Frauen-WM
Frauen-WM: Desaster perfekt! DFB-Team nach Remis gegen Südkorea raus
- Aktualisiert: 03.08.2023
- 18:30 Uhr
- SID
Ein Jahr nach dem EM-Höhenflug sind die deutschen Fußballerinnen in der WM-Vorrunde krachend gescheitert. Nach dem enttäuschenden 1:1 gegen Außenseiter Südkorea flossen viele Tränen.
In der Stunde des Schmerzes griff Bernd Neuendorf zum Telefon und versicherte der traurigen Martina Voss-Tecklenburg seine Rückendeckung. "Ich habe direkt nach dem Spiel mit der Bundestrainerin telefoniert. Gemeinsam werden wir diese Enttäuschung aufarbeiten", sagte Neuendorf dem SID nach dem historischen Vorrunden-Aus der deutschen Fußballerinnen bei der WM in Australien und Neuseeland.
Seine Koffer für die Reise zur K.o-Runde hatte Neuendorf schon gepackt - umsonst. Nach dem 1:1 (1:1) gegen den großen Außenseiter Südkorea muss der zweimalige Weltmeister die Heimreise antreten. Dies "schmerzt außerordentlich", betonte Neuendorf. Schließlich sei ihm "die Entwicklung des Frauenfußballs in Deutschland ein persönliches Anliegen".
Nach der Blamage von Brisbane war aber nicht nur der Präsident enttäuscht, doch auch die aufmunternden Worte der hohen Politik waren für die abgestürzten Vize-Europameisterinnen kein Trost. "Was für ein Drama! Manchmal steckt einfach der Wurm drin. Kopf hoch, liebe DFB-Frauen", twitterte Außenministerin Annalena Baerbock. Innenministerin Nancy Faeser schickte ein gebrochenes Herz in Richtung Voss-Tecklenburg und ihren fassungslosen Spielerinnen.
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Die vielen Tränen bei Alexandra Popp und Co. waren zwar beim gemeinsamen Abendessen schon wieder getrocknet, doch der Schock saß immer noch tief. "Um ehrlich zu sein, ist bei mir gerade eine absolute Leere", sagte Kapitänin Popp und ließ sogar ihre Zukunft in der DFB-Auswahl offen. "Da habe ich keine Antwort zu. Ich muss das alles erstmal sammeln, verarbeiten und sortieren."
DFB-Frauen: WM-Aus hinterlässt tiefe Spuren
Das traf auch auf Voss-Tecklenburg zu. Das krachende Scheitern nur ein Jahr nach dem EM-Höhenflug hatte auch bei der Bundestrainerin sichtbar Spuren hinterlassen. Mutterseelenallein hockte sie nach dem Abpfiff auf ihrer Bank und zeigte sich selbstkritisch. "Wir haben zweimal ein Ergebnis erzielt, das nicht ausreicht. Dem müssen wir uns stellen - und das in erster Linie in meiner Person", sagte die Bundestrainerin im ZDF und betonte: "Ich stelle mich jetzt in erster Linie vor die Mannschaft."
Voss-Tecklenburg besitzt noch einen Vertrag bis 2025. An ihre Zukunft wollte die 55-Jährige im Brisbane Stadium aber noch nicht denken. "Ich stehe dazu, dass wir das nicht geschafft haben weiterzukommen, aber gebe mir die Möglichkeit, nicht vorschnell etwas zu sagen. Ich brauche das auch, um das verarbeiten zu können", sagte Voss-Tecklenburg. Joti Chatzialexiou betonte, dass er "nach dem Spiel niemanden infrage stellen" werde. "Das ist eine Thematik, über die wir in Ruhe sprechen werden", sagte der Sportliche Leiter Nationalmannschaften beim DFB.
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Das Unentschieden gegen Südkorea war durch den überraschenden Sieg von Marokko gegen Kolumbien (1:0) zu wenig. "Das war nicht unser Anspruch", brachte Popp mühsam hervor. "Ich kann nicht verstehen, was hier gerade abgeht", bekannte sie ehrlich. Ihr viertes Turniertor (42.) reichte nach dem schnellen Schock durch Sohyun Cho (6.) nicht aus. "Einige Spielerinnen sind unter ihrem Leistungsniveau geblieben", kritisierte Chatzialexiou
Statt dem kriselnden Verband nach drei herben Turnier-Enttäuschungen bei der A-Nationalmannschaft der Männer und dem Gruppen-Aus der U21 bei der EM wieder einen glanzvollen Sommer zu bescheren, ist das nächste Desaster perfekt. "Es ist ein gebrauchter Sommer für den DFB und den gesamten deutschen Fußball. Es ist auch ein Rückschlag für den Frauenfußball", sagte Chatzialexiou und klagte über die "verpasste Chance, für die neue Generation Vorbilder zu schaffen".
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Dabei war das DFB-Team beim 6:0 gegen Marokko noch furios ins Turnier gestartet. Man habe "es leider nicht geschafft, den Schwung mit in die weiteren Spiele zu nehmen", bedauerte Neuendorf. Die Niederlage gegen Kolumbien (1:2) sorgte nach der schwachen Vorbereitung für mehr Verunsicherung, als es die Bundestrainerin und ihre Spielerinnen eingestehen wollten. "Es ist ein bisschen surreal. Ich glaube, wir müssen es einfach jetzt noch einmal hinterfragen, ob das von uns als Einzelspielerin auch genug war", sagte Lena Oberdorf.
Voss-Tecklenburg versuchte es nach der Rückkehr von Abwehrchefin Marina Hegering mit der zuvor wenig erprobten Dreierkette, das nutzten die ebenfalls ausgeschiedenen Südkoreanerinnen in der Anfangsphase gegen eine nervöse DFB-Auswahl eiskalt aus. "Wir verteidigen es nicht gut", kritisierte Oberdorf.
Auch das Offensivspiel lahmte wie schon gegen Kolumbien. Die Idee war, mit Flanken gegen die kleineren Gegenspielerinnen zum Erfolg zu kommen. Das funktionierte aber nur beim Ausgleich. In der Schlussphase sorgte die eingewechselte Sydney Lohmann für Gefahr, das war es aber auch. "Bis auf Lohmann hat uns Deutschland keine Probleme bereitet", sagte Südkoreas Trainer Colin Bell.