Der Fußball verändert sich
Tiki-Taka am Ende? Ballbesitz-Fußball ist keine Erfolgsgarantie mehr
- Aktualisiert: 02.07.2018
- 17:23 Uhr
- ran.de
Mit Spanien und Deutschland sind die prominentesten Vertreter des Ballbesitz-Fußballs bei der WM 2018 früh ausgeschieden. Auch auf Vereinsebene überzeugt Tiki-Taka nicht mehr vollends.
München – "Ich habe den Ball, ich passe den Ball!" So simpel erklärte Pep Guardiola in seiner Zeit als Trainer des FC Bayern sein Spielsystem Tiki-Taka. Die Kennzeichen: Extrem viel Ballbesitz, viele Pass-Stafetten. Bis sich die Lücke beim Gegner auftut. Doch die Fußball-WM 2018 hat gezeigt: Tiki-Taka steuert auf sein Ende zu.
Mit Deutschland und allen voran Spanien sind die beiden Mannschaften ausgeschieden, die diese Spielphilosophie am ehesten verinnerlicht haben. Auffällig bei beiden Teams war die Ideenlosigkeit und die fehlenden Lösungsansätze im Offensivspiel.
Abwehrreihen sind auf Tiki-Taka geschult
Der Blick auf die nackten Werte der ran-Datenbank zeigt eigentlich ein positives Bild für beide Teams. Spanien spielte mit 3084 Pässen die meisten aller Mannschaften im Turnier, Deutschland mit 1792 immerhin die Viertmeisten. Zudem schossen sie mit 69 Abschlüssen (Spanien) und 68 (Deutschland) am häufigsten auf das gegnerische Tor.
Trotzdem waren die beiden Ex-Weltmeister extrem ineffektiv. Spanien erzielte nur sieben Treffer, brauchte damit ca. zehn Schüsse pro Tor. Beim DFB-Team war die Bilanz noch düsterer. Zwei Tore in drei Spielen bei 68 Schüssen – 34 Schüsse pro Treffer!
Die Gegner haben sich inzwischen auf die Passmaschinen eingestellt und zwei Lösungsansätze entwickelt. Fußballerisch limitierte Teams, wie Südkorea oder Russland, ließen Deutschland und Spanien durch gutes Verschieben ohne Ball kaum Lücken. So kamen die Favoriten zwar auf gewohnt hohe Ballbesitzwerte und viele Pässe, erzielten dabei aber kaum Ertrag.
Das Comeback des Überfallfußballs
Der zweite Weg zeigte sich bereits im europäischen Klubfußball. Ausgenommen von Guardiolas aktuellem Team Manchester City, das souverän die Meisterschaft in England holte, setzten die Mannschaften auf physischeren Fußball mit schnellen Außenbahnspielern.
Manchester City selbst lieferte das beste Beispiel. Im Champions League-Viertelfinale gegen den FC Liverpool traf das Guardiola-Team auf defensiv geordnete Liverpooler. Die "Reds" verschoben diszipliniert und pressten immer wieder auf den ballführenden Spieler. Die Folge waren Ballverluste und Gegentore über die schnellen Flügelspieler Mohamed Salah und Sadio Mané. Ähnlich machten es Mexiko und Südkorea gegen Deutschland, sowie Russland im Achtelfinale gegen Spanien – auch wenn dem Gastgeber kein Treffer aus dem Spiel heraus gelang.
WM-Top-Favorit Frankreich brachte im Achtelfinale gegen Argentinien (4:3) immer wieder die schnellen Antoine Griezmann und Kylian Mbappe ins Laufen, kombinierte Tiki-Taka-Elemente mit blitzartigem Umschaltspiel. Oder wie Kevin-Prince Boateng den modernen, erfolgreichen Fußball kürzlich zusammenfasste: "Bruder, schlag den Ball lang!"
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