Verhältnis zwischen Pique und Ramos zerbrochen
Spaniens Nationalelf - zwischen WM-Quali und Katalonien-Streit
- Aktualisiert: 22.02.2018
- 15:13 Uhr
- ran.de/ Maximilian Barz
Vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Albanien beherrscht die politische Debatte das Geschehen um die spanische Nationalmannschaft. Im Mittelpunkt: Gerard Pique und Sergio Ramos.
Von Maximilian Barz
München/Alicante - Es ist das wegweisende Spiel. Direkte Qualifikation für die WM in Russland. Ein Sieg und sie sind dabei. Eine Niederlage und Italien könnte nach Punkten gleichziehen.
Vor dem WM-Qualifikations-Spiel am vorletzten Spieltag gegen Albanien (Fr., ab 20:45 Uhr im Liveticker auf ran.de) tritt das sportliche Geschehen in Spanien jedoch in den Hintergrund. Die politischen Diskussionen überlagern die Partie des Weltmeisters von 2010 in Alicante.
Streitobjekt: Gerard Pique
Worum geht es? Am 1. Oktober ließ die katalanische Regionalregierung ein Volks-Referendum über die Abspaltung Kataloniens vom spanischen Zentralstaat abhalten, obwohl ein spanisches Verfassungsgericht dies untersagt hatte.
An den Wahllokalen kam es teils zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Wählern und der spanischen Polizei. Aufgrund der Polizeigewalt beklagte die Regionalregierung in Barcelona mehr als 800 Verletzte. Daraufhin spielte Barca das Ligaspiel gegen Las Palmas aufgrund von Sicherheitsbedenken vor leeren Rängen.
In der spanischen Nationalmannschaft entfaltet sich die Diskussion an einer Person: Gerard Pique. Der Innenverteidiger des FC Barcelona trat vehement für das Recht der Bürger auf eine Abstimmung ein.
Drei Tage vor dem Referendum hatte Pique mit einem Tweet für Zündstoff gesorgt. "Von heute bis Sonntag werden wir uns friedlich ausdrücken. Gebt ihnen keine Entschuldigung. Es ist das, was wir wollen", schrieb er.
Damit zog der Barca-Star auch die Wut der spanischen Fans auf sich. Beim öffentlichen Training mit der Nationalelf musste er sich Pfiffe und Beleidigungen anhören. Daraufhin brach Nationaltrainer Julen Lopetegui die Einheit nach nicht einmal einer halben Stunde ab.
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Fünf Katalanen im Kader
Zuletzt bot Pique sogar seinen Rücktritt aus der "Seleccion" an. In einer Pressekonferenz am Mittwoch betonte er, dass es ihn schmerze, wenn die eigenen Fans gegen ihn sind. Dennoch möchte er weiterhin alles für die Nationalmannschaft geben. "Ich möchte nicht durch die Hintertür verschwinden. Dieses Team und der ganze Verband sind meine Familie", führte der Innenverteidiger aus.
Dabei ist Pique nicht der einzige Katalane im Kader der Nationalmannschaft. Im Aufgebot für die WM-Quali-Spiele gegen Albanien und Israel befinden sich ebenfalls Pepe Reina, Jordi Alba, Sergi Roberto und Sergio Busquets - alle gebürtige Katalanen.
Auch Barca-Legende Andres Iniesta zählt dazu. Er kam in der Region Kastilien-La Mancha auf die Welt, spielt aber seit seiner Kindheit beim FC Barcelona und lief bereits einmal für das katalanische Nationalteam auf. Dieses trägt zwar immer wieder Freundschaftsspiele aus, ist jedoch noch keine von der FIFA oder UEFA offiziell anerkannte Nationalmannschaft.
Pique und Ramos im Clinch?
Könnten sich nun auch innerhalb des spanischen Teams zwei Lager bilden? Piques Aussagen sorgen auf jeden Fall für Diskussionsstoff und Spannungen. Denn nicht jeder Teamkollege steht hinter Pique.
Sergio Ramos, Kapitän von Barcelonas Dauerrivale Real Madrid, kritisierte ihn sogar öffentlich. "Piques Tweet ist nicht das Sinnvollste, wenn du nicht ausgepfiffen werden willst", sagte Ramos.
Die Sporttageszeitung "AS" titelte daraufhin, dass das bereits zuvor nicht immer beste Verhältnis der beiden nun "definitiv zerbrochen" sei.
"Hätte es nicht gemacht"
Und Saul Niguez von Atletico Madrid sagte - angesprochen auf die Situation im Nationalteam - in der "El Mundo": "Es ist kompliziert, weil es uns letztlich nicht gefällt, wenn ein Mitspieler ausgepfiffen wird. Das ist nicht mehr nur Fußball."
Piques Tweet fand er dennoch nicht korrekt: "Ich persönlich hätte es nicht gemacht", meinte der 22-Jährige.
Die weiteren katalanischen Spieler neben Pique halten sich bedeckter. "Ich halte meine politischen Vorstellungen von der Nationalmannschaft fern", sagte beispielsweise Busquets dem Radiosender "El Larguero" und fügte hinzu: "Ich möchte noch viele Jahre in der Nationalmannschaft spielen."
Wichtiges Spiel gegen Albanien
Bayern-Star Thiago offenbarte auf der Pressekonferenz am Dienstag, dass das spanischen Team von der Diskussion langsam genervt ist. "Wir wollen Fußball spielen. Ich bin nicht hierher gekommen, um über das Leben eines Teamkollegen zu sprechen", betonte er.
Dennoch wird beim Quali-Spiel in Alicante gegen Albanien vor allem die Reaktion der Fans mit Spannung erwartet. Nationalcoach Lopetegui ist hoffnungsvoll, dass die Anhänger positiv gestimmt sein werden. "Wir brauchen die Unterstützung von Alicante, um einen wichtigen Schritt in Richtung WM zu gehen", sagte er.
Zumindest 90 Minuten lang sollte dann wieder das sportliche Geschehen im Vordergrund stehen.
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