Daems: "Wilmots hat die richtigen Worte gefunden"
- Aktualisiert: 31.10.2013
- 11:26 Uhr
- Filip Daems
Borussia Mönchengladbachs Mannschaftskapitän Filip Daems schreibt exklusiv auf ran.de über den Höhenflug der belgischen Nationalmannschaft.
Mönchengladbach - Zehn Spiele, acht Siege, zwei Unentschieden und nur vier Gegentreffer: die Art und Weise, mit der sich die belgische Nationalmannschaft in einer Qualifikationsgruppe mit Kroatien, Serbien und Schottland, die gewiss kein Selbstläufer war, für die WM in Brasilien qualifiziert hat, nötigt großen Respekt ab. Dass die Mannschaft von Trainer Marc Wilmots gleich auch noch auf Platz fünf der FIFA-Weltrangliste gestürmt ist, Belgiens beste Platzierung seit Einführung der Wertung, scheint da zwar nur eine schöne Momentaufnahme.
Bedenkt man aber, dass Belgien noch vor sechs Jahren auf Platz 71 und damit gleichauf mit Fußball-Zwergen wie Kuba oder Sierra Leone rangierte, lässt sich unschwer erkennen, welche Entwicklung der Fußball in meinem Heimatland in den vergangenen Jahren durchlaufen hat. Auslöser dieser Entwicklung war ausgerechnet die desaströse Europameisterschaft 2000 im eigenen Land.
Aufschwung alles andere als ein Strohfeuer
Damals haben der belgische Fußball-Verband und die Klubs erkannt, dass nachhaltiger Erfolg nur über Investitionen in den eigenen Nachwuchs möglich ist. Heute verfügen Klubs wie der KRC Genk, Standard Lüttich, der FC Brügge oder der RSC Anderlecht über eigene Fußball-Akademien, die nicht nur immer wieder hervorragende Talente hervorbringen, sondern den Vereinen so auch enorme Transfererlöse garantieren.
Deshalb bin ich überzeugt, dass der aktuelle Aufschwung alles andere als ein Strohfeuer ist. Das Team von Trainer Marc Wilmots mag selbst immer noch zu den jüngsten Auswahlteams gehören. Dennoch wartet hinter Jungstars wie Hazard, Fellaini, Lukaku oder Alderweireld längst schon wieder eine neue Generation hochtalentierter U21-Spieler, die in der belgischen Liga beinahe alle bereits Stammspieler sind.
Alles Talent wäre aber für Belgien verschwendet, wenn es Wilmots nicht gelungen wäre, aus dieser Ansammlung von Hochveranlagten ein echtes Team, eine Einheit zu formen. Wilmots hat die richtigen Worte gefunden, um nicht immer ganz einfache Charaktere auf Kurs zu bringen, und hat Gräben dauerhaft zugeschüttet, die es zwischen Flamen und Wallonen immer wieder einmal gab in der Nationalmannschaft.
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Witsel unverzichtbar
Zudem zeigt seine Mannschaft kaum Angriffspunkte. Defensiv sehr stabil, offensiv hoch kreativ – so könnte man den Stil der "Roten Teufel" umschreiben. Ob diese Mannschaft aber wirklich schon das Zeug zur WM-Überraschung hat, wie manch einer in Belgien schon glauben möchte, bleibt abzuwarten. Gruppen-Auslosung, etwaige Verletzungen, etwa von Axel Witsel, den ich für unverzichtbar halte, oder einfach Pech im Spiel könnten solche Träume schnell platzen lassen.
Sorgen, die große Erwartungshaltung in Belgien könnte die Mannschaft lähmen, mache ich mir aber keine. Diese Spieler stehen nahezu ausschließlich bei europäischen Top-Klubs wie Atletico Madrid, Man City, FC Arsenal, Tottenham Hotspur, Manchester United, FC Porto, FC Chelsea, FC Everton oder Zenit St. Petersburg unter Vertrag. Druck ist für Kompany, Vermaelen, Witsel und Co. also ganz bestimmt kein Problem.