Fußball
Politik kritisiert WM-Vergabe: "Dysfunktionale FIFA"
Weite Teile der deutschen Politik haben die Vergabe der Fußball-WM 2034 nach Saudi-Arabien heftig kritisiert. Vor allem Vertreter der gescheiterten Ampel-Koalition im Bundestag machten ihrem Unmut über die Entscheidung beim Kongress des Weltverbands FIFA am Mittwoch Luft. Dagegen fordert die CDU/CSU-Fraktion eine "faire Chance" für Saudi-Arabien.
"Ich kann die Vergabe politisch nicht gutheißen. Saudi-Arabien ist, was das Thema Menschenrechte angeht, mindestens genauso problematisch wie Katar", sagte Sabine Poschmann in ihrer Rolle als Sportpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion: "Generell ist das System, wie die FIFA mit Vergaben operiert, inakzeptabel, da man bei abweichendem Stimmverhalten Nachteile für sich selbst befürchten muss. Auch, dass mittlerweile wieder gleichzeitige Vergaben mehrerer Turniere möglich sind und die FIFA damit ihre eigene Reform rückgängig gemacht hat, ist kein gutes Zeichen für die Zukunft."
Noch deutlicher wurden die Grünen. "Der Prozess zur Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2034 der Männer nach Saudi-Arabien markiert eine ernüchternde Rückkehr zu alten Mustern: fehlende Transparenz, mangelnder Wettbewerb und Hinterzimmerabsprachen, die jede demokratische Kontrolle vermissen lassen", ließen Philip Krämer (stellvertretender Vorsitzender und Obmann im Sportausschuss) und Boris Mijatovic (Sprecher für Menschenrechtspolitik und humanitäre Hilfe) wissen: "Die heutige Entscheidung ist der traurige Abschluss eines von langer Hand vorbereiteten und inszenierten Spiels."
Für die Grünen ist die FIFA "in sich dysfunktional", der Deutsche Fußball-Bund (DFB) müsste sich deshalb stärker engagieren: "Grundsätzlich ist nachvollziehbar, dass der DFB nicht in Fundamentalopposition zu den internationalen Verbänden stehen kann. Dennoch fordern wir eine klarere Positionierung gegen die autoritären und korrupten Vorgänge in der FIFA."
Philipp Hartewig, sportpolitischer Sprecher der FDP-Fraktion, bezeichnete das Prozedere als "eine Farce. Nach Katar hatte die FIFA versprochen, keine Doppelvergaben mehr zu machen. Genau eine solche findet jedoch heute statt", sagte er in einer Mitteilung. "Der Bewerbungsprozess wurde so konstruiert, dass Saudi-Arabien für 2034 auf jeden Fall den Zuschlag erhält", merkte Hartewig an: "Die FIFA-Reformen von vor zehn Jahren sind damit zu einem zahnlosen Tiger verkommen."
In Richtung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der seine Zustimmung für die Vergaben vor wenigen Tagen öffentlich gemacht hatte, erteilte der 30 Jahre alte Politiker einen Ratschlag: "Jetzt ist der richtige Zeitpunkt, um kritische Töne zu äußern. Die vorgetäuschten Integritätsansprüche der FIFA schaden dem Fußball insgesamt."
Anders sieht es die Union. "Sicherlich gibt es in Saudi-Arabien mit Blick auf die Menschenrechte Verbesserungsbedarf, aber es wurden zum einen bereits Reformen umgesetzt und zum anderem ist der freiheitliche demokratische Rechtsstaat, in dem wir leben dürfen, auch nicht über Nacht in Deutschland entstanden", betonte der Sportpolitische Sprecher Stephan Mayer: "Wir sollten Saudi-Arabien eine faire Chance geben; moralische Belehrungen mit erhobenem Zeigefinger aus unserem Land sind sicherlich nicht hilfreich."
Zudem "sollten wir uns hüten, über den Deutschen Fußball-Bund wegen seiner Zustimmung zur WM-Vergabe vorschnell moralisch zu urteilen", äußerte Mayer: "Denn jede andere Position des DFB hätte mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer langanhaltenden Isolation in der internationalen Fußballwelt geführt."