Kleinster WM-Teilnehmer der Geschichte
Für die WM qualifiziert: Was steckt hinter Islands Fußballwunder?
- Aktualisiert: 11.10.2017
- 19:42 Uhr
- ran.de / Victoria Kunzmann
Islands Fußballmärchen geht weiter: Nach dem überraschenden Erreichen des Viertelfinales bei der EM 2016, qualifiziert sich die Nationalmannschaft des Inselstaates auch für die WM 2018. Doch was steckt hinter dem großen sportlichen Erfolg der kleinen Nation?
Von Victoria Kunzmann
München - 334.000. So viele Einwohner zählt in etwa die Stadt Bielefeld. Ebenso viele Einwohner zählt Island. Und seit kurzem ist der Inselstaat damit der kleinste WM-Teilnehmer in der Geschichte.
Der 2:0-Sieg gegen Kosovo sicherte der isländischen Fußball-Nationalmannschaft den Sieg in der Qualifikationsgruppe I - vor Kroatien, der Ukraine und der Türkei. Allein die Türkei hat mehr organisierte Fußballer als Island Einwohner.
Bereits im vergangenen Jahr überraschten die "Fußball-Wikinger" aus dem Norden Europas, als sie England im Achtelfinale der Europameisterschaft 2:1 besiegten. Nun schafften sie die nächste Sensation.
Nationaltrainer Heimir Hallgrimsson konnte es nach der gelungenen Qualifikation gar nicht fassen. "Das ist alles ganz schön seltsam", sagte er. "Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Ich meine ... Pele, Maradonna, Aron Einar Gunnarsson."
Damit war sein Kapitän gemeint.
Nicht nur im Fußball erfolgreich
Aus geografischer und bevölkerungstechnischer Sicht ein Zwerg, mischt Island die Fußballwelt, gar die Sportwelt, auf. Denn nicht nur Islands Fußballer sind auf dem Vormarsch. Auch die Erfolge der Basketball-Nationalmannschaft können sich mit Teilnahmen an den Europameisterschaften 2015 und 2017 durchaus sehen lassen.
Islands Handballer sind gar über die Landesgrenzen hinaus erfolgreich, etwa mit dem ehemaligen deutschen Nationalcoach Dagur Sigurdsson, oder dem Trainer des THW Kiel, Alfred Gislason. Auch im Schach belegen Isländer vordere Plätze. Fakt ist: Die isländische Regierung investiert seit Jahren in den Sport im Land.
Ganz besonders allerdings in den Fußball.
Schlechtes Wetter? Ab in die Halle!
"Die fußballerische Infrastruktur ist wesentlich besser geworden. Island hat viel in den Fußball investiert, das macht sich jetzt bezahlt", sagte etwa der isländische Stürmer Alfred Finnbogason vom FC Augsburg.
Konkret heißt das: Der isländische Fußballverband KSI ließ in den vergangenen 15 Jahren zahlreiche Indoor-Fußball-Arenen und kleinere Kunstrasenplätze bauen.
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Indoor? Der Grund ist simpel: Kälte, Wind und die frühe Dunkelheit am Tag lassen nur wenige Monate im Jahr Fußball im Freien zu. Deshalb weichen die isländischen Sportler in die Halle aus. Während es 2002 nur eine einzige Indoor-Fußball-Halle gab, sind es inzwischen sieben große und zahlreiche kleine.
Daneben hat nahezu jedes kleine Dorf in Island einen eigenen Sportplatz.
Neben der Infrastruktur hat der isländische Fußballverband entscheidend in die Ausbildung investiert: Während bis zur Jahrtausendwende meist Väter die Jugendmannschaften des örtlichen Fußballvereins trainiert haben, ist Island heute das Land mit den verhältnismäßig meisten Fußballlehrern. Rund 800 Trainer haben die UEFA-A- oder B-Lizenz.
2011 beginnt die Wende
Erste Früchte trug die Entwicklung 2011: Damals qualifizierte sich erstmals eine U21 im Land für die Teilnahme an der EM. Im selben Jahr begann Lars Lagerbäck seine Arbeit als Nationaltrainer, die er nach dem Überraschungsauftritt bei der EM 2016 beendete. Seitdem führt sein Co-Trainer Hallgrimsson die Arbeit erfolgreich fort.
"Wir haben eine super Generation, die schon seit Jahren zusammenspielt. Außerdem hatten wir in den vergangenen Jahren viele gute Trainer, die neue und wichtige Impulse gesetzt haben", sagte Finnbogason. Die kämpferische, unermüdliche Mentalität auf der Vulkaninsel motiviert Spieler und Trainer zusätzlich: "Wir haben den Berg erklommen und blicken nun zum nächsten. Wir ziehen unsere Wanderstiefel an und gehen los", beschrieb es Hallgrimson.
Eines ist sicher: Die Fußballwelt kann sich bei der WM 2018 auf Islands sympathische Fans und ihre "Huh"-Rufe freuen.
Vielleicht ja auch auf das nächste Fußballwunder.
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