WM 2022 in Katar
Oliver Bierhoff: Millionen-Abfindung für DFB-Aus?
- Aktualisiert: 07.12.2022
- 13:26 Uhr
- ran.de
Die Trennung von Oliver Bierhoff wird für den DFB nach Informationen von ran richtig teuer. Trotzdem wollten die Verantwortlichen nach dem WM-Debakel einen klaren Schnitt.
München – Es war bei dem kurzfristig angesetzten Gespräch am Montag offensichtlich relativ schnell klar, dass es für Oliver Bierhoff keine Zukunft als Leiter der Nationalmannschaften im DFB geben werde.
Nach zuletzt drei erfolglosen Turnieren stand die Entscheidung der Verbandsspitze fest, dem DFB-Direktor zwar seine Verantwortung für die im Frühjahr eröffnete Akademie zu lassen, aber die Zuständigkeit für die Auswahlteams wegzunehmen.
Bierhoff wollte Degradierung nicht hinnehmen
Da Bierhoff diese Degradierung nicht hinnehmen wollte, ging es nur noch um die Formalitäten für eine vorzeitige Beendigung des bis 2024 laufenden Vertrags.
Anscheinend war der Wunsch von DFB-Präsident Bernd Neuendorf und seinem für den Profifußball zuständigen Vize Hans-Joachim Watzke nach einem Neuanfang ohne Bierhoff so groß, dass man sich nach Informationen von ran am Ende auf eine Abfindung über mehrere Millionen Euro einigte. Sie soll angeblich nah an der Summe liegen, die Bierhoff bei Vertragserfüllung regulär bekommen hätte.
Oliver Bierhoff: Freistellung teurer als Abfindung
Eine Freistellung bis 2024 sei aber noch um einiges teurer gewesen, sagte ein Insider. Ein anderer langjähriger Kenner des Verbandes erklärte, man habe lieber in den millionenschweren "sauren Apfel" gebissen, weil Bierhoff freiwillig nicht vorzeitig gegangen wäre.
Der DFB will die Abfindungszahlung auf Nachfrage weder bestätigen noch dementieren, weil man sich zu Vertragsdetails grundsätzlich nicht äußere. In der am späten Montagabend nach den Auflösungsverhandlungen verschickten Pressemitteilung über die vorzeitige Vertragsauflösung ist von einer Zahlung keine Rede.
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Bierhoff gebühre "Respekt, Anerkennung und Dank"
"Oliver Bierhoff hat sich in 18 Jahren seiner Tätigkeit erhebliche Verdienste um den deutschen Fußball erworben", sagte Watzke in einem Statement. "Dafür gebührt ihm Respekt, Anerkennung und Dank!"
Der 54-Jährige war nach der verpatzten EM 2004 zusammen mit Bundestrainer Jürgen Klinsmann und dessen Assistent Jogi Löw als Manager Nationalmannschaft zum DFB gestoßen und in der Folgezeit immer weiter aufgestiegen, auch aufgrund der Erfolge der Auswahl bis zum WM-Triumph 2014. Ab 2015 war der ehemalige DFB-Kapitän auch Projektleiter der neu gebauten Verbandsakademie in Frankfurt und nach einer Strukturreform ab 2018 Direktor mit der Verantwortung für den gesamten sportlichen Bereich.
Bierhoff: Schon seit langem in der Kritik
Schon seit langem stand Bierhoff in der Kritik von Öffentlichkeit und Medien, weil er zu viel Wert auf Marketing sowie Kommerzialisierung der Nationalmannschaft lege und zu wenig auf die Nähe zu den Fans. Exemplarisch dafür stand für viele der von Bierhoff eingeführte Begriff "Die Mannschaft", der in diesem Jahr nach der Neuwahl des DFB-Präsidiums abgeschafft wurde.
In seinen Abschiedsworten mischten sich bei Bierhoff, der am Ende für rund 180 Mitarbeiter verantwortlich war, Stolz und Selbstkritik. "In den vergangenen vier Jahren haben wir es nicht geschafft, an frühere Erfolge anzuknüpfen und den Fans wieder Grund zum Jubeln zu geben. Einige Entscheidungen, von denen wir überzeugt waren, haben sich nicht als die richtigen erwiesen. Das bedauert niemand mehr als ich. Dafür übernehme ich die Verantwortung", schrieb er. "Ich mache damit den Weg frei für neue Weichenstellungen."
Bierhoff-Nachfolge: Bobic Wunschkandidat – kein Sammer-Comeback
Offen ist die Nachfolgeregelung. Nach Informationen des "kicker" soll Hertha-Sportchef Fredi Bobic die Wunschlösung der DFB-Führung sein, zudem werden unter anderem Thomas Hitzlsperger, Sami Khedira und Ralf Rangnick gehandelt.
Eine Rückkehr des ehemaligen DFB-Sportdirektors Matthias Sammer ist dagegen nach ran-Informationen sehr unwahrscheinlich. "Helfen für den Fußball, für die Sache, das ist mein Leben. Aber gewisse Positionen brauche ich nicht mehr.", sagte der 55-Jährige bei Magenta TV, allerdings vor der Bierhoff-Trennung. Als "Einflüsterer" von Watzke, den er ja bereits seit längerem bei Borussia Dortmund berät, wird Sammer ohnehin künftig noch einflussreicher.
Darüber hinaus steht die Frage im Raum, ob der eng mit Bierhoff verbundene Hansi Flick ebenfalls über einen Rückzug vom Amt nachdenkt. "Meinem Trainerteam und mir fällt im Moment die Vorstellung schwer, wie die durch Olivers Ausscheiden entstehende Lücke fachlich und menschlich geschlossen werden kann", sagte der Bundestrainer in einer am Dienstag veröffentlichten Stellungnahme und heizte vor der sportlichen WM-Analyse in einer Krisensitzung am Mittwoch die Spekulationen über sein vorzeitiges Ausscheiden an.