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WM 2022: Argentinien vs. Niederlande wird zum Hass-Duell - wie konnte es so weit kommen?

  • Aktualisiert: 13.12.2022
  • 18:48 Uhr
  • ran.de/ Tobias Wiltschek
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© Imago

Die Eskalation des Duells zwischen Argentinien und den Niederlanden gipfelte in den hämischen Gesten der Sieger nach dem Elfmeter-Drama. Doch wie konnte es überhaupt soweit kommen? ran begibt sich auf Spurensuche.

Von Tobias Wiltschek

Update vom 13.12.2022: Wir haben auch zusammengefasst, wie man die Übertragung des WM-Halbfinals zwischen Argentinien und Kroatien heute live im TV, Livestream und Liveticker verfolgen kann.

München/Lusail - Dieses Duell, das ist sicher, wird noch ein Nachspiel haben.

Was sich Argentinier und Niederländer während und nach dem WM-Viertelfinale im Lusail Iconic Stadium geleistet haben, ist Gegenstand von Ermittlungen durch die FIFA. Das hat der Weltverband am Tag danach bereits bekanntgegeben.

Welche Szenen da genau beleuchtet werden, wurde zunächst nicht bekannt.

Klar ist nur: Es hatte sich während der insgesamt 140 Spielminuten plus Elfmeterschießen und den Szenen danach so viel aufgestaut, dass am Ende völlig unklar war, was diese Eskalation überhaupt ausgelöst hat.

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Ursprung der Provokationen liegt in Sao Paulo

Um dem Ursprung dieser Kette an Provokationen und Reaktionen auf die Spur zu kommen, reicht es nicht, mit dem Anpfiff des Spiels zu beginnen.

Um genau zu sein, muss man mit der Entschlüsselung des Geschehens von Lusail am anderen Ende der Welt beginnen.

In Sao Paulo hatte die Niederlande das WM-Halbfinale nach Elfmeterschießen gegen Argentinien mit 2:4 verloren. Das ist mittlerweile achteinhalb Jahre her. Seitdem aber brannte Oranje auf Revanche. Damals wie auch in Katar hieß der Trainer der Niederländer Louis van Gaal.

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Van Gaal und Depay sind zum Scherzen aufgelegt
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Lacher auf der PK: Van Gaal unternimmt Kussversuch bei Depay

Oranje-Coach Louis van Gaal hat auf einer Pressekonferenz vor dem WM-Viertelfinale gegen Argentinien mit Humor auf die Kritik von Angel di Maria reagiert. Dabei hat er versucht seinen Spieler Memphis Depay zu küssen.

  • 08.12.2022
  • 17:22 Uhr

"Wir haben eine Rechnung zu begleichen. Ich schaue nicht gern zurück", sagte der 71-Jährige diesmal vor dem Spiel gegen Argentinien. Doch dabei beließ es der Bondscoach nicht.

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Van Gaal provoziert Argentinien mehrmals

Er sprach auch über Lionel Messi, den Superstar der Argentinier. "Natürlich ist Messi ihr gefährlichster und kreativster Spieler. Auf der anderen Seite beteiligt er sich nicht viel am Spiel, wenn der Gegner in Ballbesitz ist. Darin liegt unsere Chance", sagt er – und legte damit den ersten Brandsatz.

Auch die Kritik von Angel di Maria aus dem vergangenen Jahr, er sei der "schlechteste Trainer", den er in seiner Karriere gehabt habe, ließ van Gaal nicht unkommentiert.

"Er ist der einzige Spieler, der das gesagt hat", antwortete er auf der Pressekonferenz vor dem Spiel und legte nach: "Es ist traurig, ich mag es nicht, dass Angel das gesagt hat."

Normalerweise reichen solche Sätze schon, um den Gegner zusätzlich zu motivieren. Doch van Gaal hatte noch nicht genug. Selbst die Aufstellung der Argentinier nutzte der ehemalige Bayern-Trainer dazu, den Gegner weiter zu provozieren.

"Die Aufstellung zeigt, dass sie etwas Angst vor uns haben. Taktisch ist es gut für uns, weil sie einen Stürmer weniger haben und der Druck ganz auf Messis Schultern liegt", sagte er.

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Messi legt sich mit van Gaal an

Auch diese Aussage hatte Messi im Kopf, als er sich nach dem Sieg im Elfmeterschießen vor der Bank der Niederländer aufbaute und eine provozierende Geste in Richtung van Gaal machte. Anschließend sah man ihn noch bei einem heftigen Wortgefecht mit van Gaal und dessen Assistenten.

Später begründete Messi, warum er so sauer auf van Gaal war. "Ich mag es nicht, wenn Leute vor Spielen reden, ihr Trainer war uns gegenüber nicht respektvoll." 

Das Duell Messi gegen van Gaal war aber nur ein Eskalationsstrang am Freitagabend. Ein anderer entwickelte sich erst während der Partie.

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Nachdem die erste Halbzeit und weite Strecken der zweiten Hälfte noch relativ geräuschlos über die Bühne gegangen waren, eskalierte die Partie erstmals so richtig in der vorletzten Minute der regulären Spielzeit.

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Bei Paredes und van Dijk brennen die Sicherungen durch

Der eingewechselte Leandro Paredes grätschte Nathan Ake an der Seitenlinie brachial um und drosch anschließend den Ball noch gegen die Ersatzbank der Niederländer. Auch wenn er damit niemanden traf, hätte ihn Schiedsrichter Antonio Mateu Lahoz dafür vom Platz stellen müssen. Genauso übrigens wie Virgil van Dijk, der Paredes anschließend niederstreckte.

Dass der Schiedsrichter dies nicht tat, trug nicht zur Beruhigung des Spiels bei – im Gegenteil. Bis in das Elfmeterschießen hinein provozierten die Spieler beider Teams einander.

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Weghorst, ein Gockel und niemand mag Argentinien - Netzreaktionen zum Viertelfinale

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Argentinien schlägt die Niederlande erst nach einem Elfmeter-Krimi. Doch sowohl die Südamerikaner als auch der Unparteiische der Partie bekommen im Netz ihr Fett weg.

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  • 02:19 Min
  • Ab 0

Das ging soweit, dass mehrere niederländische Spieler Lautaro Martinez, den letzten Elfmeterschützen der Argentinier, mehrere Meter bei dessen Gang zum Punkt begleiteten, wie Videos belegen.

Eine unfaire Aktion, die die Argentinier mit einer weiteren unfairen Aktion konterten. Das Foto von Spielern, die nach dem entscheidenden Elfmeter die enttäuschten Niederländer mit herablassenden Gesten auch noch provozierten, ging um die Welt.

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Otamendi erklärt unfaire Gesten

"Ich habe in ihr Gesicht gejubelt, weil es einen niederländischen Spieler gab, der bei jedem unserer Elfmeter angekommen ist und zu einem unserer Spieler etwas gesagt hat", wurde Verteidiger Nicolas Otamendi in verschiedenen Medien zitiert.

Mit diesem niederländischen Spieler war Denzel Dumfries gemeint, der später noch Gelb-Rot sah von einem völlig überforderten Schiedsrichter.

In der Kritik am Spanier Mateu Lahoz waren sich am Ende Argentinier und Niederländer einig. Das war aber auch das einzige bei diesem denkwürdigen Schauspiel, dessen erster Akt schon achteinhalb Jahre zurückliegt.