wahnsinns-Bilanz. Auch die englischen Medien sind begeistert: Der "Guardian" etwa betitelte seine Leistung gegen Manchester City als "außergewöhnlich".
Faktor 4: Auswärtsstärke
Vier Spiele, vier Siege - das ist die beeindruckende Auswärtsbilanz der Spurs. Zum Vergleich: So viele Auswärtsspiele gewann Tottenham in der gesamten vergangenen Saison. Gegen Burnley und West Brom erkämpfte sich das Team um Superstar Harry Kane jeweils knappe 1:0-Siege, Southampton und Manchester United wurden in ihren eigenen Stadien regelrecht überrannt. Das Team von Trainer Ralph Hasenhüttl kam nach einem Viererpack von Son mit 2:5 unter die Räder. Manchester United sah gegen die pfeilschnelle Offensive ebenfalls kein Land und wurde im Old Trafford mit 6:1 abgeschossen. Erstmals in ihrer Premier-League-Geschichte ging United nach 45 Minuten mit vier Gegentoren in die Kabine.
Faktor 5: Jose Mourinhos neue Seite
Die Handschrift des Jose Mourinho ist Anlaufschwierigkeiten in der vergangenen Saison endlich zu sehen. Dabei präsentiert sich "The Special One" von einer neuen Seite. Statt sich mit den Stars anzulegen und für Unruhe zu sorgen, zeigt Mourinho eine soziale Ader: Er ist ungewohnt demütig, herzt seine Spieler und nutzt den Austausch über Social Media. Auch nach der Eroberung der Tabellenspitze bleibt der zweimalige Champions-League-Sieger auf dem Boden. "Wir spielen nicht um den Titel", sagte Mou. Die guten Leistungen begründet er mit einer guten Arbeit auf dem Transfermarkt und starken Trainingseinheiten in der kurzen Vorbereitung.
Faktor 6: Kaderbreite
Der Trainer kann sich auf einen breiten Kader verlassen. Nahezu jede Position ist doppelt mit absoluten Top-Spielern besetzt. Vor allem in der Offensive besitzt Tottenham eine enorme Qualität. Von der Bank kommt ordentlich Druck: Schwächelt Ndombele, rutscht Neuzugang Giovani Lo Celso in die erste Elf. Der Argentinier lieferte zum Beispiel beim Sieg über Manchester City das entscheidende 2:0. Dazu kann Mourinho mit Lucas Moura oder Erik Lamela ordentlich Speed von der Bank bringen. Die Verletzung des Außenverteidigers Doherty konnte mit Serge Aurier gut kompensiert werden. Für das einstige Wundertalent Dele Alli ist aktuell nicht einmal mehr Platz im Kader - er könnte sich im Winter verabschieden. Und dann ist da ja auch noch ein Neuzugang von Real Madrid ...
Kein Faktor (noch): Gareth Bale
Doch Gareth Bale kommt bislang noch nicht richtig ins Rollen. Erst einmal stand der Waliser in der Startelf, musste in den ersten Wochen seit seiner Rückkehr mit Knieproblemen pausieren. Gegen Burnley und Manchester City schmorte er 90 Minuten auf der Bank. Aber immerhin: Im Heimspiel gegen Brighton erzielte Bale nach seiner Einwechslung den Siegtreffer. Zwar sorgte er sportlich bislang nur selten für Furore, dennoch brachte der Transfer eine große Euphorie-Welle in den Londoner Norden. Und wenn ein Bale seine Topform erreicht, ist er für jeden Gegner eine ernstzunehmende Gefahr. Dann erst recht ist Tottenham 2020/21 titelreif!
Titelkandidat Tottenham Hotspur?
Doch wohin führt der Weg der Spurs? Klar – Jose Mourinho will von dem Premier League Titel nichts wissen. Doch warum sollte Tottenham in dieser Form und mit diesem Kader nicht um die Meisterschaft mitspielen? Die Chance auf den ersten Premier-League-Titel seit 1961 ist definitiv gegeben. Natürlich ist die Konkurrenz groß. Liverpool zeigt sich trotz Verletzungspech in guter Verfassung, Chelsea überzeugt mit zahlreichen Verstärkungen und einem torhungrigen Timo Werner. Andere Spitzenteams wie ManUnited, City oder Arsenal kommen wiederum noch gar nicht in Tritt. Die direkten Duelle werden zeigen, wohin die Reise geht. Am Sonntag folgt mit dem Derby gegen den FC Chelsea der nächste heiße Tanz.ran.de meint: Demut hin oder her. Doch mit dieser konstanten Leistung, mit diesem Supersturm und einem "neuen" Jose Mourinho muss sich das Team aus dem Norden Londons fragen: Wenn nicht jetzt, wann dann?